Die bekannteste Motorradratte Amerikas gehört Smitty. Seit 1976 ballert er mit seiner Knucklehead durch die Staaten

Smitty stammt aus Kentucky, ziemlich genau in der Mitte eines imaginären Dreiecks zwischen Milwaukee, New York und Daytona gelegen. 1971 kauft er sich sein erstes Bike und fährt direkt mit seinen Kumpeln zur Bike Week, von der er schon so viele Bilder gesehen und Berichte verschlungen hatte. Es ist genau sein Ding, nicht ein einziges Mal verpasst er seither den Saisonauftakt in Florida. Und schläft noch immer im gleichen Schlafsack, den er schon vor siebenundvierzig Jahren dabei hatte.

Smitty RAT-1 – Ein besonderer Eyecatcher

Seine Ratte läuft ihm erst fünf Jahre später zu, damals allerdings noch lange nicht in diesem zugemüllten Zustand von heute. »Der ganze Kram, der an meinem Bike hängt, sind Erinnerungen an Orte, an denen ich war, und an Menschen die ich traf«,  erzählt Smitty. Seine 46er Knucklehead ist ein Eyecatcher der besonders morbiden Art. Egal wo er anhält, kommen die Leute mit ihm ins Gespräch, klemmen ihm einen Dollar an die Scheibe oder schenken ihm alte Knochen, Kettchen, Glocken, Uhren oder gar Handgranaten, die er dann noch irgendwie ans Bike fummelt. Es sind hunderte, wenn nicht tausende Erinnerungen an sein Bikerleben.

Smitty

Dies führt ihn auch nach Deutschland, 1989 ist er mit seiner Mühle Gast auf der Motor Show Essen, lässt die Harley gleich da,  um im Frühjahr in Jönköping aufzuschlagen und durch Schweden zu bummeln. »Das Beste aber ist für mich noch immer Daytona. Ich warte den ganzen Winter darauf, dass es endlich losgeht. Das ist für mich die beste Therapie!« Dann holt er sich seinen Best-Rat-Pokal auf der Rat’s Hole Show ab, steht den ganzen Tag bei seiner Ratte, lässt sich fotografieren und redet oktanhaltiges Zeug mit all den Leuten, die er kennt und die ihn und seine fahrende Deponie kennenlernen wollen. Und hinterlässt eine ordentliche SAE-50-Lache. Abends hängt er dann mit seinen Kumpeln an der Tanke ab, die große Party lässt ihn kalt. Genauso wie ein geputztes Motorrad.

 

Carsten Heil