Patricks Garage ist zentral ins Familienleben integriert. Und wenn er mal schnell irgendwohin muss, wirft er das Ural-Gespann an

Patrick hat lange davon geträumt eine Werkstatt zu besitzen, in der er Raum für alles hat. Jedes Motorrad und jeder Teil der Einrichtung steht an seinem Platz, sinnvoll getrennt voneinander. Denn der Staub der Werkstatt soll nicht direkt auf dem geputzten Motorrad landen. Es sollte genug Platz sein, die einzelnen Arbeitsvorgänge unterbrechen zu können, ohne immer alles wegräumen zu müssen. Vor nicht allzu langer Zeit hat Patrick genau das gefunden. Ein Haus in Wesel zur Miete mit exakt passenden Liegenschaften drum herum. Die Sache hatte nur einen Haken: Beim Drumrum handelte es sich um ehemalige Taubenschläge.

Vom Vogelnest zur Werkstatt

Mehrere Zentimeter dicke Schichten Taubenkot mussten abgekratzt und abgewaschen werden. Ein weiterer Nachteil war, dass die Einstiege nicht ebenerdig lagen, Rampen mussten her. Nach einigen Wochen der Arbeit war’s aber geschafft, aus den Stallungen für das Rennpferd des kleinen Mannes wurde die Garagenanlage für Motorräder des einfachen Lebens. Patricks Garage besteht aus drei Trakten, im Zentrum die Werkstatt in L-Form. Dort gibt es die Hebebühne, Werkzeuge und kleine Maschinen. Ein Motorrad steht immer dort, im Moment ist es eine Suzuki LS 650 Savage, die vom Softchopper zum Bobber umgebaut wird. Dann steht da noch eine Yamaha XS 400, die darauf wartet, zum Cafe Racer zu werden.

Hier steht auch die Hebebühne mit dem aktuellen Projekt: eine Suzuki LS 650 Savage wird zum Bobber

Patrick arbeitet mit einer Mischung von eigenen Anfertigungen und Aftermarket-Teilen. Zudem hat er eine Sammlung von Motorradteilen, auf die er auch immer zurückgreifen kann. Ein Teil der Sammlung befindet sich im Trakt direkt rechts neben der Werkstatt. Durch das mittlere Fenster geschaut, fällt der Blick zuerst auf einen ausgebauten Sportster Ironhead-Motor, der wie eine Blumenvase die Sicht ins Innere verstellt. Hat man die hohe Stufe erklommen zeigen sich einige Fahrzeuge unterm freigelegten Gebälk. Das Rolling Chassis der Harley, ein Zündapp PX 80-Roller und eine Victoria KR 26 EW, die in den originalen Zustand versetzt werden soll, »zu schade zum Verbasteln«, meint Patrick.

Show me your Garage – Mehrzweckgarage

Dann steht da noch eine umgebaute Royal Enfield Bullet 500, ein schöner kleiner Chopper, an dem kaum was original ist. Im hinteren Teil des Traktes gibt es noch einen Raum mit Teilen, sauber geordnet und abgelegt. Als Patrick dort noch mal durchs Fenster blickt, stöhnt er und meint, das wäre viel zu viel, aber spontan wüsste er nicht, wovon er sich trennen sollte. Vorbei am Pferdestall seiner Lebensgefährtin Dunja geht es zum dritten Trakt, im Schlepptau drei Chihuahuas und Patricks sechsjährige Tochter Josefine. Der dritte Trakt lässt die Urzustände der Taubenschläge noch erkennen. Neben Reifen und gröberen großen Teilen stehen noch einige Bretter von den Nistkästen der Tauben herum, hier muss noch einiges getan werden.

Die Royal Enfield muss über die Rampe zurück in den Showroom – der einzige Nachteil bei den alten Stallungen

Auf der Terrasse direkt hinter der Werkstatt sitzend erzählt Patrick, dass er hier seinen Platz gefunden hat. Er kann zusammen mit der Familie und den Tieren sein Hobby Motorrad ausleben. Im Gegensatz zu einigen anderen zieht der Familienmensch sich nicht in die Garage zurück, sondern hat es gern, wenn alle teilhaben und etwas los ist. Etwas in der Art sollten wir vielleicht alle anstreben?

Arbeitet seit 1996 für den Mannheimer Huber Verlag, gehört seit 2005 zum festen CUSTOMBIKE-Magazin-Team und steuert seit 2013 das ansonsten männerbevölkerte CUSTOMBIKE-Schiff als Chefredakteurin. Beruflich hat sie jeden großen und kleinen Customtrend der letzten zwanzig Jahre mitgemacht, glaubt aber letztlich an den Erfolg von Bodenständigkeit und Konstanz – auch die Maxime für die Arbeit an Deutschlands ältestetem Magazin für umgebaute Motorräder. Sie selbst pflegt beste Kontakte in die Umbau- und Schrauberszene, nicht nur in Deutschland, weiß meistens genau, wer gerade an was baut, und berichtet mit Vorliebe über die Geschichten hinter den Motorrädern und über echte Petrolheads, die das Customizing von ganzem Herzen leben. Fürs private Zweiradglück genügt ihr eine Honda CB 400 Four, mit Baujahr 1977 gerade mal ein Jahr älter als die Chefin. Aktuell steht die Honda allerdings auf der heimischen Hebebühne und soll bald in neuem Glanz erstrahlen – a bikers work is never done.