Das lustige, kleine Sandrennen beim Wheels and Wake im hohen Norden haben wir schon hoch gewürdigt. Aber einer muss unbedingt noch eine Extra-Huldigung bekommen. Unser Motormensch Friedrich »Fitti« Haselroth kam, sah und siegte und darf sich nach einem langen Motorradleben nun auch als Weltmeister feiern lassen.

Fitti Haselroth hat schon Zweiräder über den elterlichen Bauernhof gescheucht, da war alles noch in Schwarz-Weiß. Laut Selbstauskunft hat er angefangen, bevor Deutschland das erste Mal Fußball-Weltmeister wurde, mit dem hin und wieder »ausgeliehenen« Moped des örtlichen Pastors. Erstes eigenes Motorrad eine BMW 250 und dann eine Horex Sport 350, gebraucht, zwei Jahre alt. Jetzt weiß man ungefähr, in welchem Jahrzehnt des vorigen Jahrhunderts wir uns befinden.

Kurz vor seinem 79. Geburtstag wurde Fitti Weltmeister

Dann, ab den 60ern, hat Fitti an diversen Straßenrennen teilgenommen, dabei die Münsterland-Ralley gewonnen und ist dreimal den Erzberg hochgebügelt. Aber das ganz große Ding tütete er kurz vor seinem 79. Geburtstag ein – als er zum neuen Weltmeister im 1/32-Meile-Beachracing beim Wheels and Wake gekürt wurde.

79 Jahre alt und kein bisschen leise. Fitti Haselroth heißt der neue Weltmeister im 1/32-Meile-Sandy-Beach Racing … eine Performance mit Herz und Hand sicherte am Ende den Titel. Zur Belohnung gab‘s eigene Autogrammkarten und ein Weltmeistergrillen auf seinem Bikerhof Haselroth in Ibbenbüren

Wer nicht dabei war, mag denken: Ein 79-jähriger Weltmeister in einem kanariengelben Oldschooldress? Was ist denn das für ein Sport? Wer aber dabei war, der hat gesehen, was Disziplin, Erfahrung, Lebensfreude und ein wildes, junges Herz ausmachen. Die Gegner mögen gelächelt haben, als Fitti Haselroth sich akribisch vorbereitete in seinem 80er-Jahre-Enduro-Outfit. Wer ihn dabei aber beobachtet hat, spürte schon aus der Ferne, dass unter Helm und Kostüm dieses Motormenschen pure Energie wummert. 

Mit unbekanntem Motorrad alle Gegner in Sand und Boden gefahren

Genervt haben sie ihn noch, mit kleinkariertem Reglement-Scheiß und ihm einen Mopedwechsel reingedrückt. Dann hat er mit den Schultern gezuckt über so viel Kleinmut, hat auf dem neuen, ihm unbekannten Motorrad trainiert, ist an den Start gegangen und hat alle Gegner und alle anderen gleich mit in Sand und Boden gefahren.

Fitti ist ein Motormensch mit Wille und Leidenschaft

Er ist nicht trotz seiner 79 Jahre Weltmeister geworden, sondern wegen. Da mag die junge Generation Wert gelegt haben auf den perfekten Look, den stylischen Auftritt und die oberflächliche Coolness. Die Entscheidung aber fiel im Sand! Und dann hat der Dreamboy, wie sie ihn jetzt im hohen Norden ehrfürchtig nennen, allen gezeigt, worauf es im Rennen und im Leben wirklich ankommt: Wille und Leidenschaft! Die Nummer da im Sand hat uns mehr berührt und mehr übers Motorradleben gelehrt, als wir jemals erwartet hätten. Danke Fitti!

Info | wheelsandwake.de

Redaktion
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