Des Wahnsinns fette Beute scheint Steve Carr, das Kraftwerk einer Buell in einen dürren Starrrahmen zu hängen. Er findet’s natürlich spaßig und hat deshalb seinen goldenen Chopper wortspielerisch »Oro Fundido« getauft.
Buell ist tot – lang lebe Buell. Die Erbfolge in der US-Bikeszene läuft zwar anders als seinerzeit in der französischen Monarchie. Doch dass es Buell-Fans immer geben wird, ist so sicher, wie dieser Chopper oldschool ist. So what?

Buell ist unsterblich
Wenn ein toter Name schon so lange weiter in den Herzen spukt, wie dann erst, wenn der Pate noch lebt. Erik Buell hatte sich vor über 30 Jahren nichts weniger vorgenommen, als das erste echt amerikanische Sportmotorrad zu bauen. Und er hat’s gemacht.

Damit hat es seine Motorräder immerhin fünf Jahre länger gegeben, als die Sagen umwobenen Henderson. Und schließlich nutzte Erik den V-Twin aus Milwaukee und hat ihn mit bis über 100 Mustangs zwischen die Rahmenrohre gepfercht. Nee, Loide – Krafträder mit Buell-Herz wird’s noch lange geben.
Beach Cruiser meets V2
Müssen ja nicht ausschließlich Rennsemmeln für Schräglagen-Junkies sein. Sieht man hier. Steve Carr und sein Team von Lightning Rod Motorcycles haben den Reaktor einer X1 in ein ebenso dürres wie starres Paughco-Gerippe gesteckt.

Über 100 Nm und knapp 90 PS feuerte Buells Kraftwerk schon damals 2001 im Serientrimm, und jetzt um 4 ccm aufgebohrt, mit Beatmung durch einen größeren 42er Mikuni und der betont schlichten Schalldämpfung dürften es kaum weniger sein. In dem minimalistischen Chopper, der das alte Ideal vom Weglassen wunderschön zelebriert, kommt der mattschwarze Kraftquell besser zur Geltung als hinterm großen Helmholtz-Resonator des damaligen Sportbikes.
Eine Buell fürs Trommelfell
Resonanz gibt es nun mit dem Ansaugschnorchel vor allem am Trommelfell des goldenen Reiters, der den Ritt mit J-Brake- und Todd’s-Einheiten kontrolliert. Die Bedienung gestaltet sich dabei übersichtlich. Denn während Bremszangen die hintere Einzelscheibe auf vier Backen kauen, bleibt die Front zahnlos.

Was wollte der 90er Avon auch für Bremskräfte übertragen, wenn der hintere 200er Metzeler das viel besser kann. Zumal der hoch greifende Fahrer auf der schlichten lederbezogenen Metallkuhle die Gewichtsverteilung weiter Richtung Hecklastigkeit drückt. Klar das krasse Gegenteil zu Erik Buells Bückdich, doch ist ein Ausflug nach Großväter Sitte nicht weniger spaßig.
Starker Motor im dürren Rahmen – das hat was
Die hinterm Kupplungsgehäuse neben dem Rahmenrohr stehende Batterie verströmt echtes Oldtimer-Feeling, unterstützt von der wenig verwirrenden Elektrik mit Lampe im Fahrradformat. Und die Paughco-Gabel verbreitet keine Unruhe durch übertriebenen Federweg.

Steve Carrs Mission von Sun and Fun ist gelungen, und der »Oro Fundido«, wie er seine Schöpfung nennt, stiehlt manchem Hyperbike die Show an der Strandpromenade.

















Schreibe einen Kommentar