Der Roadside Repair Shop: Mehr Treffpunkt als Garage und ein fließender Übergang zwischen professionellem Laden und Hobby

1902 erlangte Nijverdal im Osten der Niederlande einen kurzen Moment der Berühmtheit, als dort Gold gefunden wurde. Nicht viel, aber doch genug, um einen kleinen Rausch auszulösen. Der allerdings dauerte nur kurz und endete, bevor er überhaupt richtig begonnen hatte. Aber immerhin, Nijverdal ist bis heute der einzige Ort in den Niederlanden, an dem überhaupt jemals Gold gefunden wurde.

Kleiner Laden, kleine Sprünge

Wouter hört die Geschichte seiner Heimatstadt gern, und er erzählt sie gern weiter – in seiner Werkstatt am Rande der Straße. Hier fing er an, an Motorrädern zu basteln, hier beschloss er, ein erstes eigenes Bike zu bauen. Mit seinem Freund Hans in einer Garage, die eigentlich zu klein für große Sprünge ist.
Die Teilebeschaffung, am besten zu fairen Preisen, ist meist das schwierigste Unterfangen beim Bau eines Motorrades. Immer, wenn Wouter es schaffte, erschwingliche Parts zu finden, kaufte er direkt die gesamte Charge, die ein Händler anbot. Und er verkaufte weiter, was er nicht brauchte.

Zum ernsthaften Schrauben ist die Garage zu klein, daher werden die meisten Arbeiten an den Bikes in den Werkstätten von Freunden gestemmt. Der Repair-Shop dagegen ist zum anerkannten Treffpunkt unter Hollands Selbermachern geworden

»Das erste Mal, dass mir bewusst wurde, wie das laufen kann, war, als ich eine ganze Ladung Scheinwerfer kaufte«, erinnert er sich. »Ich bot sie am Abend im Internet zum Verkauf an und noch in derselben Nacht verkaufte ich die ganze Ladung.« So kam etwas Extrageld in die Kasse und aus einem Hobby wurde ein kleiner Nebenerwerb.
Langsam entstand Wouters »Roadside Repair Shop«, heute anerkannt als Hot Spot der niederländischen Szene. Tatsächlich gibt es mittlerweile sogar ein paar ernsthafte Teilelieferanten, die sich mit Roadside zusammengetan haben. Dabei arbeitet Wouter nach wie vor in einem Jeansladen, mittlerweile allerdings in Teilzeit, um genug Freiraum für seinen Nebenerwerb zu haben.

Roadside Repair Shop – Ein Gemeinschaftsort

Am Anfang lagerte der Holländer seine Schätze noch in der eigenen Garage, die wurde allerdings schnell zu klein. Und wenn ein, zwei Kunden kamen, um Teile abzuholen, standen sich alle dicht gedrängt auf den Füßen. Also suchte Wouter nach einem besseren Ort, fand ihn in dem Gebäude in einem Industriegebiet.

»Es war mir von Anfang an wichtig, einen Raum zu schaffen, in dem man gut abhängen kann, Benzin reden, philosophieren. Und ich wollte dieser jungen neuen Szene, die sehr gute Bikes für niedrige Budgets bauen, eine Art Heimat bieten.« So wird Wouters Shop am Ende keine Werkstatt im eigentlichen Sinne, aber doch ein Ort, an dem sich alles um Motorräder dreht.

Gemeinsam mit der Hilfe von Freunden baut er eine Kaffeebar, Zentrum und Anlaufpunkt seiner kleinen Bude. Freilich, auch eine Motorradbühne findet Platz, schlicht und aus Holz, »ich mag den alten Stil.« Hier hat Wouter die Teile für sein eigenes Bike angepasst, während andere um ihn rum Kaffee schlürften und gute Ratschläge gaben. »Es braucht nicht viel Platz für Phantasie und gute Momente, es braucht nur den richtigen.«

Info | roadsiderepairshop.com

 

Velthuis/Weber