Eine Suzuki LS 650 als Geburtstatgsgeschenk für die Holde? Wir schmachten dahin, ein Hoch auf die Liebe und den EInzylinder

Gordon war genervt und schüttete bei einem Freund sein Herz aus. Anlass war die 250er von Gordons Frau Simone: »Immer hat sie Schwierigkeiten, die 70er-Jahre Kawa zu starten, und wenn wir zusammen unterwegs sind, fährt sie dauerhaft Vollgas.« Der Kumpel wusste sofort, was zu tun ist.

Suzuki LS 650 – ein echter Schnapper

Für Gordons Seelenfrieden brauchte seine Frau dringend ein neues Bike. Gut, dass ein Kollege vom Kollegen noch einen Softchopper, Marke Suzuki, rumstehen hatte und gerade schwer mit dem Hausbau beschäftigt war. Beste Voraussetzungen für einen Schnapper, 375 Euro legte Gordon für die LS 650 auf den Tisch. Und hatte dann exakt drei Monate Zeit, die Möhre umzubauen, denn der gewiefte Ehemann hatte einen Plan.

»Famoser Abschluss des Projekts sollte die Selfmade-Lackierung werden. Mir saß schließlich die Zeit im Nacken.«

Das Bike sollte das Geschenk zum 40. Geburtstag seiner Frau werden. »Das Zeitfenster war für mich wahnsinnig klein«, gesteht der Rätzinger, »schließlich hatte ich für mein letztes Projekt, die Restaurierung einer AWO mit Beiwagen, ganze vier Jahre gebraucht.« Aber was muss, das muss, also volle Kraft voraus. Und alles schön heimlich, schließlich war das Ganze ja eine Überraschung.

Erste Schritte: Verschleißteile, Öl, Batterie

Optisch in erbärmlichem Zustand, war der Suzuki-Einzylinder immerhin einigermaßen fit. Klar, Verschleißteile mussten ersetzt werden, neues Öl und Batterie sowieso. Außerdem wurde der Motor teilweise zerlegt, weil eine Schwachstelle der LS-Modelle, die Steuerkette mitsamt Spanner, erneuert werden sollte.

So sieht jemand aus, der seine Liebste mit einem kompletten Motorrad überrascht

Die Gelegenheit nutzte Gordon weitestgehend sinnvoll, denn wenn der Motor schon in Einzelteilen vor einem liegt, kann man ihm auch direkt eine Schicht schwarzen Thermolack gönnen und die Seitendeckel leicht polieren. Die zu langen Hebeleien für Bremse und Kupplung wurden gekürzt, der Kettenschutz verschmälert und gelocht.

Harley-Auspuff für die Suzuki LS 650

Die Originalschutzbleche kürzte Gordon ebenso und versah sie ebenfalls mit Lochbohrungen, die hinteren Fenderstruts baute er aus Flachstahl selbst. »‘ne schöne Geschichte ist auch der Auspuff«, erzählt Gordon.

Und die »73« auf dem Seitendeckel? Ah ja, wir erinnern uns, der vierzigste Geburtstag …

»Das ist ein Original von Harley, stammt von meinem Schwager und lag bei mir rum, da ich mir aus dem Innenleben einen entnehmbaren Schalldämpfereinsatz für meine Sporty gebaut hatte. Der Schwager ist ein verständiger Mensch und hat eingesehen, dass das Ding so schön an die Else passte und ihn kurzerhand gespendet. Nur, dass er jetzt leer war und ich für den von mir vor kurzem umgebauten Pott wieder einen Einsatz bauen musste. Leer war er einfach zu laut. Und das Beste an der Geschichte: Der TÜV-Prüfer fand ihn auch in Ordnung und nicht zu laut und hat ihn schön in die Papiere eingetragen«, freut sich der Schrauber.

Lackierung selfmade

Die Sitzplatte fertigte er ebenfalls selbst und ließ sie vom Sattler beziehen. Famoser Abschluss des Projektes sollte die Selfmade-Lackierung werden. Während die Abklebearbeiten das kleinste Übel waren, stellte das Finish schon mehr Probleme dar.

Suzukis Savage gilt als typisches Frauenmotorrad. Perfekt, dann hat Gordon ja das richtige Geschenk ausgesucht. Dass die Originaldämpfer etwas hart und unkomfortabel daherkommen, fällt bei einem Chopper dieser Leistungsklasse nicht dramatisch ins Gewicht, zumal die LS sowieso hauptsächlich mit ihrem Motor punktet. Der Eintopf ist nämlich als charakterstark und robust bekannt

»Die Linierfarbe hatte ich noch von einem anderen Projekt übrig, das war kein Problem. Aber ich habe ewig hin und her überlegt, bis ich mich für das jetzige Dekor und diese Farbkombination entschieden habe, mir saß ja auch ständig die Zeit im Nacken, da ich unbedingt zum Geburtstag fertig werden wollte.« Aber Gordon hielt dem Druck stand und übergab mit großem Tamtam. Es sei nur der Vollständigkeit halber erwähnt: Simone war schwer angetan.

 

 

 

Arbeitet seit 1996 für den Mannheimer Huber Verlag, gehört seit 2005 zum festen CUSTOMBIKE-Magazin-Team und steuert seit 2013 das ansonsten männerbevölkerte CUSTOMBIKE-Schiff als Chefredakteurin. Beruflich hat sie jeden großen und kleinen Customtrend der letzten zwanzig Jahre mitgemacht, glaubt aber letztlich an den Erfolg von Bodenständigkeit und Konstanz – auch die Maxime für die Arbeit an Deutschlands ältestetem Magazin für umgebaute Motorräder. Sie selbst pflegt beste Kontakte in die Umbau- und Schrauberszene, nicht nur in Deutschland, weiß meistens genau, wer gerade an was baut, und berichtet mit Vorliebe über die Geschichten hinter den Motorrädern und über echte Petrolheads, die das Customizing von ganzem Herzen leben. Fürs private Zweiradglück genügt ihr eine Honda CB 400 Four, mit Baujahr 1977 gerade mal ein Jahr älter als die Chefin. Aktuell steht die Honda allerdings auf der heimischen Hebebühne und soll bald in neuem Glanz erstrahlen – a bikers work is never done.