Martin ist nicht der Erste, der die Entscheidung für seinen Wohnraum von der passenden Garage abhängig gemacht hat. Immerhin, im Ergebnis ist nun viel Platz für Motorräder und Kreativität.

»Ich bin kein Mechaniker und will es auch niemals werden, und es soll sich auch nicht alles nur um Motorräder drehen«, schwer zu glauben, was Martin uns sagt, beim Blick auf die Zweiräder in seiner Garage. Trotzdem, wer den Österreicher näher kennenlernt, weiß schnell, dass da mehr schlummert, als ein Grafiker, der ein bisschen an Bikes schraubt.

Checken, ob die Regenschuhe eingepackt sind

Als den Perfektionisten in ihrer Gemeinschaft beschreiben seine Mopedjungs den Mann in ihrer Mitte. Immer vorbereitet auf alles sei er. Der, der vor der Ausfahrt checkt, ob er die Regenschuhe eingepackt hat. Der, der immer mitdenkt, wo die anderen sich ins Chaos stürzen. Und der, der mehr auf der Pfanne hat, als nur die reine Motorradtechnik. Der sich reinfuchst in Themen wie Lackierung und Metallarbeit und sie nach dem Studium der Technik perfekt ausführt. Der nicht nur Motorräder baut, sondern auch Messer und anderes.

»In meiner Garage ging es mir nie darum, eine Chopper-Werkstatt oder sowas zu eröffnen, sondern darum, einen Platz zu haben, an dem ich immer etwas Neues lernen und machen kann«

Den passenden Platz für die übersprudelnde Kreativität hatte Martin nicht immer. »Da war nie was Eigenes, aber doch der starke Wunsch, einen Platz zumindest für ein Moped und eine Werkbank zu haben. Konkret wird der Gedanke, als der Entschluss kommt, mit seiner damaligen Freundin und heutigen Ehefrau zusammenzuziehen.

Hauptsache in der Garage ist Platz für Motorrad und Werkzeug

Zunächst war eine Wohnung der Plan, aber die Sache mit der Garage wäre dann wohl nichts geworden. »Und extra was anmieten, fand ich auch nicht so geil«, erinnert sich Martin. Also musste doch ein Haus her. Als die beiden bei ihrer Suche auf ein Haus mit einem Nebengebäude treffen, war es um Martin geschehen. »Da war die Sache klar und mir letztlich fast egal, wie das Wohnhaus überhaupt aussieht«, schmunzelt der Kreativmensch.

Als Grafiker geht Martin einem kreativen Beruf nach. Auch in der Freizeit kann er davon kaum lassen, beschäftigt sich mit allem Möglichen wie dem Bau von Messern oder Lederarbeiten

Die Garage bietet genügend Raum für Bikes und Werkzeug, der angeschlossene Wintergarten ist die perfekte Lackierkabine – und das alles sorgsam getrennt vom Haupthaus. Gold wert für einen, der gern mal Lärm macht. Nach der Renovierung des Hauses war die Garage dran, seit zehn Jahren geht Martin nun hier seinen diversen Leidenschaften nach. Fünf fertige oder im Bau befindliche Bikes tummeln sich mittlerweile.

Die XS 650 baute Martin zum Cafe Racer um

Da wären die Sportster – Martins erste Erfahrung im Schrauben, nix Spektakuläres, aber doch ein Wegbereiter. Danach kam der Yamaha-Doppelpack-Kauf. Die XS 650 war eigentlich für Martins Frau gedacht, die fand sie dann aber doch zu groß und schwer. Also musste auch die SR 500 mit, die der Verkäufer ebenfalls anbot. Die XS baute Martin zum Cafe Racer um. Endlich fertig, fühlte er sich doch nicht wohl in der geduckten Haltung auf dem Racer. Also wieder weg damit. 

Der SR wird es kaum besser gehen, denn Martins Frau machte den anvisierten Führerschein nie fertig. Nun steht der Einzylinder als Dauerprojekt in der Garage und wartet auf Fertigstellung zum Tracker. Danach soll auch sie verkauft werden. Und dann war da noch die VN 800, »eine perfekte Basis für einen Seventies-Chopper und meine ersten größeren Lackierversuche«, sagt Martin, der im Lack neue Herausforderungen findet. So entsteht auch ein besonderer Tank nach akribischen Studien traditioneller Lackiertechniken. Er wird demnächst auf der Shovel von Freund Hias glänzen.

Der Startschuss zu neuen Werkstattgeschichten ist gefallen

Und weil Martin bei Hias damit einen gut hat, wird der wiederum beim nächsten Projekt in Martins Garage helfen. Ein Chopper, der als Teilesammlung von einem Kumpel den Weg zu Martin fand. »Es ist ein ehrgeiziges Projekt«, sagt der Perfektionist. Der Startschuss zu neuen Werkstattgeschichten ist damit aber gefallen.

 

Benjamin Grna