Bei Four Aces muss es alt und englisch sein. Wes White nimmt sich in seiner kleinen Bude Triumphs, Nortons und BSAs zur Brust

Pacoima ist eines der nördlich gelegenen Viertel von Los Angeles. Ruhig ist es hier, verschlafen beinahe, das Highlight der letzten 30 Jahre war im Nachhinein der Szenendreh für »Pulp Fiction« auf dem lokalen Schrottplatz. Von einem der Hinterhöfe der Pierce Street schallt HipHop-Sound. Die Mexikaner, die hier ihre kleinen Werkstätten haben, bestimmen den Rythmus.

Triumph, natürlich!

Wes White rümpft die Nase, als er die Tür zu seinem Four Aces-Shop öffnet: »This music sucks«. Hinter der Tür ein kleines Büroeckchen, daneben eine vielleicht 50 Quadratmeter große Werkstatt. Wes beginnt, den zugestopften Raum zugänglich zu machen, ein Bike nach dem anderen schiebt er nach draußen. Nur so gelangt man an die mittig stehende Hebebühne, auf der ein neues Projekt lauert. »Triumph, natürlich, was sonst«, erklärt Wes, »aber eigentlich optisch nicht mein Ding. Ist ein Kundenmopped, der wollte das so. Zuviel Chrom, zuviel Shit … kein SoCal-Style.«

Wes White hält die Fahne der englischen Bikes hoch: »Vor 60 Jahren fuhr man in Kalifornien Triumph. Das soll keiner vergessen«

Wes baut fast ausschließlich englische Motorräder – Triumph, Norton und BSA, ganz selten schummelt sich mal eine Harley dazu. Und er bevorzugt in vielen Umbauten den traditionellen kalifornischen Stil. Starrrahmen, relativ großer Tank, runder Ölbehälter, gerippte Fender. »In den 50er und 60er Jahren fuhr man auch in Calif nicht unbedingt Harley. Triumph war ein Riesenthema, erinnert euch an Marlon Brando, der fuhr Thunderbird«, erklärt Wes seine Vorlieben für englisches Vintage-Eisen.

Teilehandel, um zu überleben

Wie die meisten Ein-Mann-Buden muss er weit mehr als Motorräder bauen, um zu überleben. So handelt Wes nebenbei mit Moppedteilen – englischen natürlich. Damit finanziert er auch eine weitere Leidenschaft: »Es gibt keinen anderen Weg, deine Liebe zu den Vintage-Triumphs zu zeigen, als das Letzte aus ihnen rauszufahren. Sie kommen zwar aus England, aber ihre Bestimmung finden sie nur in Bonneville auf dem Salzsee.«

Glamour: Show-Triumph mit »zuviel Chrom, zuviel Shit«

Wes fährt fast jedes Jahr zur Speed Week. »Ich tue einfach das, was Speedjunkies seit Generationen machen und noch für viele Jahre machen werden. Ich heize mit meiner TR5, Baujahr 1951, über das Salz. Es gibt nichts Besseres.«

Info | Four Aces Instagram

 

Arbeitet seit 1996 für den Mannheimer Huber Verlag, gehört seit 2005 zum festen CUSTOMBIKE-Magazin-Team und steuert seit 2013 das ansonsten männerbevölkerte CUSTOMBIKE-Schiff als Chefredakteurin. Beruflich hat sie jeden großen und kleinen Customtrend der letzten zwanzig Jahre mitgemacht, glaubt aber letztlich an den Erfolg von Bodenständigkeit und Konstanz – auch die Maxime für die Arbeit an Deutschlands ältestetem Magazin für umgebaute Motorräder. Sie selbst pflegt beste Kontakte in die Umbau- und Schrauberszene, nicht nur in Deutschland, weiß meistens genau, wer gerade an was baut, und berichtet mit Vorliebe über die Geschichten hinter den Motorrädern und über echte Petrolheads, die das Customizing von ganzem Herzen leben. Fürs private Zweiradglück genügt ihr eine Honda CB 400 Four, mit Baujahr 1977 gerade mal ein Jahr älter als die Chefin. Aktuell steht die Honda allerdings auf der heimischen Hebebühne und soll bald in neuem Glanz erstrahlen – a bikers work is never done.