Wenn schon Moto Guzzi, dann bitte auch einen Umbau aus dem Mutterland. Wie wär’s mit diesem f850 T5-Rod Racer
Wie zum Angriff geduckt steht die Guzzi T5 zwischen anderen Bikes einer Bikeshow, ganz schlank, ganz schmal, ganz anders als alles andere hier. Müssen wir haben und machen uns auf die Suche nach den Erbauern der grazilen Schönheit.
Bella Machina
Ein paar Bier später haben wir die Jungs gefunden und quatschen sie sofort an, um sie zum Fotoshooting zu zerren. Leider verstehen sie kein Wort, auch mit Englisch kommen wir hier nicht weiter. Also, Hände und Füße zum Großeinsatz und dazwischen immer mal wieder ein gebrabbeltes »Bella Machina«, dann läufts. Wir können den Edelracer fotografieren.
Zurück am Redaktionsschreibtisch die Ernüchterung, die Visitenkarte der Italiener ist verschwunden und der bierschwere Partykopf spuckt keine Erinnerungen aus. Wer zum Henker hat das Ding nochmal gebaut? Ein kleiner Aufkleber unter der Sitzbank führt uns schließlich auf die richtige Spur und geradewegs nach Turin: Chop Works heißt die Bastelbude von Frankino Torredimare, er erzählt uns letztlich die Geschichte hinter der »MotoMorphosy«.
Moto Guzzi straight aus Turin
Seit einigen Jahren baut Frankino Chopper, inklusive eigener Rahmen und Gabeln. Als sein Kumpel Speedy mit dem Plan eines Guzzi-Projektes in der Werkstatt auftaucht, ist Frankino sofort Feuer und Flamme. Den Plan für ein schmales Bike im Stile amerikanischer Bobber hat Speedy im Kopf, bei Chop Works sollen die Ideen Realität werden.
Als Aufnahme für den 850er Motor verwendet Frankino den Originalrahmen, choppt aber extrem. Er schneidet den oberen Teil des Rahmens weg und biegt die Rohre massiv in Richtung der starren Schwinge, mit der der Frame fest verschweißt ist. Die linke Seite der Originalschwinge muss weichen, auf der rechten Seite behält Frankino den Guzzi-Kardan als Sekundärtrieb bei.
Endlich ans Eingemachte
Um keine Probleme beim Einbau des Motors zu bekommen, wird der untere Teil des Rahmens nicht verändert. Eine Kunstpause verschafft die Geburt von Speedys Sohn, das Projekt liegt einige Monate auf Eis, genug Zeit für ein paar gute Ideen. Nach der Babypause gehts dann ans Eingemachte.
Mit dem flachgeduckten Rahmen in der Hinterhand verwerfen die Italiener den Bobber-Gedanken. Der Racing-Stil der 40er Jahre wird nun angepeilt. So entstehen in Turin ein verboten kurzer Rennhöcker mit integrierter Sitzbank, dessen Form sich im Frontend an der Verkleidung des Bates-Scheinwerfers wiederfindet. Der Tommaselli-Lenker mit tiefen Griffen von Kustom Tech wurde ebenfalls gekürzt und presst sich ganz eng an die Gabel, die Frankino um satte vier Zoll gestutzt hat.
Moto Guzzi – keine Experimente am Motor
Nachdem das Chassis komplett ist, bleibt noch der 80er Jahre-Motor. Hier wagen die Italiener keine großen Experimente. Der Zweizylinder bleibt in seinen Teilen weitestgehend original, allerdings wird fleißig restauriert. Frankino putzt den Zylinderköpfen und Ventilen den Dreck aus der Lunge und mag es bei den Neuteilen italienisch.
Dell ’Orto-Vergaser, Stucchi-Kolben und die Trumpet-Auspuffanlage von QD singen ein Lied von italienischer Ingenieurskunst. Und selbstverständlich bleibt auch das Finish der Racing-Guzzi einem Landsmann vorbehalten. Roby von Custom Design – wir hatten schon über den angesagten Italo-Lackierer berichtet – darf den Pinsel schwingen. Glänzendes Silber mit goldenen Details machen die »MotoMorphosy« perfekt.
Arbeitet seit 1996 für den Mannheimer Huber Verlag, gehört seit 2005 zum festen CUSTOMBIKE-Magazin-Team und steuert seit 2013 das ansonsten männerbevölkerte CUSTOMBIKE-Schiff als Chefredakteurin. Beruflich hat sie jeden großen und kleinen Customtrend der letzten zwanzig Jahre mitgemacht, glaubt aber letztlich an den Erfolg von Bodenständigkeit und Konstanz – auch die Maxime für die Arbeit an Deutschlands ältestetem Magazin für umgebaute Motorräder. Sie selbst pflegt beste Kontakte in die Umbau- und Schrauberszene, nicht nur in Deutschland, weiß meistens genau, wer gerade an was baut, und berichtet mit Vorliebe über die Geschichten hinter den Motorrädern und über echte Petrolheads, die das Customizing von ganzem Herzen leben. Fürs private Zweiradglück genügt ihr eine Honda CB 400 Four, mit Baujahr 1977 gerade mal ein Jahr älter als die Chefin. Aktuell steht die Honda allerdings auf der heimischen Hebebühne und soll bald in neuem Glanz erstrahlen – a bikers work is never done.
Saugeil mal was anderes als die US Eisenhaufen.