Ronnys Garage liegt im sächsischen Wurzen in Sachsen. Hier hat man noch Platz, Ronnys Garage ist Anlaufpunkt für gediegene Schrauberabende
Einmal, da mussten sie in den Westen fahren. Das war im Jahr 2019, und damit bildete sich ihre Gemeinschaft. Es ging nach Kamp-Lintfort, dafür mussten sie sogar den Rhein überqueren, um in diesem noch immer veradenauerten Landstrich ein richtig großes Motorrad zu kaufen, eine Suzuki VZR 1800. Ronny kennt kein Kleinklein, er will immer was Großes. Aber den Platz dafür, den hat man nur im Osten.
Drei Garagen auf dem Grundstück
So luden Ronny und sein Kumpel Daniel die Trude auf, verzurrten gleich noch eine VL 800 für Daniel daneben, und expedierten beide Bikes in ihre Heimat nach Wurzen. Das ist die Stadt hinter Leipzig, die Stadt, aus der die Kekse kommen. Platz ist da genug.

Ronny hat auf seinem Grundstück gleich drei Garagen. Erstmal räumte er aber nur eine aus, wuchtete dort die Trude auf die Bühne, nahm ihren Motor auseinander, baute sie auf Breitbereifung mit Airride um. Und irgendwie war es wie mit den zehn kleinen Negerlein, nur umgekehrt, denn es kamen immer mehr Leute dazu. Inzwischen können es sogar zwei Dutzend Männer sein, die sich zu den Ausfahrten vor Ronnys Garage einfinden. Den harten Kern aber bilden vier Mann: Jens, Robert, Daniel und Gastgeber Ronny.
Am Rande der Keksstadt
Ronny hat Installateur gelernt, er kann Leitungen dichtkriegen. Robert ist Schmied, der kann Rohre biegen, und Nachbar Jens ist ganz wichtig, der kann nämlich Elektrik. Seitdem geht es umtriebig in der kleinen Garage am Rande der Keksstadt zu. Immer rollen Bikes rein und raus, irgendwas ist an ihnen zu flicken, und wer mal einen der Freundschaftsdienste der vier Hochqualifizierten in Anspruch nimmt, der muss danach ein paar Biere fließen lassen. Dafür steht der Flachbildschirm in der Ecke, daneben alle DVDs mit den Werner-Filmen. Man bleibt beim Thema, und nach jedem großen Kesseln vor dem Bildschirm sind ein paar neue Ideen für die nächsten Projekte geboren.

Ronnys Karriere als Biker begann aber schon viel früher, mit einem Geschenk zur Jugendweihe, wir sind ja im Osten. Das war eine Cross-Maschine von Aprilia, damit heizte er durchs Gelände, machte aber erstmal mehr mit Autos. Mit 24 Jahren holte er den Motorradführerschein nach, legte sich eine betagte Honda CBR 900 von 1996 zu und baute sie zum Streetfighter um, ja, Streetfighter, und das vor zehn Jahren, als wäre in Wurzen die Zeit stehengeblieben. Sie blieb tatsächlich ein bisschen stehen, denn es kamen Frau und Kind und Hausbau, und in der Garage stand erstmal wieder ein Auto. Bis zum Jahr 2019, als endlich wieder Zweiräder in die Garage rollten.
Garage im Stil der Vergangenheit
Als wäre die Zeit trotzdem stehengeblieben, hat Ronny den Raum im Stil seiner Vergangenheit aufgehübscht. Das Tarnnetz zum Beispiel, wer macht denn heute noch sowas? Aber es war aus dem Probenraum übriggeblieben, in dem Ronny das Schlagzeug trommelt. »Irgendwas musste ja an die Decke«, entschuldigt er sich.

Und der Teppich, na ja, auf dem sind schon genug Ölkanister ausgelaufen. Er riecht jetzt halt besser und bleibt drin. Da freut sich die Mutti, der Jens in dieser Garage auch schon ein Motorrad aufgebaut hat. Die hatte einen Unfall auf ihrer 125er RT, Motorräder fand sie aber immer noch cool, weshalb der Sohnemann ihr in dieser wohlausgelegten Garage ganz nebenher eine Savage auf die Räder stellte.
Ein hauseigener 3-D-Drucker
Für die wohl größte Errungenschaft in »Ronny’s Garage« halten wir aber die Simmering-Eintreiber in ihrer leuchten roten Farbe. Das muss wohl auch so eine Idee nach einem Werner-Film gewesen sein. Daraufhin entstanden die Dinger im hauseigenen 3-D-Drucker. Im Osten hätte man dafür einen »Neuerer-Preis« überreicht, Ronnys Kollektiv ging nach dem Mauerfall leer aus. Da also ist die Zeit nicht stehengeblieben.

Überhaupt, es muss weitergehen. Zum Fotoshooting stand eine VN 800 auf der Bühne, auch so ein Freundschaftsdienst. Sie brauchen einfach mehr Platz, die Brüder aus Wurzen. Es wird wohl Zeit, sagt Ronny, eine zweite seiner drei Garagen freizuräumen. An Platz dürfte es in dieser Gegend doch niemals mangeln.
VIER FRAGEN
CB: Ronny, du bist von ganzem Herzen Ossi. Wo aber sind die Ostmotorräder?
Ronny: Davon hab ich auch noch ein paar, die Simsons von meinem Opa. Der wollte sie auf den Schrott werfen. Da hab ich sie lieber aufgehoben. Vom Opa kommt auch die Schleifmaschine, ein ganz altes Teil ausm Osten.

Ihr seid alle vom Fach, kriegt Leitungen dicht, könnt Rohre biegen, habt sogar -einen Mann für die Elektrik. Fehlt nur noch ein Freund beim TÜV.
Den hamwa och. Wir vier sind sozusagen der harte Kern, aber an unseren Ausfahrten nehmen ja noch viel mehr Leute teil. Da ist dann der Mann vom TÜV drunter, und mit dem besprechen wir unsere nächsten Projekte beim anschließenden Bierchen in meiner Garage.
In der Garage riecht es nach Öl und Bier
Das ist sicher sehr gemütlich auf dem Teppich. Habt ihr darauf schon was verkippt?
Sicher, na klar, muss doch sein. Öl natürlich, und an einigen Stellen riecht es auch nach Bier!
Und da du der Mann für die Leitungen bist. Welche Faustregel gilt, um einen Benzinschlauch dicht zu kriegen, aber nicht das Gummi zu quetschen.
Ganz einfach, die Regel müsstet ihr doch auch kennen: Nach fest kommt ab!
