Paul Funk, niederländischer Customizer, DJ, V-Twin-Motorenbauer und profunder Szene-Kenner macht sich Gedanken über junge und alte Schrauber.

Neulich auf einer großen Bike Show habe ich mit Freunden über die Zukunft des Custom Building philosophiert. Wir kamen alle zum gleichen Schluss, dass, wenn sich nichts ändert, diese Kultur in den nächsten zwanzig Jahren weitgehend aussterben wird. Nicht nur wegen der weltweiten Krisen und den dann mit Gold aufgewogenen fossilen Brennstoffen. Entscheidender ist die Tatsache, dass in der europäischen Szene einfach junges Blut fehlt. An der Show beispielsweise nahmen nur zwei Bike Builder teil, die um die 25 Jahre alt waren. Scheinbar muss man einen speziellen Charakter haben, um heute sein gesamtes Geld und alle Zeit in den Aufbau eines Motorrads zu stecken, mit dem man dann im hektischen Verkehr und bei Regenwetter sein Leben riskiert.

Paul Funk über die Zukunft des Custom Bike Building

Aber Charakter kann sich entwickeln. Mein Motto lautet »No Pain, No Gain«. Nichts geht über einen langen, harten Ritt auf einem selbst gebauten Bike. Neben dem unvermeidlichen Abenteuer reinigt ein solcher Ausflug die Seele mehr als eine stundenlange Zen-Meditation. Wo aber liegt der Unterschied in der 21st Century-Jugend und mir. Ich fing mir den Virus bereits in frühen Zeiten ein, vielleicht war es 1970, als mein Nachbar mit einer neuen Honda CB 750 vorfuhr, vielleicht war es Easy Rider. Mit 15 baute ich mein Moped um, mit 18 malte ich meine CB 500 schwarz an und sparte zehn lange Jahre für eine Harley. Langsam wuchs ich in die Szene hinein und tat immer das, was meine Leidenschaft war.

Paul Funk, niederländischer Customizer

Die Customszene in Japan zum Beispiel besteht zu großen Teilen aus jungen Leuten, die ihren Yamaha XTs oder Suzuki 250 Magisches antuen. Auch in Schweden oder Finnland bauen viele Jugendliche ihre eigenen Bikes. Ich weiß nicht, warum diese Szene so anders ist als die in Mitteleuropa, aber ich sehe auch jede Menge Rock‘n‘Roll. Und der ist nun mal eng mit dem Motorrad verbunden. Wir jedoch werden beherrscht von modernen Massenmedien. Deren kommerzielle Pop-Kultur (Lady Gaga, R&B, Hip Hop, Trancehouse) hat nun mal keine Verbindungen zum Motorcycling.Ich denke, europäische Custombike- Shows sollten einen Weg finden, sich in modernen Medien zu präsentieren, etwa durch eine Kombination von Show und großen Rock-Konzerten.

Die Low-Budegt-Lösung

Meine »Low Budget«-Lösung, um die Jugend zu erreichen, lautet außerdem: Zieht eure coolsten Klamotten an, fahrt mit eurem Bike an so vielen Schulen wie möglich vorbei und infiziert, vergiftet den Nachwuchs. Ich glaube außerdem, dass die Zeit der 100.000 Euro-Bikes lange vorüber ist. Jetzt sind Geschmack, Phantasie und handwerkliches Können gefragt. Auf den virtuellen Marktplätzen tummeln sich unglaublich viele Ersatzteile, die nur darauf warten, von einem kreativen Schrauber mit frischen Ideen zusammengefügt zu werden. Go and make it a better and brighter looking custom world.

 

Garage21