Eine simple Kawasaki VN 800 wird in Österreich in liebevoller Handarbeit zum metallgewordenen Design-Unikat
»Und? Der Motor? Ja ja, der Motor ist gut«, Stefans Kumpel hat recht, die zerlegte Kawasaki VN 800, die er in der Garage hat, verfügt über Rahmen, Motor, etwas Elektrik und eine Felge. Das Ganze in gutem Zustand. Mehr braucht Stefan aus Tirol, nicht – er schlägt zu.
Kawasaki VN 800 – Der zweite Komplettaufbau
Seinen zweiten Komplettaufbau will er gezielt auf die Spitze treiben. Vor allem ein großes handwerkliches Level soll erkennbar sein. »Es gibt nichts Ehrlicheres als blankes Blech«, erklärt der Innsbrucker, »das Bike soll den Augen und den Händen schmeicheln.« Eine fast demütige Ansicht, die Stefan einem seiner Vorbilder, Shinya Kimura, verdankt.

Auch der hatte sich schon dem Track Style angenommen, und auch Stefan sieht ein Ziel: »Es soll alt und schnell aussehen.« Er fertigt Schablonen an und verbessert seine Kenntnisse am English Wheel. Zwei Tafeln Alublech später steht ein brauchbares Konzept. Tank, Sattel, die Kotflügel und jede Menge Details fertigt er selbst. Gefragt nach den Arbeitsstunden winkt er ab: »ein paar hundert.«
Zusatztank unterm Motor
Um genug Benzin unterzubringen und trotzdem keinen riesigen Tank zu verbauen, entscheidet sich Stefan für einen Zusatztank unter dem Motor. Er wird durch eine Unterdruckpumpe im Inneren in Betrieb genommen und fasst sechs Liter. Der „normale“ Tank dagegen ist so konstruiert, dass er im Falle von Wartungsarbeiten am Motor einfach zurückgeklappt werden kann und von einem im Oberzug verstauten Stahlseil gehalten wird.

Eine Idee früherer Racebikes. Die Zündspulen verlegt er auf die linke Seite, der Luftfilter ist rechts montiert. Die Marzocchi-Gabel stammt aus einer Husqvarna und ist voll einstellbar. Ein Plus für die Fahrbarkeit, die Stefan trotz aller Dengelei wichtig ist.
Kawasaki VN 800 auf Stollen
Und auch das Verhalten der TKC 80-Reifen überrascht ihn: »Sie lassen sie sich herrlich auf der Straße fahren. Sogar im Regen haben sie noch verwertbaren Grip«, erklärt er. Auch die selbstgemachte 2-in-1-Auspuffanlage trägt zum Fahrspaß bei. »Sie gibt mir gutes Feedback vom Motor und ist nicht NUR laut.«

Sämtliche Motordeckel ließ Stefan entchromen und bürstete sie danach. Auch Tank und Kotflügel sind handgebürstet. Die Felgen sind Spezialanfertigungen von LOLO aus Wien. Motordeckel und Felgen waren das einzige, das der Tiroler außer Haus geben musste. Beim Rest verlässt er sich nur auf sich. »Wie schon gesagt, man muss ganz schön gewissenhaft schweißen und dengeln, wenn man das Ergebnis so gnadenlos offen sieht.«