Robbie Robinson mag den potenten Vierzylinder von NSU, der Engländer hat mehrere Bikes um den legendären Automotor gestrickt

Ein Vergleich liegt nahe. Doch mit der dicken Münch Mammut hat Robbie Robinsons Bike bis auf den Vierzylinder-NSU-Motor rein gar nichts gemein. Die Kunst des Briten besteht nämlich eher im Weglassen. So dominiert der luftgekühlte ohc-Motor das ansonsten recht schlanke Bike. Doch besonders auf der rechten Seite seines Motorrads fällt auf, dass hier auch etwas hinzugefügt worden ist: Robbie bläst dem rund 40 Jahre alten Triebwerk nämlich mit einem Kompressor den Marsch.

NSU Vierzylinder mit Eaton-Blower

Angetrieben wird der Eaton-Blower durch einen dreizölligen Belt. So ein fettes Teil ist zwar nicht unbedingt erforderlich, sieht aber beeindruckend aus. Für den Briten ist das Grund genug. Laufräder, Spannrolle und das schlanke Cover sind Eigenbauten aus Aluminium.

Wenn Robbie danach ist, dann steht der schicke Tacho bereits im ersten Gang am Anschlag

An den starren Rahmen, der von einem früheren Projekt stammt, hat Robbie ein Gooseneck angefügt und die Rohrführung dem Motor angepasst. In seiner Werkstatt stehen, neben einer Rahmenlehre, ein Schweißgerät und eine Drehbank. Mit beiden kann der kräftige Customizer gut umgehen. Tank, Lenker und der ungefederte Sitz sind aus Edelstahl und können daher auf Lack verzichten.

Ketten und Riemen

Der Rest des Bikes ist zusammengestoppelt. So stammt die Gabel von einer Kawasaki, Räder und Bremsen sind von einer Honda Fireblade entliehen und das Getriebe hat sein langes Arbeitsleben in einer BSA aus den 60ern begonnen. Per Duplex-Kette wird die Power nach hinten befördert. Eine Versatzwelle und eine weitere Kette vervollständigen den Primärtrieb.

»Wer behauptet hier, der Motorenlärm würde vor allem die übrigen Verkehrsteilnehmer ärgern? Mein Schalldämpfer bläst hochpräzise ins rechte Ohr des Fahrers!«

Da die Fußrasten fast auf Höhe der Hinterachse sitzen, hat Robbie auf ein umständliches Schaltgestänge verzichtet und einen langen Schalthebel rechts zwischen das Geschlängel aus Belt, Zündkabeln und Endtopf gesetzt. Dieser entlässt seine heißen Abgase ziemlich dicht am Oberschenkel des Fahrers. Wir wollen gar nicht wissen wie sich das auf längeren Strecken anfühlt.

Der Hintern des Fahrers ist die einzige Federung

Doch dafür ist das Bike auch nicht gebaut, ist die einzige Federung doch der Hintern des Fahrers, der auch auf Beleuchtungseinrichtungen und einen Rückspiegel verzichtet. Zitat: »Ich mag mein Spiegelbild nicht.« Auch Fender scheint der Fan von Shinya Kimura nicht zu mögen. Er beherrscht eben die Kunst des Weglassens. Robbie Robinson hat reichlich Erfahrung mit den Vierzylinder-Motoren vom NSU 1200, TT oder TTS gesammelt. Kürzlich strickte er ein Racebike mit Springergabel um den kräftigen Vierzylinder. Außerdem wollte er zwei der Antriebe hintereinander setzen, um so ein Achtzylinderbike zu kreieren, war aber mit dem Endergebnis selbst nicht zufrieden und zerlegte es wieder.

Das zweite Projekt mit NSU-Motor steht auf Off-Road-Reifen

Auch sonst darf es gern etwas mehr sein. Für einen Eigenbau mit Honda CB 750-Motor brachte er den Vierzylinder auf 960 ccm und verwendete den Kompressor aus einem Mercedes SLK. Sein Morris-Minor-Wagen wird von einem 351-Windsor-V8 befeuert. Das neueste Zweirad-Projekt des Briten soll mit einem Jaguar V12 motorisiert werden. Insgesamt scheint uns Robbie nicht gerade untermotorisiert zu sein.

 

 

 

Jens Müller