Bastis Werkstatt ist ein Ort zum Staunen – und einer, der richtig gute Fahrzeuge hervorbringt.

Seine Kumpels nennen Sebastian Gartners Garage das »Kinderzimmer«. Speziell Benni muss es wissen, denn faktisch ist dieses Areal ein untervermieteter Teil seiner eigenen Werkstatt. Hier kann Basti seinen »Bastltrieb« voll ausleben. Und der wurde schon in seiner frühesten Jugend in die richtigen Bahnen gelenkt.

Schon als Jugendlicher mit dem BMX-Rad unterwegs

»Schon mein Vater war absoluter Auto- und Motorradfreak und betrieb eine eigene Werkstatt, in der ich als Kind zugange war. Irgendwann verkaufte er alles und wanderte nach Asien aus. Ich wohnte mit meiner Mutter und meinem Bruder aber weiterhin über der alten Werkstatt. Und eigentlich war ich auch schon immer auf zwei Rädern unterwegs, als Jugendlicher eben auf dem BMX-Rad.«

Nicht nur den 51er Chevy Pickup und die Ironhead-Sportster hat Basti hier komplett aufgebaut

Sein erstes Motorrad, eine Starrrahmen-BMW-R35 mit Beiwagen ist ein Scheunenfund in Einzelteilen. Mit seinem spärlichen KfZ-Mechaniker-Lehrlingsgehalt und ohne richtiges Werkzeug beginnt Basti, das Motorrad aufzubauen. BMX-Kumpel Benni Adler fängt parallel in der Custom Ranch in Coburg zu schrauben an und lebt zu der Zeit mit Basti in einer WG. Ausrangierte Harleyteile aus der Custom Ranch finden ihren Platz an der R35, aus der sukzessive ein Bobber wird. Im August 2008 wird sie unter der Überschrift »Black Baron« im Magazin BIKERS NEWS vorgestellt. 

Ein Hinterzimmer wird zu Bastis Werkstatt

Als die Custom Ranch dicht macht, kauft Benni die Überreste und startet seine eigene Firma »Mean Machines«, bald muss er in ein größeres Domizil umziehen. Hier wird das Hinterzimmer zu Bastis Werkstatt, hier sammeln sich Kindheitserinnerungen genauso wie Zeitungsausschnitte, Kuriositäten, Plakate, Motoren, Werkzeuge, Teile … und er verbringt fast seine gesamte Freizeit dort. »Ich lege mir gute Musik auf – gute Musik bringt gute Ideen – und bin oft die ganze Nacht hier, baue an meinen Projekten oder repariere, was kaputtgefahren wurde. Auch meinen 51er Chevy Pickup habe ich hier komplett aufgebaut.«

Von außen gern total abgefuckt und rattig, aber bitte immer mit sauberer Technik, denn alles muss einwandfrei funktionieren. Bastis Schraubermotto spiegelt sich in seinen Fahrzeugen und in seiner Werkstatt. Äußerlich ein abgerocktes Sammelsurium, an dem aber alles seinen festen, aufgeräumten Platz hat

Mittlerweile wohnt er sogar direkt neben der Werkstatt. Lkw, Bagger und Baumaschinen reparieren ist lange Zeit Bastis Tagesgeschäft. Seine erste Harley ist eine abgerockte 900er Ironhead. Sie wird, weil zusammen mit Benni aufgebaut, als Mean-Machines-Aushängeschild und später als King-Kerosin-Sporty bekannt.

Der Panzer ist im George-Clooney-Film »Monuments Men« zu sehen

Freund Matthias »Bär« Bähring, der heute die Firma Traditional American Engines betreibt, zeigt Basti, wie der Harley-Sportster-Motor instandgesetzt wird. »Die Harley habe ich noch immer und der Motor läuft bis heute ohne Probleme. Mit Bär zusammen halte ich zum Beispiel auch einen alten Sherman-M4-Panzer aus dem zweiten Weltkrieg für ein Museum in Stand. Der Panzer ist fahrbar und im George-Clooney-Film »Monuments Men« mit uns beiden als Fahrern zu sehen.«

»Build crazy things on wheels, aber haltet euch dabei an die alten Hasen. Die können euch nämlich noch was beibringen«

Wenn er die Schnauze von seinem Kinderzimmer voll hat, geht Basti einfach ans andere Ende des Dorfes zu Bär, »da gibt es dann immer schöne Gespräche über Flatheads und Hot Rods bei ihm im Keller.« Aber auch Bastis Werkstatt hat sich zu einem richtigen Anlaufpunkt entwickelt. »Wir hängen oft mit Kumpel hier ab, trinken literweise Kaffee, treffen uns hier zu Ausfahrten, bauen an den Motorrädern von Freunden, grillen oder labern einfach nur blöd.« 

Eine bessere Alarmanlage wie uns gibt es wohl nicht

Aktuell arbeitet Basti als Karosseriebauer in der Oldtimerrestauration, hat täglich mit wertvollen Oldtimern zu tun und freut sich trotzdem, wenn er abends in seine Werkstatt kann. »Wir machen dann hier den Schichtwechsel. Benni hat Feierabend, und Kumpel Gräf – der hier im Keller an seinem Hot Rod baut – und ich, wir kommen zur Nachtschicht und schrauben an unseren Projekten, trinken zusammen einen Kaffee und tauschen News aus. Auch am Wochenende haben wir sturmfrei. Benni ist das ganz recht, denn eine bessere Alarmanlage wie uns gibt es wohl nicht.«

 

Bastis Schraubermotto spiegelt sich in seinen Fahrzeugen und in seiner Werkstatt. Äußerlich ein abgerocktes Sammelsurium, an dem aber alles seinen festen, aufgeräumten Platz hat

Der Stil bei seinen Projekten ist äußerlich eher abgefuckt und rattig, doch bei der Technik wird Wert auf Perfektion gelegt – alles muss einwandfrei funktionieren. Jetzt wo der Harman-Chopper wieder läuft, wird in der Werkstatt für einen Kumpel eine Pre-Unit-Starrrahmen-Triumph in Angriff genommen. Bastis Motto: »Build crazy things on wheels und haltet euch an die alten Hasen. Die können euch noch etwas beibringen! Denn man lernt schließlich nie aus.«

In seinem »Kinderzimmer«, kann er seine Ideen in die Tat umsetzen

Autos und Motorräder vom Schweißen bis zum Lack komplett selbst aufbauen ist seine Passion. Basti schätzt Freunde und Leute, die er auf Treffen kennenlernt und die den gleichen Scheiß wie er im Kopf haben, die ihn ständig auf neue, »bescheuerte Gedanken« bringen … und hier, in seinem Kinderzimmer, kann er solche Ideen in die Tat umsetzen.

 

Horst Heiler
Freier Mitarbeiter bei

Jahrgang 1957, ist nach eigenen Angaben ein vom Easy-Rider-Film angestoßener Choppaholic. Er bezeichnet sich als nichtkommerziellen Customizer und Restaurator, ist Mitbegründer eines Odtimer-Clubs sowie Freund und Fahrer großer NSU-Einzylindermotorräder, gerne auch gechoppter. Als Veranstalter zeichnete er verantwortlich für das »Special Bike Meetings« (1980er Jahre) und die Ausstellung »Custom and Classic Motoräder« in St. Leon-Rot (1990er Jahre). Darüber hinaus war er Aushängeschild des Treffens »Custom and Classic Fest«, zunächst in Kirrlach, seit 2004 in Huttenheim. Horst Heiler ist freier Mitarbeiter des Huber Verlags und war schon für die Redaktion der CUSTOMBIKE tätig, als das Magazin noch »BIKERS live!« hieß. Seine bevorzugten Fachgebiete sind Technik und die Custom-Historie. Zudem ist er Buchautor von »Custom-Harley selbst gebaut«, das bei Motorbuch Stuttgart erschienen ist, und vom Szene-Standardwerk »Save The Choppers!«, aufgelegt vom Huber Verlag Mannheim.