Die großen Motorradmessen sind gelaufen, die meisten Hersteller haben ihre 2022er-Modelle präsentiert. Auffällig: Wahrend sich die arrivierten Marken ziemlich zurückhalten, geben andere mächtig Gas. Allen voran chinesische und indische Hersteller, die mit traditionsreichen Markennamen antreten …
Während die Inder den kolonialen Spieß längst umgedreht haben und mit Royal Enfield, Norton und BSA heftig am Kabel ziehen, nutzen die chinesischen Hersteller mit Vorliebe italienische Marken, um ihren Maschinen einen klangvollen Namen zu verpassen. Benelli, Moto Morini und SWM sind komplett in chinesischer Hand, bei Fantic und neuerdings sogar MV Agusta liefern sie Motoren und Fahrwerkskomponenten.
Asiatische Maschinen und klangvolle, europäische Marken
In der Bildergalerie zeigen wir die wichtigsten neuen Modelle und Prototypen der Asia-Connection, die nicht gerade aus dem Supersportler-, Tourendampfer- oder Reise-Enduro-Segment kommen oder von Strom angetrieben werden. Wann BMW, Ducati und Harley-Davidson ihre Neuheiten präsentieren, ist noch nicht klar.
![s2 BSA Gold Star 650 – Mit gut drei Jahren Verspätung schickt der indische Mahindra-Konzern das erste BSA-Modell der Neuzeit an den Start. Und dieses sieht aus und heißt wie der damalige Bestseller der Birmingham Small Arms Company: Gold Star. Die gab es von 1938 bis 1963 als 350er und 500er Einzylinder-Viertakter. Die neue Gold Star wird zwar auch von einem viertaktenden Eintopf angetrieben, doch der hat einen fetten Wasserkühler vor der Brust und kommt mit 650 ccm Hubraum](https://i0.wp.com/custombike.de/wp-content/uploads/sites/2/2021/12/s2.jpg?w=556&h=417&ssl=1)
![s3 Der Vierventiler leistet 45 PS, was gerade mal fünf Pferdchen mehr als die der damaligen 500er sind. Das dürfte beim stattlichen Gewicht von 213 Kilo für recht milde Fahrleistungen sorgen. Egal, optisch lehnt sich der neue Goldstern stark an das Original an – freilich mit den nötigen Zugeständnissen an eine Euro-5-Homoligation im Jahre 2022. Wobei es außer ABS und Einspritzung keinerlei technischen Overkill gibt. Stahlrohrrahmen, Stahlschwinge, Stereofederbeine, klassische Telegabel, Single-Bremsscheibe vorn wie hinten, that’s it. Passt so aber ganz gut zusammen. Montiert werden die Maschinen in England, die Bauteile kommen aber aus Indien. Wann sie kommt, was sie kostet und wie’s um Händler in Deutschland steht, ist noch nicht bekannt](https://i0.wp.com/custombike.de/wp-content/uploads/sites/2/2021/12/s3.jpg?w=276&h=207&ssl=1)
![NortonV4CR_R Norton Cafe Racer – Norton verzückt uns mit diesem Prototyp namens »Norton V4 CR«. Die Traditionsfirma hat seit der Übernahme durch den indischen TVS-Konzern frisches Kapital und gibt kräftig Gas. Das neue Werk wurde gerade eingeweiht und beim Anblick des V4-Cafe-Racers darf man davon ausgehen: Norton lebt! Den Motor der V4 CR sieht man hinter den wuchtigen Carbondeckeln zwar nicht, aber mit 1200 Kubik, 185 PS und 125 Nm ist der V4 wohl potent genug für wildes Nacktfahrvergnügen](https://i0.wp.com/custombike.de/wp-content/uploads/sites/2/2021/12/NortonV4CR_R.jpg?w=276&h=207&ssl=1)
![Cromwell1200_mint-7-scaled-1 Mit der Brixton Cromwell 1200 nimmt die junge Marke aus Österreich ein klassisches Naked Bike mit großen Twin ins Portfolio auf. Brixton – was machen die nochmal? Leichtkrafträder und Motorräder mit bis zu 500 Kubik. Designed von KSR in Österreich, gefertigt in China. Die Cromwell muss sich als neues Brixton-Flaggschiff, nicht vor den Modellen des Mitbewerbs verstecken. Wobei mit Mitbewerb augenscheinlich die Motorräder aus Hinckley gemeint sind, denn die Ähnlichkeiten zur Bonneville sind offensichtlich. Der 1222 ccm große Zweizylinder-Reihenmotor leistet 82 PS und drückt mit sehr ordentlichen 108 Nm Drehmoment bei 3500 U/Min nach vorne. Technisch ist die Brixton auf der Höhe der Zeit: KYB-Gabel und -Federbeine, Nissin-Bremsanlage, Bosch ABS, Antischlupfregelung, Tempomat, Einspritzanlage von Magneti Marelli, Pirelli Reifen, rundes TFT-Display und Anti-Theft-Key-System. Zwei Fahrmodi, ECO und Sport, komplettieren die Features der Cromwell 1200. Angeblich soll die große Brixton in Deutschland für unter 10.000 Euro angeboten werden, was für eine ausgewachsene 1200er ein echtes Schnäppchen wäre. Offiziell bestätigt ist der Preis allerdings noch nicht. Die Serienproduktion soll Anfang 2022 starten, die ersten Modelle im 1. Quartal in Europa verfügbar sein.](https://i0.wp.com/custombike.de/wp-content/uploads/sites/2/2021/12/Cromwell1200_mint-7-scaled-1.jpg?w=276&h=207&ssl=1)
![benelli-leoncion-800-trail-1 Benelli Leoncino 800 – Seit drei Jahren gibt es den kleinen Löwen als 500er, ab 2022 kommen zwei 800er Versionen hinzu. Die Leoncino »Trial« hat einen verschärften Offroad-Look und 19/17-Zoll-Räder mit Pirelli Scorpion Rally-STR-Gummis. Der brandneue 750er Twin kommt von der chinesischen Konzernmutter QJ Motor und leistet 76 PS](https://i0.wp.com/custombike.de/wp-content/uploads/sites/2/2021/12/benelli-leoncion-800-trail-1.jpg?w=206&h=155&ssl=1)
![Morini 6,5 Eine weitere italienische Traditionsmarke, die unter chinesischem Einfluss wieder zu gedeihen scheint. Neben den bekannten Big-Bikes mit dem sagenhaften 1200er-V2 erweitert Morini seine Modellpalette um zwei Mittelklasse-Maschinen mit 650er Twin. Eine Reise-Enduro und die hier gezeigte Scrambler 6 1/2 beziehungsweise auf italienisch »Seiemmezzo«. Bereits vor zwei Jahren auf der EICMA als Prototyp präsentiert, wurde nun das fertige Serienmodell gezeigt. Die 6 1/2 kommt mit Kayaba USD-Gabel, Brembo-Stoppern und verzichtet dankenswerter Weise auf jegliches Modi-Gedöhns und künstliche Eingriffe in die Fahrphysik – außer dem Bosch-ABS natürlich. Bei den Händlern soll die 60 PS starke Morini im Laufe des nächsten Jahres stehen, preislich dürfte sie um die 7.000 Euro liegen](https://i0.wp.com/custombike.de/wp-content/uploads/sites/2/2021/12/Morini-65.jpg?w=206&h=155&ssl=1)
![MV 5.5 Ok, normalerweise sind Reise-Enduros nicht unsere bevorzugte Motorrad-Gattung, von MV Agusta allerdings auch nicht. Und weil Minus mal Minus angeblich Plus ergibt, wollen wir euch die beiden Neuen aus Varese (beziehungsweise China) nicht vorenthalten. Denn für diese Art Motorrad sind die Dinger wirklich gelungen, zumal sie sich augenscheinlich an die legendäre Cagiva Elefant anlehnen, die – mit Ducati-V2 bestückt – ja ebenfalls in Varese vom Band lief. Es soll ein 48 PS starkes Zweizylindermodell geben, das schlicht 5.5 heisst. Es basiert auf der Benelli TRK 502 und so klemmt auch deren 550er Twin von Konzernmutter QJ Motor im Stahlrohrrahmen – wenn auch leicht getunt](https://i0.wp.com/custombike.de/wp-content/uploads/sites/2/2021/12/MV-5.5.jpg?w=206&h=155&ssl=1)
![MV 9.5 Interessanter ist aber das Schwestermodell 9.5, das vom neuen 930er Triple mit 123 PS angetrieben wird. Natürlich gibt’s vom Schaltautomaten bis zum TFT-Display mit Smartphone-Anbindung das volle Technik-Programm für das trocken 220 Kilo schwere Adventure-Bike. Nochmal kurz zurück zu Cagiva: Die Elefant gewann ja bekanntermaßen 1990 die Paris-Dakar, woraufhin im nächsten Jahr eine »Lucky Explorer«-Version mit Lucky-Strike-Lackierung (damals Sponsor des Cagiva-Teams) erschien, das bis heute ein klein wenig Kult unter den Fans ist. MV Agusta soll nun angeblich an einer eigenen Lucky Explorer Erlebniswelt basteln, was eigentlich ein Garant dafür ist, dass es in die Hose geht. Schaut lieber, dass ihr die Mühlen vernünftig auf die Straße bringt … wann das sein wird, ließ MV noch offen](https://i0.wp.com/custombike.de/wp-content/uploads/sites/2/2021/12/MV-9.5.jpg?w=206&h=155&ssl=1)
Carsten Heil, hat die typische Zweiradkarriere der 80er-Jahre-Jugend durchgemacht: Kreidler Flory (5,3 PS), 80er-Yamaha DT und mit achtzehn dann die erste 250er Honda. Nach unzähligen Japanern über Moto Guzzi ist er dann schließlich bei Rohrrahmen-Buell gelandet. Seit 1992 mit Fotoapparat und Schreibgerät in Sachen Kradkultur unterwegs.