»Frauen haben Hobbys, Männer haben eine Garage« … was klein beginnt, wächst über Jahre zum Erinnerungsalbum, wie bei Jens aus Voerde

Jens’ Garage hat schon vieles gesehen: Motorräder ohne Ende, Menschen, die die selben Leidenschaften teilen. Sie hat auch schon viel gehört, das Fluchen über ein nicht passendes Teil genauso wie das Jubeln über die ersten Geräusche eines zu neuem Leben erweckten Motors. Und sie ist ein stummer Zeitzeuge vom Zweitleben ihres Besitzers, dem neben dem Job bei einem großen deutschen Autohersteller, neben dem Leben mit Frau, zwei Kindern und den Hunden.

Eine Werkbank als erstes Inventar

»Es begann alles mit einer Werkbank«, erzählt Jens vom ersten Inventar. Immer hat der Mann vom Niederhein geschraubt, an Hondas Bol ‘Dor oder Yamahas XT 500, die üblichen ersten Schritte eines heute 52jährigen. »Für die BMW 1000 GS haben mich damals noch alle ausgelacht, heute wollen dieselben Leute plötzlich BMWs haben.« Auch das gehört zur Schrauberkarriere, das Ertragen, wenn über einen geschmunzelt wird, »ach der Verrückte da mit seinen Karren.«

Von jeder Show, jedem Konzert, jedem guten Tag bleiben Erinnerungen – kaum ein freier Platz ist an der Garagenwand auszumachen, auch die Schränke quellen über vor gesammelten Teilen

Jens ist sich selber treu geblieben, nach den japanischen Anfängen kommen irgendwann auch Harleys, dann wieder Japaner, die SR 500s haben es ihm angetan. Der gelernte Kfz-Mechaniker lebt für Fahrzeuge, schon lange. Und immer ist die Werkstatt das Zentrum des positiven Wahnsinns. Zur Werkbank gesellt sich eine Drehbank, irgendwann das WIG-Schweißgerät. Und es wird gesammelt, von guten Tagen erzählen die Wände des kleinen Raumes. »Von jeder Show, jedem Treffen jedem Konzert, jedem gelungenen Tag bleiben Erinnerungen«, sagt Jens, kaum ein freier Platz ist irgendwo auszumachen.

Garage mit überquellenden Schränken

Auch die Schränke quellen über, vor Ersatzteilen, gesammelt auf Swapmeets, abgestaubt, gefunden. Seltene Sachen sind dabei, trennen können sich Männer nur unschwer, wenn es um ihre Garagen geht. Manchmal fährt Jens auch als Verkäufer auf Teilemärkte. »Mal machst du 20 Euro, mal 300, aber darum geht es nicht. Wenn ich einen schönen Tag hatte, genug Bier getrunken habe und vielleicht noch 50 Euro in der Tasche, dann ist so ein Swapmeet schon extrem erfolgreich gelaufen«, grinst er.

Die Werbank war das erste Stück, das die Garage in Voerde eroberte. Danach kamen WIG-Schweißgerät und Drehbank dazu, vermischten sich mit Parts, Postern und Klimbim zum Erinenrungsalbum eines Schrauberlebens

Das Biertrinken wird auch in der Heimat nicht vernachlässigt, oft kommen Freunde vorbei, andere Verrückte wie Jens. Dann wird der Raum zum Platz für neue  Geschichten. Jens hat noch eine zweite Garage, die ist einem anderen Spielzeug vorbehalten. »Dort stand lange mein Gran Torino.« Der hatte es schon zu kleiner Berühmtheit gebracht, die Lokalzeitung berichtete groß über das einzige Auto seiner Art, das am Niederrhein fährt. Über Jens’ Motorradleben hat die Zeitung nichts berichtet, das hat uns seine Garage erzählt.

 

Arbeitet seit 1996 für den Mannheimer Huber Verlag, gehört seit 2005 zum festen CUSTOMBIKE-Magazin-Team und steuert seit 2013 das ansonsten männerbevölkerte CUSTOMBIKE-Schiff als Chefredakteurin. Beruflich hat sie jeden großen und kleinen Customtrend der letzten zwanzig Jahre mitgemacht, glaubt aber letztlich an den Erfolg von Bodenständigkeit und Konstanz – auch die Maxime für die Arbeit an Deutschlands ältestetem Magazin für umgebaute Motorräder. Sie selbst pflegt beste Kontakte in die Umbau- und Schrauberszene, nicht nur in Deutschland, weiß meistens genau, wer gerade an was baut, und berichtet mit Vorliebe über die Geschichten hinter den Motorrädern und über echte Petrolheads, die das Customizing von ganzem Herzen leben. Fürs private Zweiradglück genügt ihr eine Honda CB 400 Four, mit Baujahr 1977 gerade mal ein Jahr älter als die Chefin. Aktuell steht die Honda allerdings auf der heimischen Hebebühne und soll bald in neuem Glanz erstrahlen – a bikers work is never done.