Luxemburg ist ein kleines Land, und trotzdem hat sich eine Customszene etabliert. Ihre Vertreter treffen sich am liebsten im Garage Hangout.

Andrea ist Mitglied der Harley Brothers Luxemburg. Diesen unabhängigen Club gibt es bereits seit 1992, mit fünf Leuten war der Verein seinerzeit gestartet. Heute tragen 17 Mitglieder das Patch auf ihrer Jacke. All diese Jungs haben eines gemeinsam: Die Leidenschaft für den Harley-Mythos und den Lifestyle drumrum. Allerdings und selbstverständlich adaptiert auf alte Zeiten.

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Wie es früher halt war, gemeinsam mit den alten Karren fahren, unterwegs schrauben, niemals den ADAC rufen, Freunde haben, Partys starten und das Leben genießen. Doch Andrea war das allein nicht genug. Gemeinsam mit vier Freunden hatte er die Idee, ein gemeinsames Schrauber-Domizil zu erschaffen. Mit dem »Garage Hangout« ist dies gelungen.

Für den Umbau des ehemaligen Busunternehmens gingen zahlreiche Arbeitsstunden, jede Menge Geld und viel Leidenschaft drauf – bis im März 2011 die große Eröffnungsparty steigen konnte

Das Gebäude in Hosingen war ursprünglich mal die Garage eines Reisebusunternehmens. Mit vielen Visionen, zahllosen Arbeitsstunden, der nötigen Leidenschaft und – leider normal – einer Stange Geld bauen die Freunde das neue Domizil einen eisigen Winter lang komplett um. Es werden alte Wände eingerissen und neue errichtet. Wasser, Elektrik und Heizung werden neu installiert, eine Bar eingebaut.

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Am Tresen gibt es Luxemburger Bier und härtere Sachen, die Deko kommt mit Ölschrank, Motorrädern und Teilen, die teils einfach an die Wand genagelt werden, authentisch rüber. Platz zum Schrauben ist sowieso genug. Die hauseigene Club-Werkstatt ist ein Sammelsurium aus Werkzeugen und Teilen, die über viele Jahre zusammen getragen wurden.

»Wir müssen unsere Kultur aus Bobbern und Choppern erhalten und sie an kommende Generationen weitergeben«

Das gemeinsame Umbauen der eigenen Harleys ist dabei ein wesentlicher Bestandteil der Gemeinschaft. »Der Ursprungsgedanke ist es ja, gemeinsam zu schrauben und unsere Kultur aus Bobbern und Choppern zu erhalten und an kommende Generationen weiterzugeben«, erklärt uns Andrea,.»Dieses Kulturgut zu erhalten und es dann auch noch zu fahren ist ein Genuss der besonderen Klasse. Das muss doch jeder wissen.« Im Garage Hangout ist aber auch sonst jeder willkommen und findet eine helfende Hand.

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Da war zum Beispiel letztes Jahr Jonathan aus den Staaten, der seinen Sommer auf einer Harley durch Europa fahrend verbrachte. Seinen abgefahrenen Reifen wechselte er in Hosingen. Genauso wie die Motorradfahrer sich hier auf ein gemütliches Bier treffen können, sind auch die V8-Jungs öfters anzutreffen.

Harley only: Der Garage Hangout ist fest in Milwaukee-Hand. Bikes, Teile, Werkzeuge – hier wird nur in Zoll gelebt, geschraubt und gefeiert

Motorrad und Auto verschmilzt oft, viele fahren beides, die Kultur ist dieselbe. Jeden Mittwoch ist der »Garage Hangout« von 18 Uhr bis 1 Uhr nachts geöffnet. Ansonsten steht die Tür nur zu Partys oder SwapMeets auf, diese werden über den eigenen Blog und die Facebook-Seite bekannt gegeben.

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Ein Besuch in Hosingen lohnt immer, egal ob ihr Lust auf Party habt oder ein Teil braucht, oder gar eins loswerden wollt. Wer die Jungs lieber mal in Deutschland treffen möchte, sollte sich auf den Weg zur Veterama machen. Dort ist die Schraubergemeinschaft immer mit eigenem Stand vertreten, hier unter Gleichgesinnten fühlen sie sich wohl. Es werden Teile getauscht, verkauft, gekauft – um den eigenen Fundus zu vergößern. »Wir gehen bei der Veterama meist mit mehr Teilen nach Hause, als wir gekommen sind», schmunzelt Andrea.

Info | garagehangout.blogspot.com

 

 

Arbeitet seit 1996 für den Mannheimer Huber Verlag, gehört seit 2005 zum festen CUSTOMBIKE-Magazin-Team und steuert seit 2013 das ansonsten männerbevölkerte CUSTOMBIKE-Schiff als Chefredakteurin. Beruflich hat sie jeden großen und kleinen Customtrend der letzten zwanzig Jahre mitgemacht, glaubt aber letztlich an den Erfolg von Bodenständigkeit und Konstanz – auch die Maxime für die Arbeit an Deutschlands ältestetem Magazin für umgebaute Motorräder. Sie selbst pflegt beste Kontakte in die Umbau- und Schrauberszene, nicht nur in Deutschland, weiß meistens genau, wer gerade an was baut, und berichtet mit Vorliebe über die Geschichten hinter den Motorrädern und über echte Petrolheads, die das Customizing von ganzem Herzen leben. Fürs private Zweiradglück genügt ihr eine Honda CB 400 Four, mit Baujahr 1977 gerade mal ein Jahr älter als die Chefin. Aktuell steht die Honda allerdings auf der heimischen Hebebühne und soll bald in neuem Glanz erstrahlen – a bikers work is never done.