Den Kampf mit der voluminösen Suzuki VL 1500 aufzunehmen, ist mutig. Doch mit den richtigen Gefährten gelingt das Abenteuer, wie diese Sportversion von André aus Brandenburg zeigt.
Die dicke Suzuki VL 1500 mit Stummellenker. Der Hammer. Ehemals ein Fahrgewicht von über 300 Kilo auf die Waage stemmend, schlägt der mächtige Tiefflieger nun so schnell eine Kerbe in den Feierabendverkehr, dass sich selbst ignorante SUV-Nasen zurückziehen. Untermalt vom Donner aus dem kurzen Auspuffgedärm, teilt die Cruise Missile die Blechlawine, wie einst Moses das Rote Meer. Prophetisch.
Erstmal Simson
Seine Gabe mag André Pittrof in die Wiege gelegt worden sein, die in einem sächsischen Kloster stand. Die entscheidende Eingebung war jedoch sicherlich seine Lehre zum Industriemechaniker. Denn während dieser modifizierte er bereits seine Simson S 50, um sich schon bald darauf den Gesetzlosen anzuschließen: Mit einer 150er MZ, zu der ihn sein Mopedführerschein nunmal nicht berechtigte.

Noch schneller ging’s dann mit einem legendären Renault 5 Turbo, dessen prollige Bosheit schon James Bond-Gegnerin Barbara Carrera befeuerte. Sag niemals nie, sagte sich denn auch André und feierte schließlich sein zweirädriges Comeback. Der zehnfache Hubraum gegenüber seinem letzten Krad konnte ihn kaum schrecken, schließlich hatte er immer noch keinen Führerschein dafür.
Suzuki VL 1500 Gewichtsoptimiert
Das schwere Eisen musste aber einfach sein, nach tiefen Blicken in verderbte Magazine wie dem unseren. Und es gibt ja Lehranstalten, bei denen man die Reifeprüfung für die hohe Schule des einspurigen Fahrens nachholen kann. Also schlug das Leben einen neuen Weg ein und der Sachse begann damit, das fernöstliche Schwermetall namens Suzuki VL 1500 frisch zu schmieden.

Zielgerichtet wie Robin Hoods Pfeile, wurde vorrangig Gewichtsreduzierung anvisiert, immer mit einer möglichst niedrig-gestreckten Linie und alltäglicher Fahrbarkeit im Blick. Dank göttlicher Beziehungen im Freundes- und Bekanntenkreis gelang die Transformation des barocken Cruiser-Sofas in ein tiefer gelegtes Musclebike, und der Dicke lernte, eine scharfe Klinge zu führen und Kurven zu schneiden. Mit 150er vorn und 200er hinten noch immer relativ schlank besohlt, beißt er momentan mit Kawa-Sechskolbenzange herzhaft zu, und eine 9° AME-Brücke führt dazu die Gabel mit progressiven Wilbers-Federn.
Stretching über der Gürtellinie
Übrigens auch ohne Herstellergutachten alles von der höheren Gewalt des TÜV abgesegnet, der beim LSL-Stummel ebenso einlenkte. Sich der Linie beugen musste auch der modifizierte Alutank unterm Solositz von Freund Sponie, damit der Reifen beim Einfedern nicht schleift. Das Stretching über der Gürtellinie formt dagegen Thunderbike-Kunststoff mit Eigenbau-Dashboard, und die entstandene Lücke am Lenkkopf füllt ein GP2-Drehzahlmesser mit Schaltblitz.

Leider musste im Zuge der Wirtschaftskrise das hintere Schutzblech gekürzt und das vordere ganz gestrichen werden. Die Sparsamkeit fraß sogar Löcher in Schaltgestänge, Rahmen- oder Gabel-Cover. Und wie bei so vielen verbirgt sich auch hier die Not hinter einer Maske, in diesem Falle von Bimbo’s Fighters.
Suzuki VL 1500 mit satter Leistung
Doch um der notwendigen Anstrengung zur Überwindung der Lage gerecht zu werden, erstarkte der Motor auf 125 Nm und jagt nun auf über 80 Pferden mit über 200 km/h durch den düst’ren Schilderwald. Da kriegt der Sheriff Gänsehaut, wenn er schon weit vor Nottingham den Klang von Christian Aka Metalgears Zwei-in-Vier-Hörnern vernimmt.

Und spätestens, wenn sich das Lamborghini-Orange in seine Augen bohrt, das die tapferen Uwe und Celi für André vergossen, jubelt das unterdrückte Volk seinen Befreiern zu.














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