Diese Moto-Guzzi kommt aus Polen, und dass unsere Nachbarn ihr Handwerk können, ist mittlerweile nix Neues mehr

Es war vor zwei, drei Jahren am Glemseck. Wir streifen so an den Ständen vorbei, gucken uns die Mopeds an und bleiben bei dieser Moto-Guzzi einen Moment länger stehen. Denn die Faszination steckt hier wie meist im Detail. Basis für diesen knackig reduzierten Guzzi-Umbau bildete nämlich der eigentlich strunzlangweilige Soft-Chopper California 1100. Wir fragen also weiter und bekommen Antworten. Entstanden ist das Flacheisen im polnischen Breslau in Grzegorz Korczaks Custom-Shop »Unikat Motorworks«. Außer dem Motor, den Rädern und Teilen des Rahmens blieb von der California praktisch nichts mehr übrig – und ehrlich, das ist gut so.

Viel Licht, aber auch Schatten an der Moto-Guzzi

Um die gewünschte geduckte Linienführung eines Café Racers zu erreichen, haben die Unikat-Jungs die Gabel gekürzt und an der Schwinge neue Aufnahmen für die speziell angefertigte Bitubo-Federbeine angebracht. Auch hinterm Steuerkopf wurde gewerkelt, für den Custom-Tank mussten neue Halter her. Der Heckrahmen endet mit einem Upswept-Loop, darunter lugt ein winziges, allzu kurzes Schutzblech hervor. Dazu passen die obligatorischen Stummellenker, ein kleines Instrument und ein straffer Sattel, der mit Echtleder bezogen ist. So weit, so gut.

Auf Hochglanz: Alle Oberflächen der Unikat-Guzzi sind verchromt oder poliert

Aber auch Kritik muss erlaubt sein. Bei den meterlangen Auspuffrohren haben die Breslauer völlig danebengegriffen. Solche Meterware ist das Stilelement eines Chicano-Baggers, hat aber an einem Café Racer nichts zu suchen. Auch der blaue Lichtmaschinendeckel haut optisch zu mächtig auf den Putz und stiehlt dadurch Aufmerksamkeit von wirklich schön gemachten Details. Muss ja auch mal gesagt werden!

 

Heinrich Christmann