Der Titel des Klassikers von Jethro Tull passt ganz gut als Name für diesen Eigenbau mit S&S Panhead, der Art déco mit Dragracing-Anleihen verbindet. Obwohl er selbst Rockmusiker ist, hat sich Erbauer Sami darüber aber keine Gedanken gemacht.

Der Finne Sami spielt in einer Band namens »Rusty Shovel«, ganz passend zu seiner großen Leidenschaft für Motorräder. Neben seiner Musik stellt er nämlich seit einigen Jahren immer wieder beeindruckende Bikes auf die Räder, so auch das hier präsentierte Exemplar. Apropos Räder, mit denen beginnt dieses Projekt.

Der S&S Panhead ist ein Konglomerat aus verschiedenen Parts

Vor ein paar Jahren unternimmt Sami mit einigen Freunden einen Trip nach Daytona, wo sämtliche Swapmeets abgeklappert werden. Die Neunspeichen-Gussräder dürfen mit in die Heimat, sie stammen von einer Road King aus den frühen 2000er-Jahren. Und statt, wie bei den Tourern, unter ausladenden Fendern versteckt zu sein, werden sie in Samis Eigenbau später ihre ganze Pracht zeigen. Doch beginnen wir die Geschichte ganz vorne.

Wer kommt bitteschön auf die Idee, den Gaszug über eine Mimik wie bei einem Reißverschluss zu bedienen?

So wie seinerzeit der Song »Locomotive Breath« im Studio aus mehreren Aufnahmesessions zusammengesetzt wurde, ist auch der Motor ein Konglomerat aus verschiedenen Parts, die sich im Laufe der Zeit angesammelt hatten. Der äußerlich als Panhead auftretende Triebling kommt auf 93 Cubicinches. S&S lässt beim Gehäuse und den meisten Innereien grüßen. Nur die Nockenwelle stammt von Bobby Wood aus Alabama.

S&S Panhead mit Nockenwelle von Bobby Wood

Fast alle aus Samis Umfeld nutzen dieses Teil inzwischen. »Der Typ ist ein verrückter Erfinder«, erzählt Sami, »der hat auf seiner Homepage jede Menge patriotischen Kram und so. Er weigert sich, seine Produkte in Länder zu versenden, die nicht die Amis unterstützen. Bei unserer ersten Bestellung hatte er auch das Problem, dass Finnland direkt neben Russland liegt. Also haben wir ihn über die Geschichte unseres Landes aufgeklärt. Nun bekommen wir sogar Rabatt. Der Kerl ist unser Held«, verrät Sami uns grinsend.

Und nein, dieser Luftfilter stammt nicht von S&S, sondern aus der Gussform des Besitzers

Ein Verrückter ist Sami allerdings auch selbst, oder wer kommt bitteschön auf die Idee, den Gaszug über eine Mimik wie bei einem Reißverschluss zu bedienen? Warum einfach, wenns auch kompliziert geht, war wohl die Intention. »Ich habe die Funktion in meinem CAD-Programm berechnet, um sicherzustellen, dass alles problemlos funktioniert. Schließlich wollte ich nicht, dass bei Vollgas etwas klemmt«, verrät uns der Tüftler, der sein Geld normalerweise mit der Bedienung von CNC-Fräsen verdient.

Gegossenes Aluminium statt Billetparts

»Ich mag keine Billetparts an meinen Bikes. Der Look gefällt mir nicht, gegossenes Aluminium ist mir lieber.« Auf diese Weise hat Sami seine Trittbretter, die Cover für den Öltank, die Elektrobox sowie die Gehäuse für Scheinwerfer, Rücklicht und Luftfilter hergestellt. Oft wird er auf letzteren angesprochen, da der zwar die Bezeichnung S&S trägt, aber nie im Programm des Aftermarktet-Herstellers aufgetaucht ist. Kein Wunder, er ist ein Einzelstück aus Samis Gussform. »Das Gießen an sich ist einfach, aber die passende Form herzustellen, da steckt richtig Arbeit drin.«

Da der Finne kein großer Zeichner ist, entstand der Rahmen ohne Plan und Vorlage

Auch der satt auf den Ventildeckeln sitzende Tank ist aus Aluminium, allerdings geschweißt. Er hängt unter dem oberen Rahmenrohr, das ebenfalls von Sami in Form gebracht wurde. Da der Finne kein großer Zeichner ist, entstand das starre Rohrgeflecht ohne Plan oder Vorlage. Nichtsdestotrotz überzeugt das Ergebnis jeden Zweifler.

Rostiger Kupplungshebel als Zeichen menschlicher Schwäche

Einen Fehlgriff hat Sami beim Kupplungshebel getan. »Ich war mir sicher, dass ich den aus Edelstahl hergestellt habe, nach dem ersten Regen fing er aber an zu rosten. Normalerweise sollte ich ihn ersetzen. Aber für mich ist das ein Zeichen menschlicher Schwäche und lässt das Motorrad lebendiger und interessanter wirken«, erklärt er uns pragmatisch. Oder eben typisch finnisch.

 

Müller/Charles