Einst mischten die JT Brothers aus Belgien die Szene mächtig auf. Unter anderem mit dieser Suzuki GS 750.
Eigentlich sind die Brüder Joris und Johan ein eingespieltes Team, bauen in ihrer belgischen Privatschrauberei »JT Brothers« ungewöhnliche Bikes – bevorzugt auf japanischer Basis und immer irgendwie besonders. Nur durch dieses Projekt musste sich Joris quasi allein kämpfen, sein Bruder fiel beinahe die komplette Bauphase mit Rückenproblemen aus.
Von Japan beeinflusst
Maßgeblichen Anteil am Umbau hatte er natürlich trotzdem, denn zumindest seine Klappe, die konnte Johan nicht halten und gab fleißig Kommentare ab. Wie schon bei den vorherigen Umbauten ließen sich die Belgier von japanischen Strömungen inspirieren. Zollten sie beim letzten Umbau noch dem Bratstyle den nötigen Respekt, konzentrierten sie sich diesmal auf den aktuellen Fullcowl-Look, mit dem die Japaner gerade die Internetblogs füllen.

Dabei begann das Schicksal der Suzuki GS 750 bereits vor ein paar Jahren. Ein Arbeitskollege kam vorbei, um den Honda-Chopper der Jungs zu bewundern. Und er erzählte, dass seit Jahren ein Suzuki-Vierzylinder in seinem Schuppen vor sich hingammelte. Joris und Johan waren sofort interessiert, aber es gab ein Problem. Die Karre lief nur auf drei Zylindern, deshalb auch der Dornröschenschlaf im Schuppen. Joris und Johan hätten das Bike trotzdem gekauft, konnten sich mit dem Kollegen aber nicht auf einen Preis einigen, Thema erstmal erledigt.
Verkleidungen waren angesagt
In der Zwischenzeit schwappten immer mehr Bilder von Verkleidungsmoppeds durch die weltweiten Bikernetzwerke. Joris fand die Umbauten irgendwie cool und erstand in der Folge eine hübsche 70er-Jahre Honda-Fairing im Internet. Allerdings ohne sie für ein konkretes Projekt im Kopf zu haben. Erst zwei Jahre später stand Joris vor der Verkleidung, erinnerte sich an die Suzuki GS 750 des Kollegen und hatte die zündende Idee.

Die Suzuki war noch verfügbar, Joris gab ein Angebot ab, während die Frau des Kollegen anwesend war. Schlauer Trick, Deal besiegelt. Als Erstes stand der Motor zur Durchsicht an. Nachdem die Vergaser gesäubert und eine neue Batterie angeklemmt war, erfolgte der erste Testlauf. Schnell war klar, wo das Problem lag, die Zündung des Vierzylinders funktionierte einfach nicht. Nach Montage einer neuen Zündbox lief alles wie geschmiert, der Aufbau konnte beginnen.
Suzuki GS 750: Bitte möglichst tief
Joris plante ein möglichst tiefes Bike. Er kürzte vorne die originale Gabel und setzte neue Federn ein, verbaute hinten starre Struts statt der Stoßdämpfer. Auch der selbstgefertigte Clip-on-Lenker sitzt sehr tief am Bike, die Fußrasten sind nach hinten gelegt.

In den Suzuki-Tank dengelte sich der Belgier sportliche Kniemulden, jetzt musste eine passende Racingsitzbank her. Aus Blech und – kaum zu glauben – einem alten Harley-Sportster-Benzintank fertigte Joris die Sitzbank-Fender-Kombi, die so verdammt akkurat gebaut ist, dass sie nur minimalen Platz zwischen Fender und Reifen lässt. Gerade genug, dass der Reifen sich auch bei Highspeed drehen kann.
Wichtigster Teil der Suzuki GS 750 – Die Verkleidung
Dann der wichtigste Part, die Verkleidung. Zunächst fertigt Joris sämtliche Halterungen für die Montage selbst an. Vier Zentimeter Polyester schneidet er aus der Fairing und nochmal drei Zentimeter des Plexiglas-Windschields. Danach passt das Teil perfekt an den ultraflachen Racer.

Joris wagt sich zur ersten Testfahrt. Noch läuft das Motorrad nicht ganz rund, die Kupplung rutscht, die Batterie lädt nicht sauber. Fehler, die er aber leicht selbst in den Griff bekommt. Und obwohl das Bike noch nicht lackiert ist, macht sich Joris im letzten Herbst auf ins deutsche Kaldenkirchen, zum Choppertown Nation Meeting: »Es ist eigentlich nicht meine Art, mit einem halbfertigen Motorrad irgendwohin zu fahren«, erklärt er, »aber ich war einfach so gespannt auf die Reaktionen der Leute.«
Attitude Racer mit schmalem Budget
Und die waren durchweg positiv, was Joris überraschte, wie er uns erzählt. Zurück zu Hause und den Winter vor der Brust konnte er schließlich über die Lackierung sinnieren. Schwarz, gelb, weiß ist sie geworden, irgendwie böse, irgendwie cool. »Ich wollte einen Attitude-Racer mit ganz schmalem Budget aufbauen. Einen echten Bad Ass Motherfucker.« Thema komplett getroffen.
Info | jtbrothers-motorcycles.blogspot.com
Arbeitet seit 1996 für den Mannheimer Huber Verlag, gehört seit 2005 zum festen CUSTOMBIKE-Magazin-Team und steuert seit 2013 das ansonsten männerbevölkerte CUSTOMBIKE-Schiff als Chefredakteurin. Beruflich hat sie jeden großen und kleinen Customtrend der letzten zwanzig Jahre mitgemacht, glaubt aber letztlich an den Erfolg von Bodenständigkeit und Konstanz – auch die Maxime für die Arbeit an Deutschlands ältestetem Magazin für umgebaute Motorräder. Sie selbst pflegt beste Kontakte in die Umbau- und Schrauberszene, nicht nur in Deutschland, weiß meistens genau, wer gerade an was baut, und berichtet mit Vorliebe über die Geschichten hinter den Motorrädern und über echte Petrolheads, die das Customizing von ganzem Herzen leben. Fürs private Zweiradglück genügt ihr eine Honda CB 400 Four, mit Baujahr 1977 gerade mal ein Jahr älter als die Chefin. Aktuell steht die Honda allerdings auf der heimischen Hebebühne und soll bald in neuem Glanz erstrahlen – a bikers work is never done.
Unglaublich hässlich und unpraktisch .
Schade um die ganze Arbeit.
Die Proportionen stimmen für mich gar nicht. Zusammengewürfeltes Ding aus Rennmaschine und Caferacer .
Sonst gefallen mir die hier vorgestellten Bikes immer.