Show me your Garage – Ein heißer Tipp führt uns auf die Schwäbische Alb, hier im Nirgendwo sollen zwei junge Typen Oldschool-Harleys bauen. Eine Story vom Land, die unser Schrauberherz berührt.

Vieles ist ungewöhnlich an der Motorradgeschichte von Axel und Robin Frohwerk, ungewöhnlich gut. Mit gerade mal 25 und 27 Jahren gehören sie nicht nur zu den Youngstern der Customszene, sondern halten mit dem Umbau von Harleys zu Bobbern und Choppern auch die Traditionen einer anderen Generation aufrecht. Sie leben beim Schrauben und Fahren alte Werte und haben damit einige Jungs aus der Umgebung in ihren Bann gezogen.

Show me your Garage – Alter Schuppen von stattlicher Größe

Anfang der 80er Jahre betreibt Georg, der Vater von Axel und Robin, zusammen mit seinem Bruder einen kleinen Kfz-Betrieb, hat sogar ein Gewerbe zum Handel mit Harleyteilen angemeldet. Die Jungs wachsen also im passenden Umfeld auf, auch die Mutter fährt Harley, der Vater ist außerdem Mitglied im örtlichen Motorradclub. Die Werkstatt befindet sich direkt an der Hauptstraße des Heimatdorfes, ein alter Schuppen, aber von stattlicher Größe.

Eine Menge Platz, besetzte von den Familienharleys. Vater, Mutter und die Jungs kommen aktuell auf acht Bikes, allesamt oldschoolig umgebaut

Als das Geschäft irgendwann geschlossen wird, bleibt die Passion zum Schrauben aber erhalten, auch die Halle wird nicht aufgegeben, ein bisschen Platz schadet nie. Mit Axels achtzehntem Geburtstag und dem Führerschein wird für ihn direkt eine Evo Softail angeschafft. Robin, der Jüngere, muss zähneknirschend noch zwei Jahre warten, dann gehört er zum Kreis der Evo-Fahrer.

»Wir zahlen noch denselben Mietpreis wie in den Achtzigern«

Die angemietete Werkstatt bleibt das Familienzentrum, »und wir zahlen heute noch genau denselben Mietpreis wie in den Achtzigern«, sagt Axel – auch ein Phänomen des Lebens auf dem Land. Mit den Serienbikes ist es für die jungen Wilden nicht getan, die ersten Umbaumaßnahmen in Richtung Bobber geben den Evos Schliff. Die Berufsausbildungen von Axel und Robin zielen ebenfalls in eine Richtung, der eine Mechatroniker, der andere Kfz-Mechatroniker – die Kunst alten Handwerks und seine Techniken lernt man dabei freilich nicht.

Robin und Axel fahren Harley, seit sie achtzehn sind. Den Bock auf die Bikes und das Schrauben hat ihnen Vater Georg »Schorsch« Frohwerk mit auf den Weg gegeben

Das bringen sie sich über die nächsten Jahre Schritt für Schritt selbst bei, »und da ist auch noch viel Luft nach oben«, sagen sie selbstkritisch. Eines aber ist klar, ihr Ding leben wollen die beiden im väterlichen Schuppen an der Hauptstraße, den sie 2014 renovieren, ab da nimmt das Ding der Frohwerk-Brüder Fahrt auf.

Show me your Garage – Freitagabend ist Garagenabend

Schnell wird der Freitagabend zum Garagenabend, Freunde kommen vorbei, auch die schielen irgendwann in die Harley-Richtung. Und weil meist nach Feierabend und oft lang geschraubt wird, geben sie dem Kind einen Namen: Night Shift Bobbers … rein privat betrieben und ohne kommerzielle Hintergründe. Bei den Bobbern aber bleibt es nicht.

2014 renovierten Axel und Robin die Werkstatt und brachten frischen Wind in das, was Vater und Onkel vor beinahe vierzig Jahren begonnen hatten

Axel und Robin fangen an, auf Treffen zu fahren, was völlig neue Horizonte öffnet. Auf Veranstaltungen wie der Choppertown Sideshow oder der Kustom Kulture werden sie infiziert, Chopper fixen sie nachhaltig an, der Oldschool als Lebenseinstellung, Starrrahmen als Krönung der eigenen Motorräder, mit allen Konsequenzen.

Chopperprojekte nehmen Gestalt an

Die Evos bleiben zwar, aber neue Basismodelle kommen dazu, die Chopperprojekte nehmen Gestalt an, Axels Shovel befindet sich gerade im Aufbau. Die Werkstatt der Jungs bietet genügend Platz, über alle nötigen Maschinen und Werkzeuge verfügen sie noch nicht.

Die Garage ist zum festen Treffpunkt im Dorf geworden, der Freitagabend schon lange traditioneller Kumpeltermin

»Am Ende des Jahres checken wir die Finanzen und schauen dann, was wir anschaffen können«, sagen sie. Eine kleine Drehbank ist nun in die Halle eingezogen, eine Fräsmaschine wäre noch schön. Die Säulenbohrmaschine gibt es schon, ein WIG-Schweißgerät ist als Dauerleihgabe von einem Freund in Gebrauch.

Eine gewachsene Community hilft beim Umbauen

Hier sammeln die Brüder gerade ihre Erfahrungen mit Materialien, probieren sich an Stahl und Edelstahl und erzählen stolz, dass sie jüngst ihre ersten Sissybars selbst gebaut haben, »trotzdem, da ist noch so viel Lernbedarf«, wissen sie. Eine gewachsene Community hilft beim Umbauen, wo Hilfe noch nötig ist.

Schwäbische Alb, Frielingen, Hauptstraße: Die Halle der Frohwerks ist seit den 80ern angemietet, mittlerweile wurden hier einige mit dem Harley-Virus infiziert

Dazu kommen mittlerweile über zehn Kumpel, die regelmäßig an der Hauptstraße aufschlagen und an deren Karren ebenfalls geschraubt wird. Mittlerweile sind sie alle vom Harleyvirus angesteckt. Die Gruppe, die zusammen auf Treffen fährt, wird größer. Wichtig ist ihnen, zu betonen, dass sie immer und grundsätzlich auf Achse fahren, zum Chopperbash dieses Jahr eben Mal siebenhundert Kilometer einfach. Showbikes wollen sie hier niemals bauen.

 

 

Arbeitet seit 1996 für den Mannheimer Huber Verlag, gehört seit 2005 zum festen CUSTOMBIKE-Magazin-Team und steuert seit 2013 das ansonsten männerbevölkerte CUSTOMBIKE-Schiff als Chefredakteurin. Beruflich hat sie jeden großen und kleinen Customtrend der letzten zwanzig Jahre mitgemacht, glaubt aber letztlich an den Erfolg von Bodenständigkeit und Konstanz – auch die Maxime für die Arbeit an Deutschlands ältestetem Magazin für umgebaute Motorräder. Sie selbst pflegt beste Kontakte in die Umbau- und Schrauberszene, nicht nur in Deutschland, weiß meistens genau, wer gerade an was baut, und berichtet mit Vorliebe über die Geschichten hinter den Motorrädern und über echte Petrolheads, die das Customizing von ganzem Herzen leben. Fürs private Zweiradglück genügt ihr eine Honda CB 400 Four, mit Baujahr 1977 gerade mal ein Jahr älter als die Chefin. Aktuell steht die Honda allerdings auf der heimischen Hebebühne und soll bald in neuem Glanz erstrahlen – a bikers work is never done.