Eine schnuckelige Garage kann In Finnland gut über den langen Winter trösten – denn Sauna und Glög helfen nur bedingt über die Zeit
Was wissen wir eigentlich über Finnland? Nun, man spricht dort eine Sprache, die überwiegend aus den Buchstaben »l«, »i« und »ä« besteht. Dem Finnen heilig ist seine Sauna, das Nationalgericht Kalakukko – irgendwas mit Fisch und Brot – und die Leningrad Cowboys. In Finnland liegt Schnee bis Mai und die Selbstmordrate ist so hoch, wie nirgendwo anders in Europa.
Ein skandinavisches Hamsterrad
Auch wird hier mehr fremdgemordet und Amok gelaufen … wir schätzen, das liegt an eben dem langen Winter, der ewigen Dunkelheit und der merkwürdigen Sprache. Der Finne ist wohl gefangen in einer Art skandinavischem Hamsterrad. Der einzige Ausweg scheint das Basteln zu sein. Und so hat sich in Finnland über viele Jahre eine unglaublich rührige Szene entwickelt. Kaum normale Umbauten kennen wir von hier, alles ist immer eine Spur verrückter, extremer und auffälliger als anderswo.

Und egal, wo wir bei unserer Garagentour durchs Land hinkommen, überall wird gewerkelt, gebastelt und getrunken, was das Zeug hält. Und so treibt es uns auch in die Pampa nördlich von Helsinki. Hier in Vantaa, so erzählt man uns, haust ein Eremit namens Tex in einer Bretterbude.
Durch den Schnee ins Nirgendwo
Moppeds sollen auch da drin sein. Wir fahren durch den Schnee, immer weiter ins nirgendwo. Alle paar Kilometer ein freistehendes Haus, dann wieder nichts, dann wieder ein Haus, so geht das lange. Und irgendwann stehen wir plötzlich vor einer Hütte, voll mit Aufklebern und Metallschildern, ein paar alte Zapfsäulen stehen auch herum.

Als wir die Tür öffnen, erschlagen uns die vielen Details einer über die Jahre gewachsenen Garage förmlich. Zwischen halbfertigen Choppern, Bauteilen und Motorfragmenten auf der Werkbank in der Ecke, quetschen sich Machinen, Devotionalien, allerlei bunter Tünnef, die Wände sind übersäht mit Aufklebern, Postern und Moppedteilen. »Solche Garagen gibt es in der finnischen Pampa wie Sand am Meer. Wir sind ein Schraubervolk«, erklärt uns Text, Member der Hotrodder Helsinki, einem Club der aktiven Szene in Finnland.
Ganze Winter in der Garage
Ganze Winter verbringt er hier, mit den Kumpels, mit den Bikes, und die aufgemotzten Autos vor der Tür. Das scheinbare Chaos ist übrigens wohl sortiert: »Jedes Werkzeug muss an seinem Platz sein, das ist das Wichtigste.«
Arbeitet seit 1996 für den Mannheimer Huber Verlag, gehört seit 2005 zum festen CUSTOMBIKE-Magazin-Team und steuert seit 2013 das ansonsten männerbevölkerte CUSTOMBIKE-Schiff als Chefredakteurin. Beruflich hat sie jeden großen und kleinen Customtrend der letzten zwanzig Jahre mitgemacht, glaubt aber letztlich an den Erfolg von Bodenständigkeit und Konstanz – auch die Maxime für die Arbeit an Deutschlands ältestetem Magazin für umgebaute Motorräder. Sie selbst pflegt beste Kontakte in die Umbau- und Schrauberszene, nicht nur in Deutschland, weiß meistens genau, wer gerade an was baut, und berichtet mit Vorliebe über die Geschichten hinter den Motorrädern und über echte Petrolheads, die das Customizing von ganzem Herzen leben. Fürs private Zweiradglück genügt ihr eine Honda CB 400 Four, mit Baujahr 1977 gerade mal ein Jahr älter als die Chefin. Aktuell steht die Honda allerdings auf der heimischen Hebebühne und soll bald in neuem Glanz erstrahlen – a bikers work is never done.