Einmal geschrottet, im zweiten Schritt deftig optimiert – und dennoch bleibt Pauls Suzuki GSX-R 1100-Umbau unter der 1000 Euro-Hürde.

»Ich habe die 1988er GSX-R 1100 in der Zeitung entdeckt«, erzählt Paul über den Alltags-Fighter. »Sie sah grauenhaft aus, lila lackiert und mit weißer Sitzbank. Aber der Suzuki-Sportler war gerade mal 35.000 Kilometer gelaufen, der Motor klang gut und das Beste: Das Teil sollte nur 650 Euro kosten.«

Suzuki GSX-R alls Alltagsfighter

Paul, der sich als Customizer und Harley-Spezialist normalerweise eher für hochkarätige Topbikes interessiert, suchte nunmal ein Bike für die täglichen Einkäufe und Nutzwege. Da schien dem Holländer die zuverlässige und kraftvolle GSX-R genau das Richtige zu sein. Selbstverständlich konnte er die Bike-Builder-Finger nicht von seiner Neuanschaffung lassen: »Ich riss die Verkleidung und unnütze Plastikteile runter, bastelte eine kleine Maske aus einem alten Fender und sprayte alle Bodyparts schwarz.«

Ein bisschen Bol d‘Or-Langstrecke, ein Hauch Mad Max, gewürzt mit Cafe Racer-Elementen, so sieht Paul seine Alltags-Suzuki

Er band eine alte Ledertasche für die Einkäufe an die Seite und klebte – wichtig und für viele Betrachter sehr verwirrend – zwei ovale Ford-Sticker auf die Tankseiten. Fertig war sein Budget-Fighter. Als Paul dann von der größten niederländischen Teilebörse, der »Vehikel«, zurückkehrte, hatte er ein paar Schnapper im Gepäck: Einen Carbon-Schalldämpfer von BoS, ein Marvic Magnesium-Rad und Bremszangen einer 1992er Fireblade. »Alles zusammen für unter 200 Euro«, freut sich der Sparfuchs.

Ganz schön abgebrannt

Er verbaute die Teile, genoss den gelungenen Frankenstein-Look und bewegte die Suzi fleißig im Alltag. Bis zu diesem Junitag. »Es war einer dieser echt heißen Sommertage. Ich cruiste mit 190 km/h über die Autobahn, als plötzlich das Hinterrad blockierte«, erinnert sich Paul mit Schaudern.

Ausgetauscht: Nach einem kapitalen Motorschaden erstand der Niederländer einen 1990er GSX-R-Block mit 1127 ccm

Sofort zog er die Kupplung und versuchte das Bike auf dem Standstreifen zum Anhalten zu bewegen. »Als ich endlich stand, bemerkte ich überall weißen Rauch, das Bike brannte lichterloh.« Zum Glück stoppte ein Autofahrer, der die Flammen mit einer 1,5 Liter Colaflasche löschen konnte. »Der Motor war ruiniert. Aus einem riesigen Loch im Motorgehäuse ragte ein Pleuel heraus.« Mit gemischten Gefühlen brachte Paul das Bike zurück in seine Werkstatt.

Suzuki GSX-R – Aufbau, die Zweite

Was sollte er nun machen? Ein Tauschmotor wäre wohl zu teuer gekommen, also suchte er nach einem gebrauchten Gehäuse. »Bei Bolman Motorcycles fand ich Motorgehäuse, Kolben, Kurbelwelle und Pleuel von einer Unfall 1100er«, freut sich der Niederländer. Als erfreuliches Goodie hatte diese Kombination nun 1127 ccm anstatt der ursprünglichen 1059 ccm.

Hinter Glas: Wer will, kann der Kupplung beim Kuppeln zusehen. Alle anderen freuen sich an der cleanen Ausführung sämtlicher Details

Paul erneuerte sämtliche Wälzlager, Dichtungen und die Kupplung. Er bearbeitete den Zylinderkopf, polierte Kanäle, baute neue Ventile sowie Federn ein und besorgte sich größere Mikuni 36 mm-Vergaser samt Dynojet Stake II-Kit.

A better roadholding, please!

»Jetzt hatte ich einen stärkeren Motor, besser als neu, also musste dringend das ausgelutschte Fahrwerk angepasst werden«, befand der Schrauber. JMC fertigte eine 115 Millimeter längere Schwinge, um dem Bike zu einem stabileren Geradeauslauf bei Hochgeschwindigkeit zu verhelfen. »Und damit das Vorderrad endlich am Boden bleibt«, so Paul. Er fand außerdem ein gebrauchtes Öhlins-Federbein fürs Heck und ein gut erhaltenes 17 Zoll-Hinterrad der GSX-R M-Baureihe.

Das alles gibts für unter 1000 Euro. Aber nicht vergessen: Paul ist Customizer, er hat Kontakte und jede Menge Fähigkeiten

Für die Optik musste allerdings auch noch etwas getan werden: »Das Bike war nun schweineschnell, sah aber lausig aus. Also versuchte ich, den Mad Max 1-Look zu akzentuieren und mit ein wenig Bol d‘Or-Langstrecken-Chic zu würzen.« Paul gestaltete den Sitz und den Aluminium-Unterbau neu, modifizierte eine Rollerverkleidung und montierte ein altes Lucas-Rücklicht. »Für die Café Racer-Atmosphäre«, lacht Paul.

30 Kilo abgespeckt

Endlich war der Holländer mit seinem Werk zufrieden. Die GSX-R sah scharf aus und wog mit 179 Kilo ohne Flüssigkeiten satte 30 weniger als im Serienzustand. Jetzt fehlte nur noch eines: »Da war keine Ford-Pflaume mehr auf dem Tank. Aber nach einer aufschlussreichen Nacht mit Adobe Photoshop war auch dieses Problem vom Tisch!«

 

Funk & Mangartz