Christian Krupski schaffte es, einer  AWO 425T seinen ganz persönlichen Stempel aufzudrücken

Er Ist doch  immer für Überraschungen gut, unser CUSTOMBIKE Wettbewerb. Harleys dominieren ihn oft, dazwischen auch mal eine Triumph oder BMW. Trotzdem gibt es immer mal wieder auch Überraschunegen. So geschehen 2012, als Christian und sein AWO-Umbau das Treppchen zu Platz 3 bestiegen und zahllose High End Umbauten hintersich ließen.

AWO 425T – eine DDR-Motorradlegende

Aber warum nicht, schaffte es der Berliner doch, der DDR-Motorradlegende und einem Stück deutscher Fahrzeuggeschichte seinen ganz persönlichen Stempel aufzudrücken. Motorrad fährt er sowieso schon immer, nur unterbrochen von einer lustlosen Phase nach einem Unfall. Aber letztlich doch wieder vom Virus gepackt, entscheidet er sich für ein bisschen Tradition in seiner Garage und kauft die 1953er 425T im Originalzustand.

Pures Understatement ist nicht nur der 250er Einzylinder-Motor, sondern auch der Rest des Bikes. Rahmen, Tank, Minimal-Trommeln und winziges Schutzblech – weniger ist manchmal mehr

Irgendwie springt die Karre auch an und fährt los – exakt 20 Kilometer dauert das Vergnügen, dann versagt die alte Lady ihren Dienst. Der Startschuss für einen Umbau, der eineinhalb Jahre dauern soll, schließlich muss die Rübe nun eh auseinandergerissen werden. In seiner Freizeit baut der gelernte Kfz-Mechaniker das Bike komplett um, lässt nur den Motor original. Den Rahmen modifiziert Christian leicht und entfernt alle überflüssigen Halter.

TTS-Felge als EInzelanfertigung

Während vorne ein MZ-Rad rollen darf, entschied sich der Berliner hinten für was Spezielles. Die TTS-Felge ist eine Einzelanfertigung und läuft auf der original AWO-Nabe. Um den speziellen Look zu unterstreichen, montiert Christian außerdem einen Weißwandreifen. Gebremst wird hinten wie vorne mit authentischen Trommeln made in the GDR.

Den Z-Lenker bog sich Christian selbst zurecht. Er thront auf einer MZ-Gabel, die der Berliner mit einem Eigenbau-Stabilisator aufwertete

Abgesehen von der Spezialanfertigung der Felgen, verlässt sich Christian bei den meisten anderen Teilen auf das eigene Können. So entstehen Sitzbank, Lenker, Brems- und Schaltgestänge, Kickerpedal und Schutzbleche in der eigenen Garage. Der Berliner tritt außerdem den Beweis an, dass ein Sportster-Tank nahezu auf jedem Bike gut aussieht. Für die Aufnahme des Milwaukee-Gefäßes muss er nur leichte Modifikationen vornehmen.

AWO 425T – eine Ode an Betty

In der Farbgebung entscheidet er sich für ein fröhliches Schlammbraun, auf dem Tank steht in geschwungenen Linien ein Name: Betty! »Das war ’ne lustige Story«, erklärt Christian. »Meine Freundin Beate wurde Betty genannt. Wie eine Frau ist auch so ein Bike, immer Probleme und Theater. Klar, wie die Karre heißen sollte», grinst er. Nun, Probleme hat der Mann jetzt wohl keine mehr. Schließlich durfte er sich mitsamt Betty Urkunde und Pokal für einen sauberen Umbau abholen und bewies einmal mehr, dass auch die Kleinen ganz groß rauskommen können.

 

Arbeitet seit 1996 für den Mannheimer Huber Verlag, gehört seit 2005 zum festen CUSTOMBIKE-Magazin-Team und steuert seit 2013 das ansonsten männerbevölkerte CUSTOMBIKE-Schiff als Chefredakteurin. Beruflich hat sie jeden großen und kleinen Customtrend der letzten zwanzig Jahre mitgemacht, glaubt aber letztlich an den Erfolg von Bodenständigkeit und Konstanz – auch die Maxime für die Arbeit an Deutschlands ältestetem Magazin für umgebaute Motorräder. Sie selbst pflegt beste Kontakte in die Umbau- und Schrauberszene, nicht nur in Deutschland, weiß meistens genau, wer gerade an was baut, und berichtet mit Vorliebe über die Geschichten hinter den Motorrädern und über echte Petrolheads, die das Customizing von ganzem Herzen leben. Fürs private Zweiradglück genügt ihr eine Honda CB 400 Four, mit Baujahr 1977 gerade mal ein Jahr älter als die Chefin. Aktuell steht die Honda allerdings auf der heimischen Hebebühne und soll bald in neuem Glanz erstrahlen – a bikers work is never done.