»Sie braucht einen Meister, einen Knecht zertritt sie«, schon der große Motorradjournalist Ernst »Klacks« Leverkus wusste um die Macht der Suzuki Katana. Einen dieser Meister haben wir gefunden. Frank ist sein Name und sein Motorrad ein verdammt scharfes Schwert.

Frank ist sich für nichts zu schade. Es gibt kein technisches Problem, an das er sich nicht herantraut. Der 47-jährige Architekt aus Hof ist absoluter Autodidakt und hat keinerlei Berührungsängste damit, Autos, Motorräder, Motoren und Getriebe zu zerlegen, zu reparieren und wieder zusammenzubauen. Okay, gelegentlich gibt es Rückschläge, aber die waren bisher verschmerzbar. Ein 1968er Oldsmobile 442 hat er schon komplett restauriert, eine Ducati Monster fiel der Flex zum Opfer, auch von einer 99er Softail konnte er die Finger nicht lassen.

Der umtriebige Haufen schraubt ohne Scheuklappen an Fahrzeugen

Seine Fähigkeiten und seine offene, immer hilfsbereite Art führten ihn in die Arme einer der bekanntesten deutschen Schraubergemeinschaften. Seit sechs Jahren ist er Member der »Customizers East«, wie er im fränkischen Hof ansässig. Sein Blick ist immer darauf gerichtet, was er als Nächstes bauen könnte – er passt perfekt in den umtriebigen Haufen, der ohne Scheuklappen an Fahrzeugen schraubt. So war eine Vierzylinder-Suzuki älteren Baujahres schon länger in Franks Gedankenfokus gerückt, als im Internet eine 83er 1100-GSX-Katana angeboten wurde, zögerte er nur kurz, bevor er einen Besichtigungstermin im Vogtland vereinbarte.

Zahlreiche Motorräder gingen schon durch Franks Hände, ein großer, japanischer Vierzylinder war ein langgehegter Wunsch

Man sollte dazu wissen, dass die kleinen Modelle dieser Baujahre – 550er und 750er – stets einfacher und für kleines Geld zu finden sind. Die großen dagegen findet man schwerer, sie sind dementsprechend teurer. »Der Verkäufer war etwas strange, ein Motorradsammler, der irgendwas von Trennung und Reduzierung faselte«, erinnert sich Frank. Einig wurden sie sich am Ende trotzdem, ab auf den Hänger mit der Suzuki und direkt nach Hause.

Das Bild des fertigen Bikes hat Frank längst im Kopf

Angekommen wurde, wie in solchen Fällen üblich, erst mal komplett abgestrippt, um sich ein Bild von der Lage zu machen und um einen groben Überblick über die Größe des Umbauvolumens zu bekommen. Das Bild des fertigen Bikes hat Frank da schon im Kopf, also los. Zunächst geht es an den Rahmen. Heck kürzen, überflüssige Halterungen entfernen, die Federbein-Aufnahmen ändern. Frank fertigt einen Heckbürzel, in dem findet später auch die Batterie ihren Platz. Vorn soll es eine USD-Gabel, ebenfalls aus einer Suzuki, richten, der Stummellenker wird angepasst.

Der Heckbürzel ist selbstgefertigt, in ihm versteckt sich auch die Batterie. Das Rücklicht ist sauber und mittig integriert

Die Fußrastenaufnahmen werden versetzt, Tarozzi-Rasten montiert, der Fußbremszylinder bekommt eine neue Halterung und wird etwas versteckter als beim Original angebracht. Herzstück des Umbaus sind außerdem seine Räder. Schmale Morad-Alufelgen mit GSX-750-Radnaben sind die erste Wahl, umgespeicht werden sie von Clubkamerad Steve. Für den klassischen Look sorgen außerdem Shinko-Reifen, Bremssättel und -scheiben spendet eine Honda Fireblade.

Der Motor hat noch nicht mal 20000 Kilometer runter

Weniger, aber gezielte Arbeit fließt in den Motor, er läuft ruhig und hat noch nicht mal 20000 Kilometer runter. So erfolgt »nur« der Umbau auf Flachschiebervergaser. Andrews-Nockenwellen, Boyer-Zündung und eine Antihoppingkupplung geben dem Reihenvierer sein Finish. Und obwohl Frank es insgesamt ruhig angehen lassen wollte – als Selbstständiger und Familienvater ist das Zeitkorsett ziemlich eng, steigt der Druck aus den eigenen Reihen.

Die 4-in-1-Auspuffanlage von Marving ist ein nostalgisches Highlight

Zur clubeigenen Show sollte die Katana fertig sein, das hatten sich alle in den Kopf gesetzt. Frank nimmt’s sportlich und gibt Gas. Zwei Wochen vor der Show ist er fertig, alle Arbeiten außer dem Nähen des Sitzbezuges und der Lackierung in Tiefschwarz samt Metalflake-Applikationen hat er selbst erledigt. Als Belohnung gibt es den Publikumspreis auf der »Custom Stage« seines Clubs. Ironie am Rande: Frank hatte auch die Preise dafür selbst entworfen und handgefertigt.

Info | customizers-east.de

 

 

 

Customizerkurt
Kustomizerkurt bei CUSTOMBIKE

Kurt Goller, Jahrgang 1965, schreibt als »Kustomizerkurt« für die CUSTOMBIKE. Der Zweiradmechanikermeister arbeitet im Hauptberuf bei SSCycle und steht auf alte Motorräder mit Charakter. So befindet sich eine 1977er Harley-Davidson Shovelhead FXE ebenso in seinem Besitz, wie eine 1991er EVO-Softail und eine 1994er Kawasaki ZR 550.