Chica ist Masterbuilder. Das heißt, er trägt einen der ganz großen Namen im Umbauzirkus. Uns zeigt er seine S&S-Kreation in Gold, Silber und mit zwei Gesichtern
Akribisch geformte Stahlklingen, Perfektion und strenge Fertigung. So schmieden Metallkünstler in Japan seit dem 15. Jahrhundert Katanas – Samurai-Schwerter. Sie werden auf nahezu einzigartige Weise in einem ausgefeilten Prozess gefertigt. Bis eines vollendet ist, dauert es Wochen. »Die Akribie der Schwertschmiede und ihre Liebe zum Detail ist wohl auch in meiner DNA zu finden«, ist sich Chica sicher.
Das erste Bike eine Honda
Neben Shinya Kimura und Go Takamine ist er der wohl bekannteste japanische Customizer an der Westküste. Der in Kyoto geborene Yasuyoshi Chikazawa – so sein eigentlicher Name – wurde mit Motorrädern groß, sein erstes eine Honda CBX. Das Interesse an den Harleys kam schnell, mit jedem Blick in die geliebten amerikanischen Mopped-Magazine wurde es stärker.

Seine erste Harley wurde schließlich eine stark gebrauchte FXE, Neumaschinen aus den USA kosteten in Japan damals immerhin zwei- bis dreimal soviel wie in den Staaten, unbezahlbar. Das Schrauben, Warten und Reparieren von Motorrädern brachte sich der Autodidakt selbst bei, arbeitete erst für einen Honda-, später für einen Harley-Händler. Doch er wusste schnell, was er wirklich wollte: Custombikes bauen.
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»Ich war sicher, dass ich das nur in den USA wirklich tun konnte. Also ging ich«, erzählt Chica, der im Laden eines Freundes einen Job fand und sich schließlich 1995 in Huntington Beach niederließ und selbständig machte. Bekannte Motorräder hat er seitdem gebaut, mehrmals am »Biker Build Off« teilgenommen. Er mixt neue Motoren mit alten Layouts. Versetzt Bikes mit liebevoller Detailarbeit, lässt sich dabei oft von der japanischen Kultur inspirieren. Er nennt das Ganze »Old Style of Today«, kreiert an Motorrädern, wie sie in den 50er Jahren nie gebaut wurden. Aber in die sie doch hervorragend gepasst hätten.

Um Chicas Handwerkskunst zu demonstrieren, ist seine S&S befeuerte »Two Face« das beste Beispiel. Ein Motorrad, zwei Gesichter, »Yin und Yang würden wir es in Asien nennen«, sagt uns der Meister. Das Antlitz des Bikes wechselt, je nachdem aus welchem Blickwinkel man es betrachtet. Nahezu jedes Teil hat zwei Seiten, Das eine Auspuffrohr am Ende gedreht, das andere zur Schnecke geformt.
Aufwändige Handarbeit
Eine Strebe der Sissybar schnörkellos, die andere spiralig verzwirbelt. Der Tank liegt links tiefer als rechts, gedrehter Stahl in unzähligen Details. Die Kühlrippen der zwei Zylinder schliff Chica aufwendig ab, formte sie neu, erweiterte sie. Für einen coolen Look und bessere Kühlung als praktischer Nebeneffekt. Den Santee-Rahmen reckte er um 38 Grad, starr war er von Haus aus.

Je nach Blickwinkel leuchtet das Bike in Gold oder Silber, mal mehr, mal weniger, Yin und Yang. Mit Ausnahme des Sattels, der Räder, den Lampen und der Elektrik entstand jedes Teil der »Two Face« aus Chicas Hand. Ein Meister der Metallkunst, wie es die Tradition seines Volkes gebietet.
Custom-Technik-Lexikon – Nonharley
V-Twin-Bikes, die aussehen wie Harley-Davidson-Motorräder, aber aus Zubehörteilen anderer Hersteller entstanden sind, bezeichnen die Amerikaner als »Nonharley« oder auch »Noharley«. In Europa hat sich für diese Fahrzeuge auch der Begriff »Harley-Klon« durchgesetzt. Üblicherweise verfügen Nonharleys über Motoren von Aftermarket-Herstellern wie S&S, RevTech oder TP, die sich eng an Harley-Konstruktionen anlehnen. Auch Fahrwerke, Getriebe und Anbauteile können Produkten der Company ähneln, aber von (Klein-) Herstellern stammen, die sich auf deren Produktion spezialisiert haben. In der Regel werden diese Fahrzeuge auf Harley-Treffen und in der Szene akzeptiert und genießen einen hohen Stellenwert.
Info | Instagram: Chica Customcycles
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