Als wäre es nicht reizvoll genug, einen Laverda-Dreizylinder in einem Rau-Zentralrohrrahmen zu verbauen, entwarf CustomWolf daraus einen der schärfsten Cafe Racer der Neuzeit
Keine Frage, Wolfgang Bätz ist ein begnadeter Formgestalter. Manche halten seine Entwürfe gar für Crème de la Crème der deutschen Custombikes. High End, ganz weit vorne also. Der Inhaber der Firma CustomWolf hatte sich zunächst 16 Jahre lang als Grafiker und Industriedesigner verdingt, bis er dann endlich mit seiner wahren Leidenschaft loslegen konnte: Dem Entwerfen und Aufbauen einzigartiger Motorräder.
Laverda im Spezialfahrwerk
Egal ob Harley-V2 oder japanischer Vierzylinder, immer sahen die Bikes von CustomWolf ein wenig anders, oft sogar ein wenig besser aus. Logisch, dass auch aus einer Laverda 1000 3 CL kein üblicher Umbau werden würde. Doch beginnen wir ganz vorne: Schorsch ist unbedingter Laverda-Fan. Er besitzt unter anderem bereits eine schnelle 1000er Langstrecken-Rennmaschine und wollte sich nun eine Dreizylinder-Laverda mit Spezialfahrwerk gönnen.
Da traf es sich gut, dass bei CustomWolf noch ein Rau-Rahmen im Regal schlummerte. Dieser hatte einst den Motor einer Suzuki GS 1000 aufgenommen, doch sollte es doch möglich sein, den charismatischen Italo-Drilling an gleicher Stelle zu verbauen. Eigentlich schwebte Schorsch ein Bike im Stil der achtziger Jahre vor, zeitgenössisch, und sofern man bei einem solchen Motorrad von original sprechen kann, eben original. Aber Wolfgang überzeugte den 1,92 Mann schnell davon, doch etwas Einzigartiges auf die Räder zu stellen – im CustomWolf-Stil.
Die Rau-Laverda vom Wolf – immer noch ein deutscher Custom-Meilenstein
Der Mut des Laverda-Mannes sollte sich lohnen. Der Bikebuilder aus Laaber östlich von Nürnberg kombinierte den nur elf Kilo schweren Rau-Rahmen mit der Gitterrohr-Schwinge einer Benelli TNT (»Die ist schwerer als der Rahmen«), der Upside-down-Gabel einer MV Agusta F4 und den Rädern einer Ducati 1000 Sport. Und es wurde begonnen, Wolfgangs Schaumstoffentwürfe einszueins in Aluminiumblech umzusetzen.
Er dengelte Tank, Verkleidung mit integrierten LED-Blinkern und Sitzbank so schwungvoll als wären sie aus einem Stück. Wie bei klassischen Cafe Racern wird der Alutank von einem echten, in die Tankform integrierten Spannriemen gehalten. Weil der schlanke Tank Airbox und Vergaser aufnehmen muss, fällt sein Volumen mit 13 Liter recht klein aus. Aber CustomWolf wäre nicht CustomWolf, wenn er dafür nicht eine Lösung parat hätte.
Vier Liter im Zusatztank
Im Zentralrohr des Rahmens befindet sich nämlich ein Reservoir, ursprünglich gedacht für das Motoröl. Da bei der Nasssumpfschmierung der Laverda das Öl in der Wanne lagert, konnte Wolfgang daraus einen Vier-Liter-Zusatztank generieren. Die Aluminium-Bodyparts behandelten die Franken mit Ovatrol, einem aushärtenden Öl, das die Oberfläche belastbar und dauerhaft macht.
Zusätzliche Akzente setzen orangefarbene Details (»Die typische Laverda-Farbe«). Daher sollten die Tauchrohre der Upside-down-Gabel orange eloxiert werden. Der Eloxierbetrieb war zunächst wenig begeistert, lieferte aber ein perfektes Ergebnis ab. Mit 1200-ccm-Satz, bearbeitetem Zylinderkopf und moderner Kennfeldzündung leistet der dohc-Motor locker 100 PS und brüllt dabei aus der kurzen Lafranconi-Tüte, wie eben nur ein Laverda-180°-Dreizylinder brüllen kann.
Eie Design-Ikone
Schorsch jedenfalls besitzt jetzt eine Design-Ikone, einen modernen Cafe Racer, ein beeindruckendes Design-Zitat. Nicht nur einen Dreizylinder im Spezialrahmen. Aber eben auch. Und daher fährt die Rau-Laverda darüber hinaus richtig gut. Eben Crème de la Crème.
Ein Blick auf die Umbauzeit
Info | custom-wolf.de
Fantastisch. Besser geht es nicht.