Puch Maxi – Der Momoto-Chopper



Mit dieser Puch Maxi ist ein cooler Auftritt garantiert! Dabei ist sie im wörtlichen Sinne eine rollende Sparbüchse

Ich, könnten wir die Zeit doch nur zurückdrehen: Zurück in die Jahre, als wir uns im Regen die Plastiktüten über unsere Reißverschlussstiefel zogen und als der unsägliche Bundeswehr-Kapuzenparka unsere einzige Sicherheitskleidung war!

Mit der Puch Maxi ins Ghetto

Wären wir dann mit einer Puch Maxi ins Ghetto gerollt, hätten unsere Kumpels uns achtkantig wieder rausgeschmissen, Bundeswehrparka hin oder her. Die öster­reichische Puch war nichts für den Schulhof. Automatik mit Fliehkraftschaltung, weg damit! Und wie soll man die heißmachen? Sowas fuhren Rentner und Hausfrauen, aber doch kein Halbstarker!

Hier grüßt Captain America! Die überlange Gabel stammt vom Erstausrüster EBR aus Italien, der Sattel ist eine Sonderanfertigung der Mannheimer Metallmorphose

Zeit heilt alle Wunden. Heute ist sogar eine Puch sexy, nicht zuletzt wegen ihres oldschooligen Starrrahmens. Und war nicht auch »Captain America« aus dem Film »Easy Rider« ein ehemaliges Polizeimotorrad? Es kommt eben drauf an, was man draus macht. Wenn’s heute wie ein Bonanza-Fahrrad aussieht, das seinerseits ja wie Captain America aussehen sollte, dann fließen eben die Tränen aus den Augen der junggebliebenen Biker.

Mofa für eine gute Sache

Der Momoto-Chopper hat schon ganz Deutschland gesehen. »Momoto«, das ist ein Zusammenschluss aller Mofa-Treiber, die halbstark geblieben sind. Auf ihren Treffen sammeln sie Kohle für die gute Sache, und die Kohle klingelt, wenn die Spender sie in den aufgesteckten Tank des Momoto-Choppers werfen. Im Jahr 2017 kamen auf diese Weise 15.000 Euro zusammen.

Auch andere Parts erinnern stark an Milwaukee-Parts, inklusive Gevatter Tod auf dem Frontfender

Damit sind wir bei den Zahlen. Ein 19-Zoll-Rad rollt in der überlangen Gabel, die übrigens vom originalen Erstausrüster EBR aus Italien stammt. Ja, der Erstausrüster hat sich erbarmt und auf Wunsch des Customizers eine überlange Chopper-Gabel aus eigenen Beständen gefertigt, dreißig Zentimeter over!

Puch maxi, straight geradeaus

Den Nachlauf wollen wir da nicht ausrechnen, die Momoto wird eben gusseisern geradeaus fahren, straight ahead in den Sonnen­untergang. Wohin soll ein Chopper auch sonst fahren? Und überhaupt: Was soll bei einer Höchstgeschwindigkeit von 25 km/h schon schiefgehen?

Der aufgesteckte Tank kommt von einer NSU Quickly und ist im wörtlichen Sinne eine Sparbüchse – über 15.000 Euro für gute Zwecke wurden damit gesammelt

Der Customizer heißt Norbert Edinger und führte lange die Moped-Garage im nord­badischen Neulußheim. Er legt Wert auf die Feststellung, dass an der Momoto alles TÜV-konform eingetragen ist. Nein, der Momoto-Chopper ist nicht heißgemacht, trotz seines rassigen Dell’Orto-Vergasers, der den serienmäßigen, aber biederen Bing-Vergaser ersetzt. Auch mit einer kontaktlosen Zündung hatte die Moped-Garage das Bike optimiert. Alles sauber und damit street-legal!

Tank von der NSU Quickly

Selbst der Chopper-Tank – Herkunft: NSU Quickly, der nun im wörtlichen Sinne­ eine Sparbüchse ist, wurde aufgesteckt und nicht aufgeschweißt. Auch das ist den Zu­lassungsbestimmungen geschuldet. Der darunterliegende echte Tank ist ja Teil des Rahmens, und daran ist Schweißen nun mal verboten.

Den feschen Auspuff liefert eine NSU Quickly, er wurde für die »Momoto« modifiziert

Mensch, da hätten wir uns früher aber mehr getraut! Die Zeiten, sie, äh, ändern sich, um mit Bob Dylan zu reden. Was uns in jungen Jahren ein paar Wochenenden Jugendarbeit in einem Altersheim gekostet hätte, das kostet uns Erwachsene die Zulassung oder gar die Fertigungslizenz.

Mit 25 km/h in den Sonnenuntergang

Die wollen wir nicht aufs Spiel setzen, solange die Moped-Garage uns mit Kulturgut dieses Niveaus unterhält, Lust auf Bundeswehr-Parkas macht und alten Männern ein letztes Mal die Tränen in die Augen treibt. Bahn frei für den Ritt in den Sonnenuntergang – mit 25 km/h!

Info | www.moped-garage.net


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Fotos: Carsten Heil
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Kommentare

Eine Antwort zu „Puch Maxi – Der Momoto-Chopper“

  1. Avatar von Claus Vonberg
    Claus Vonberg

    Wir fuhren damals alle ein Ciao Mofa und hatte die beste Zeit unseres Lebens. Alles war unbeschwerter und fast gewaltfrei. Unsere Mofas waren frisiert bis zum abwinken und keinen hat’s gestört. Ein Hoch auf die gute alte Zeit.

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