Die Motive des Klamottenlabels Loser Machine aus Kalifornien kommen aus der Bikerkultur und sind entsprechend in der Szene beliebt

Adrian Lopez wurde bekannt durch sein hartes Skating, seinen Pop und seine besondere Art auf dem Deck zu fahren. Adrian war anerkannter Proskater, ist schwer tätowiert, ein Latino, ein Kämpfer. Aufgewachsen ist er in San Diego. In Sichtweite zum Wohnhaus der Familie liegt die Militärbasis Camp Pendleton, wenn Adrian aus dem Haus geht, schaut er auf Kriegsschiffe, jeden Tag. Es sollte ihn nachhaltig beeindrucken.

Adrian Lopez – Der Skate-Profi

Als er 12 Jahre alt wird, schenkt sein Bruder ihm ein Skateboard, fortan fährt er jeden Tag. Er wird schließlich professioneller Skateboarder. »Ich erkannte schnell die Business-Seite des Sports, deshalb war ich erfolgreich. Du kannst gut sein, aber wenn du es nicht vermarkten kannst, wird es schwer. Ich hab mir für meinen Erfolg den Arsch aufgerissen, habe um Sponsoren gebuhlt und gelernt, mich zu vermarkten, aber so ist es eben.«

Adrian Lopez ist ehemaliger Proskater und heute das Gesicht zum Shirt

Was von seiner Karriere bleibt, ist letztlich ein großes Interesse an wirtschaftlichen Zusammenhängen – daran, wie eine Firma funktioniert und wie sie erfolgreich ist. Adrian wird Partner einer Spelunke in Encinitas, dem »Daley Double Saloon«, nicht ganz das Wahre. Aber hier entsteht eine neue Idee. Mit Freunden aus der Skate- und Moppedszene – er fährt schon lange umgebaute Karren – sinniert Adrian am Tresen über ein Projekt.

Loser Machine wird 2009 gegründet

2009 ist es so weit: Sie gründen mit den beiden Marken »Loser Machine« und »Dark Seas Division« ein Modelabel. Stark im Design sollen die Klamotten sein, beeinflusst von Motorrad- und Arbeiterkultur, von Autoschraubern und der Küste Califs. Aber gleichzeitig soll es auch ein hochprofessionelles Business sein, das erfolgreich ist. Ein manchmal schmaler Grad. Als wir uns zum Hausbesuch ankündigen, bekommen wir das zu spüren.

Am Computer entstehen die Designs

Es dauert nämlich einige Telefonate, Mails und Erklärungen, bis wir zur Schaltzentrale von Loser Machine im kalifornischen Irvine eingeladen werden und exklusiv hinter die Kulissen der Designer blicken dürfen. Alle wollen exakt wissen, wer wir sind, was wir planen, wo wir herkommen. Sind wir es normalerweise gewöhnt, in amerikanischen Schrauberbuden spontan vorbeischnüffeln zu können, braucht es hier exakte Abstimmung.

Ein ausgeklügeltes Marketingkonzept

Zwar präsentiert sich vor allem die Marke Loser Machine lässig auf Treffen, in Katalogen und auf Bikeshows, ist aber durchaus ein ausgeklügeltes Marketingkonzept im inneren Kern, gestrickt um die Person des Adrian Lopez, dem Gesicht zum Shirt. Und das ist auch überhaupt nicht verwerflich: Denn immerhin sind die Klamottenmacher aus Calif eine Firma, die einige Angestellte zu ernähren und ein weltweites Logistik-Konzept zu verantworten hat. »Mit Coolness allein ist es halt nicht getan«, schmunzelt Adrian, als wir uns begrüßen.

»Mit Coolness alleine ist es nicht getan. Und jeder Customizer muss das ähnlich sehen«

Verstehen können wir ihn gut, machen wir doch selbst ein Heft, das gerne cool ist, aber eben auch Geld verdienen muss. »Und jeder Customizer muss das ähnlich sehen«, ergänzt Designchef Damon. Doch trotz aller Professionalität stecken hinter Loser Machine Menschen, die authentisch sind. Paul Nichols zum Beispiel ist der Chefdesigner des Labels, er erklärt uns, wie ein Design entsteht. »Zunächst mal sammeln wir Vorschläge«, zeigt er auf eine Wand, an der Zettel kleben, die eine grobe Richtung vorgeben.

Zeitschriften als Inspirationsquelle

Unter Schlagworten wie »Drogen/Alkohol«, »History« »Rocker« und vielen anderen werden Ideen gesammelt. Wem was einfällt, der pinnt es dazu. »Außerdem schauen wir bergeweise Zeitschriften aus allen Themenbereichen an, auch und vor allem viel alten Kram, dazu gucken wir Bilder oder lassen uns schlicht auf der Straße von Bikern, Skatern, Autoschraubern und Musikern inspirieren. Im Team entscheiden wir dann, was letztlich umgesetzt wird. Das kann schonmal durchgearbeitete Nächte bedeuten«, erklären Adrian und Paul einmütig.

Kappen-Vielfalt: Jedes Jahr gibt es neue Kollektionen

So reicht die Palette der Shirtmotive von Hippy-Batik-Chopperkult bis zu Adlersymbolen, den Streifendesigns der vor allem bei Oldschoolern beliebten »Mexican Blankets«, Motiven aus der Skaterszene oder auch mal ganz schnöde einem barbusigen Mädel. Die Idee dazu hing vorher vermutlich unter dem Zettelchen mit der Aufschrift »Nude« an der Kreativwand. Wie viel Aufwand die Betreuung der ganzen Geschichte erfordert, wird deutlich, als Paul erklärt: »Wir machen zwei Kollektionen im Jahr, einmal im Frühjahr, einmal im Herbst. Über 100 Motive sind das jedesmal … nur für die Shirts. Dazu kommen Westen, Mützen, Jacken und vieles mehr. Das kannst du nur mit nötigem Herzblut machen, das ist wie bei euren Schraubern.«

Loser Machine – Die Verbindung von Skaten und Motorradfahren

Und das Ganze ist doppelt bemerkenswert, wenn man bedenkt, dass die Jungs mit »Dark Seas Division« noch ein zweites Label unter ähnlichen Vorgaben betreuen. »Bei Dark Seas kommen die Kriegsschiffe aus meiner Kindheit wieder zum Tragen«, schmunzelt Adrian, »es ist unser Meerlabel, düster und böse, wie die See nun mal sein kann.« Eines wollen wir von dem Skater Adrian Lopez aber dann doch noch wissen. Nämlich, wie es zu der immer wieder beschworenen Verbindung von Motorrad- und Skaterszene in Kalifornien kommt.

»Ach wisst ihr, das gibt es eigentlich schon ewig, es wurde früher nur nicht so viel darüber gesprochen wie heute«, erklärt er. »Skaten und Motorradfahren sind beides Dinge, die mit einem extremen Freiheitsgefühl zu tun haben. Beide Dinge haben eine ähnliche Geschichte und Kultur, beide kommen vom Rande der Gesellschaft. Der Vorreiter einer neuen Generation war dann der Skater und Moppedschrauber Jason Jessee. Der hat diese Verbindung der zwei Kulturen nach außen getragen und viele wilde junge Kerle haben es nachgemacht und in die Welt geschrien. Ich war einer von ihnen.«

Info | losermachine.com

 

Arbeitet seit 1996 für den Mannheimer Huber Verlag, gehört seit 2005 zum festen CUSTOMBIKE-Magazin-Team und steuert seit 2013 das ansonsten männerbevölkerte CUSTOMBIKE-Schiff als Chefredakteurin. Beruflich hat sie jeden großen und kleinen Customtrend der letzten zwanzig Jahre mitgemacht, glaubt aber letztlich an den Erfolg von Bodenständigkeit und Konstanz – auch die Maxime für die Arbeit an Deutschlands ältestetem Magazin für umgebaute Motorräder. Sie selbst pflegt beste Kontakte in die Umbau- und Schrauberszene, nicht nur in Deutschland, weiß meistens genau, wer gerade an was baut, und berichtet mit Vorliebe über die Geschichten hinter den Motorrädern und über echte Petrolheads, die das Customizing von ganzem Herzen leben. Fürs private Zweiradglück genügt ihr eine Honda CB 400 Four, mit Baujahr 1977 gerade mal ein Jahr älter als die Chefin. Aktuell steht die Honda allerdings auf der heimischen Hebebühne und soll bald in neuem Glanz erstrahlen – a bikers work is never done.