Rein rechnerisch war seine Suzuki LS 650 ein Fall für die Schrottpresse, aber Axel gab ihr eine zweite Chance als Lowbudget-Umbau

Alte Baujahre haben den Vorteil, dass sie noch diverse zulassungstechnische Freiheiten besitzen, um die sie von den Neuzulassungen beneidet werden. Aber kein Vorteil ohne Nachteil, denn der Zahn der Zeit nagt bekanntlich auch an diesen Bikes.

Eigentlich eine Vollsanierung

Will man also so eine Maschine customizen, kommt man um eine Vollsanierung kaum herum. In diesem Fall hatten sich sogar gravierende Mängel lautstark eingestellt. Leider nicht nur in Form eines defekten Schalldämpfers, sondern auch einer weggerissenen Halterung für das Freilaufritzel am Motorblock. In diesem Zustand kaufte Axels Bruder, der als Zweiradmonteur bei Ducati arbeitet, den Schrotthaufen einem Kunden ab, um sie selber wieder fertig zu machen. Aus Zeitmangel gab er das Teil dann aber 1:1 an Axel weiter.

Aufwandsentschädigung: Die Herstellung der Schrauben hat die meiste Arbeit gemacht, sieht aber dafür auch nobel aus. Ein offener Belt steht der Savage gut

Gerade weil er über ausreichend Zweiraderfahrung verfügt, war ihm sofort klar, dass die Reparatur des Motorgehäuses von einem Fachbetrieb ausgeführt werden musste, denn es fehlte ein daumendickes Stück vom Alu. Da die Karre soundso zerlegt war, bekam der Rahmen eine Sanierung und die Räder neue Speichen, da deren Rostüberzug nicht zum Gesamtbild passte. Wieder komplettiert ging’s erstmal zum TÜV für die normale HU. Schon auf dem Rückweg wurde klar, dass die Savage umgebaut werden musste.

Suzuki LS 650 mit nötigem Freiraum

Da die Seitendeckel in Axels Augen ihre Existenzberechtigung verloren hatten, musste für die Neuorientierung erstmal der Luftfilterkasten raus. Der Ersatz in Form eines K&N-Filters ließ genügend Freiraum für neue Dimensionen. Auch die Batterie bedurfte einer neuen Einbaulage. Ist sie original quer vor den Seitendeckel positioniert, findet sie sich neu in Längslage in einem Selfmade-Batteriekasten am alten Luftfilterplatz wieder.

Hoch hinaus: Der Scheinwerfer wurde per Eigenbauhalterung an die obere Gabelbrücke gesetzt

Natürlich konnte das Innenleben nicht einsehbar bleiben und so fertigte sich Axel seitlich aus schwarzem Kunststoff zwei neue Abdeckungen. Nach vorn schützt ein Lochblech mit dahinter liegender roter Abdeckung vor neugierigen Blicken. Rot ist überhaupt die Farbe, die zwischen den schwarzen Teilen immer wieder Akzente setzt.

Lack aus der Sprühdose

Die Lackierarbeiten führte Axel mit der Sprühdose aus. Hierbei verließ er sich auf die im Hellweg Baumarkt ausgestrahlte Werbung der Vinzent-Lacke: deckt beim ersten Mal und nach 20 Minuten weiter zu bearbeiten. Die Sprühdosen waren zwar vergleichsweise teuer, hielten aber wirklich, was die Werbung versprach und waren somit ihr Geld wert.

Unlackiert: Das Schutzblech wurde mit schwarzem d-c-fix beklebt

Als nächstes flog das Schutzblech raus, die darauf befindlichen Regler und Relais wurden kurz entschlossen auf ein Blech, das zugleich als Sichtschutz dient, genietet und damit im hinteren Rahmendreieck untergebracht. Dem Sitz zog Axel das Fell über die Ohren und entfernte die dicke Schaumstoffschicht. Anschließend kam der alte Bezug wieder an seinen angestammten Platz und ein LED-Rücklicht wurde hinten in den Sitz implantiert.

Suzuki LS 650 mit mitschwingendem Fender

Das neue Schutzblech sollte ein mitschwingendes sein. Für diese Konstruktion bog Axel erstmal zwei Flacheisen über den Reifen und fertigte danach die Halterungen. Als alles stimmte, schnitt er ein Edelstahlblech zu, passte es ein und klebte anstelle einer Lackierung schwarze d-c-fix Klebefolie drüber. Bezüglich der Schrauben wollte er auch einen besonderen Blickpunkt setzten.

Frische Luft: Wegen fehlendem Originalluftfilter wurde die externe Motorentlüftung unentbehrlich

Durch drei rumliegende Messing-Hutmuttern wurde die Idee geboren, die Schrauben selber zu machen. Also solche Muttern in allen Größen gekauft, poliert und mit Kristallklarlack überzogen, damit sie nicht anlaufen. Entsprechend der alten Schraubenlängen schnitt Axel Gewindestangen und klebten diese mit Loctite extra stark in die Muttern. Das war die meiste Arbeit an dem ganzen Umbau. Das Projekt war mehr als Beschäftigungstherapie über den Winter gedacht. Der Preis war in dem Moment egal. Um so schöner, dass es sich doch im kleinen Euro-Rahmen bewegte.

 

Lothar Steinmetz
Freier Mitarbeiter bei CUSTOMBIKE

Lothar Steinmetz ist bereits seit dem Jahr 2000 als freier Mitarbeiter für die CUSTOMBIKE tätig und kümmert sich vorrangig um Lowbudget-Umbauten. Darüber hinaus analysiert er Gesetzestexte und macht Technik für den Leser verständlich. Seit 1993 besitzt er eine gelbe Trude, die neben den anderen Mopeds der Familie immer wieder für Detailaufnahmen oder Reparaturanleitungen herhalten muss.