Diese Honda ist eines der rotzigen Bikes des Mark Vanschyndel. Einen Namen in der Szene machte er sich aber mit Filmen, als Fotograf und Blogger
Auch, wenn es heute ruhiger um sie geworden ist, so waren die Brüder Marky und Arie Vanschyndel noch vor einigen Jahren treibende Kräfte der HotRod- und Customszene. Die Brüder zeichneten als Produzenten für die Insider-Movies »HotRod Havoc« und »Two Wheel Terrors« verantwortlich. Lustige, bunte Streifen mit einzigartigen Typen, harter Musik und nonkonformen Zwei- und Vierrädern.
Just do anything
In San Marcos, etwa 80 Meilen südlich von Los Angeles, betrieben sie außerdem einen kleinen Shop mit angrenzender Werkstatt. Auch die Skateboards der BlackDeck Company wurden von hier aus um die Welt geschickt. Multitasking im »Just do anything«-Stil, immer rebellisch, immer eine Spur härter. Und vor allem ohne Respekt.

So zögerte Marky auch beim Klassiker Honda CB 400 Four nicht, dem Umbau den eigenen zwanglosen Stempel aufzudrücken: »Hab Spaß mit den Dingen, das ist es was zählt«, erklärt er. Was, zugegeben, bei den laxen gesetzlichen Vorgaben für ältere Bikes in Kalifornien ein Leichtes ist. So kann sich Marky den Verzicht auf eine Vorderbremse an seiner Hardtail-Honda schonmal locker leisten. Und er steht damit nicht allein.
Honda mit nur einer Bremse
Vielen Motorrädern in SoCal reicht eine Bremse völlig, im Falle der CB die Trommel, seinerzeit im Prospekt als mechanische Innenbackenbremse beschrieben. Der Anker greift im 18-Zoll-Hinterrad. Marky wählte übrigens bewusst vorne und hinten die gleichen Radgrößen: »Hatte ich nämlich beide noch hier liegen«, grinst er.

Beim Tank entschied er sich wie viele Umbauer für den Harley Sportster-Behälter, der funktioniert auf nahezu jedem Krad. Und sitzt beim Two Wheel Terror-Custom deutlich tiefer als bei der Serienhonda aus den 70ern. Der Grund dafür ist einfach. Zwar behielt Mark den original Rahmen bei, schnitt ihn aber auf Sitzbankhöhe ab und verschweißte ein neues Heck, starr selbstverständlich. Und eben näher am kalifornischen Asphalt als beim Basisbike.
Rücklicht vom Chevy
Bei den weiteren optischen Änderungen stand schließlich Bruder Arie zur Seite. Er verbaute den Solosattel, dengelte ein hinteres Schutzblech, bastelte aus einem Rohr den Lenker und versah diesen mit Minimal-Armaturen. Und ihre Autoleidenschaft lassen die Vanschyndel-Brüder zumindest kurz aufblitzen, als sie das Rücklicht eines Chevrolet für die Honda zweckentfremden und am Rahmendreieck verbacken.

Eine Frontlampe gibt es übrigens auch, rund und bobberig, allerbeste Flohmarkt-Ware. Blinker, Spiegel, Frontfender und ähnliche Feinheiten werden dagegen niemals den Weg ans Bike finden. »Braucht doch kein Mensch«, erklärt Marky. Und so befasst er sich mit Themen wie Motor und Elektrik auch nicht.
Honda mit brutalem Sound
»Das ist alles soweit original. Nur der Klang, der ging überhaupt nicht.« Also weg mit dem Auspuff und stattdessen dünne Metallrohre, die den Sound des Reihenvierers dröhnen. Anders als bei der klassischen Basis laufen die Röhren des 2 in 4 parallel. Aber ehrlich, die auf der rechten Seite aufgefächerten Krümmer des Originals vermisst bei diesem Rigid-Rüpel keiner.

Und noch etwas ist am Ende des Umbaus ganz im Stile der »Two Wheel Terror«-Brüder. »Um Gottes Willen keinen Lack oder Chrom, alles pures Metall.« Nur auf die Batterie noch schnell das eigene Hotrod Havoc-Logo gesprüht, ready for go!
Arbeitet seit 1996 für den Mannheimer Huber Verlag, gehört seit 2005 zum festen CUSTOMBIKE-Magazin-Team und steuert seit 2013 das ansonsten männerbevölkerte CUSTOMBIKE-Schiff als Chefredakteurin. Beruflich hat sie jeden großen und kleinen Customtrend der letzten zwanzig Jahre mitgemacht, glaubt aber letztlich an den Erfolg von Bodenständigkeit und Konstanz – auch die Maxime für die Arbeit an Deutschlands ältestetem Magazin für umgebaute Motorräder. Sie selbst pflegt beste Kontakte in die Umbau- und Schrauberszene, nicht nur in Deutschland, weiß meistens genau, wer gerade an was baut, und berichtet mit Vorliebe über die Geschichten hinter den Motorrädern und über echte Petrolheads, die das Customizing von ganzem Herzen leben. Fürs private Zweiradglück genügt ihr eine Honda CB 400 Four, mit Baujahr 1977 gerade mal ein Jahr älter als die Chefin. Aktuell steht die Honda allerdings auf der heimischen Hebebühne und soll bald in neuem Glanz erstrahlen – a bikers work is never done.