Show me your Garage, Frankie! In der Nähe von Stuttgart befindet sich ein einladendes One-Man-Schrauber-Refugium. Wir waren zu Besuch …

Die Fahne am Garagentor weist den Fußballfan aus – der geborene Stuttgarter Frankie zeigt seine Sympathien zum VFB offen. »Früher war ich im Fanclub, doch man wird ja ruhiger«, erzählt er. Für seine Motorradleidenschaft gilt das nicht, die lebt er aus seit er 14 ist und die erste Kreidler Flory unterm Hintern hatte, »umgebaut natürlich.« Seit mittlerweile 14 Jahren ist ein ehemaliges landwirtschaftliches Anwesen in Schorndorf Frankies Schrauberheimat. Vor vielen Jahren wurden in den einzelnen Gebäuden Rüben und Kartoffeln gelagert, heute sind einige Handwerksbetriebe auf dem Gelände ansässig.

Show me your Garage – Massive Partys in der kleinen Werkstatt

Auch Frankie hat einen der alten Lagerräume gemietet. Früher, da haben sie hier zu dritt geschraubt. »Aber irgendwann hat das nicht mehr funktioniert. Ständig wurde mein Werkzeug ausgeliehen, die Partys waren teilweise zu massiv, nicht ganz mein Ding.« Frankie beschließt, sich von den anderen beiden auch räumlich zu trennen, »ich schraube doch schon lieber für mich.« Allein ist Frankie trotzdem nicht, als wir zum Fototermin vorbeischauen, sitzt gerade Kumpel Dieter bei ihm. Auch Jörg, von allen nur »Vize« genannt, ist regelmäßiger Gast.

Frankie (rechts) schraubt lieber für sich allein, Besuch ist dennoch gern gesehen – und ob das Bike oder das Fahrrad streikt, man hilft sich gegenseitig

Und jeden Dienstag drängen sich im kleinen Raum noch ein paar mehr, »das hat sich zu einer Art Stammtisch entwickelt«, erzählt Frankie. Auch wenn andere Leute ihre Karren vorbeibringen, ist Hilfsbereitschaft das große Thema. Da kommen schon auch mal Jungs mit Rollern oder Fahrrädern vorbei, »sich gegenseitig helfen, das sollte doch selbstverständlich sein«, meint der Schrauber. Die Existenz seiner Butze hat sich rumgesprochen, ihm ist jeder willkommen. Die eigenen Bikes stehen trotzdem nicht hinten an. Eine türkisfarbene Suzuki Savage steht in der Werkstatt, die Honda CX auf der Hebebühne. Auch andere Karren waren schon in seinem Besitz, sogar eine Ural war mal dabei, nur mit den Bikes aus Milwaukee wird er nicht mehr warm.

Die Werkzeuge in der kleinen Bude sind bescheiden

»Ich bin auch mal acht Jahre Harley gefahren, aber das wurde mir zu doof. Viel Kommerz, damit bin ich durch, das brauche ich nicht.« Auch die Politik der Motorradclubs ist nicht Frankies Ding, auch wenn sie als Besuch gern gesehen sind. »Aber selber so ’nen Kittel anzuziehen, nö, lass mal«, da kommt der Stuttgarter Slang durch. Die Werkzeuge in der kleinen Bude sind bescheiden, ein Schutzgas-Schweißgerät war da noch die größte Anschaffung, benutzt wird es nicht oft. »Ich schraube mit dem, was so da ist. Alles von Hand ohne Maschinen.« Fußrasten und solche Dinge werden handgemacht.

Auf einen großen Maschinenpark kann Frankie nicht zugreifen, das ist schon platzmäßig nicht drin. Das Schweißgerät war noch die größte Anschaffung

Die Teile in den Schränken sind ein Sammelsurium der letzten sechs, sieben Jahre, da kann Frankie gut drauf zurückgreifen. Und er hat noch zwei weitere kleine Räume, dort lagern Flohmarktfunde und zukünftige Projekte. Diese Räume sind etwas feucht, aber als Lagerplatz durchaus okay für den Selfmade-Typ. Nachdem unsere Fotos im Kasten sind, stoßen wir mit Frankie, Dieter und einem alkoholfreien Weizen an. Ja, man wird ruhiger mit der Zeit, weniger besessen wird man nicht.

 

 

Arbeitet seit 1996 für den Mannheimer Huber Verlag, gehört seit 2005 zum festen CUSTOMBIKE-Magazin-Team und steuert seit 2013 das ansonsten männerbevölkerte CUSTOMBIKE-Schiff als Chefredakteurin. Beruflich hat sie jeden großen und kleinen Customtrend der letzten zwanzig Jahre mitgemacht, glaubt aber letztlich an den Erfolg von Bodenständigkeit und Konstanz – auch die Maxime für die Arbeit an Deutschlands ältestetem Magazin für umgebaute Motorräder. Sie selbst pflegt beste Kontakte in die Umbau- und Schrauberszene, nicht nur in Deutschland, weiß meistens genau, wer gerade an was baut, und berichtet mit Vorliebe über die Geschichten hinter den Motorrädern und über echte Petrolheads, die das Customizing von ganzem Herzen leben. Fürs private Zweiradglück genügt ihr eine Honda CB 400 Four, mit Baujahr 1977 gerade mal ein Jahr älter als die Chefin. Aktuell steht die Honda allerdings auf der heimischen Hebebühne und soll bald in neuem Glanz erstrahlen – a bikers work is never done.