Wenn schon, dann richtig: Mit zwei weiteren Derivaten wächst die Familie der BMW R 18 auf nun vier Mitglieder an. Die Transcontinental geht als Full Dresser an den Start, die R 18 B gibt den Bagger.

Auch wenn wir nicht zu den größten Fans der Big-Boxer-Baureihe gehören, nötigt es doch Respekt ab, wie konsequent München die Cruiser-Nummer durchzieht. Und in der Tat, bei den beiden neuen Modellen wurde das Design gefälliger auf den Punkt gebracht. Sowohl der Full Dresser »Transcontinental« als auch die B(Bagger)-Version wirken stimmig proportioniert, lediglich die Frontverkleidung wirkt in der Seitenansicht etwas zu üppig. Dafür weiß der Heckfender mit seinem wunderbaren Abschluss samt sehr hübschem Klassik-Rücklicht zu gefallen. Immer in Anbetracht dessen, was diese Motorräder sein wollen: Highwaytaugliche Reisedampfer der Schwergewichtsklasse mit allem Komfortgedöhns, was heute so möglich ist.

BMW R 18 – Die Familie wächst

Bei der R 18 Transcontinental sind das unter anderem: Frontverkleidung mit hohem Windschild, Windabweiser und Flaps, Cockpit mit vier analogen Rundinstrumenten und 10,25 Zoll großem TFT-Farb-Display mit mit integrierter Kartennavigation, Zusatzscheinwerfer, Marshall Soundsystem, Koffer, Topcase, Sitzheizung, Heizgriffe, Dynamic Cruise Control, drei Fahrmodi, Automatic Stability Control, Motor-Schleppmoment-Regelung, Adaptives Kurvenlicht, Keyless Ride und vieles, vieles mehr. Zum Beispiel die Sonderausstattung Active Cruise Control, eine automatische Abstandsregelung, die die Geschwindigkeit an das vorausfahrende Fahrzeug anpasst. Mit Hilfe der in die Frontverkleidung integrierten Radarsensorik wird abhängig von der Fahrsituation zur Anpassung der Geschwindigkeit automatisch beschleunigt oder das neue, serienmäßige Integral-Bremssystem zur Verzögerung betätigt. Tja, Technik aus den 20er-Jahren des 21. Jahrhunderts eben.

Mit den beiden neuen sowie der »nackten« R 18 und der Classic-Version besteht die Big-Boxer-Familie nun aus vier Modellen

Die R 18 B verzichtet auf ein Topcase und bietet unter anderem einen niedrigen Windschild, eine schlanker geschnittene Sitzbank sowie einen in Schwarz metallic matt gehaltenen Motor. Sie startet preislich bei 26.600 Euro, die Transcontinental bei 27.650 Euro. Ach ja, eh wir’s vergessen: Auch wenn wir den Tank der beiden ersten R 18-Versionen zum Weinen schön finden, ist er mit seinen 16 Litern Volumen doch etwas knapp bemessen. Die beiden neuen Modelle haben einen 24-Liter-Tropfentank, was zu dieser Fahrzeuggattung deutlich besser passt und die Reichweite auf stattliche 400 Kilometer erhöht.

Besser ist das: Angepasste Fahrwerksgeometrie

Und ja, BMW hat die beiden neuen Tourer sinnvollerweise auf 19-Zoll-Vorderräder gestellt. Der 16-Zöller auf der Classic-Version bringt nämlich allerlei Unruhe ins Gebälk und macht Kurvenfahren zum eher unangenehmen Balanceakt. Für ein verbessertes Handling – auch im Zweipersonenbetrieb und unter voller Beladung – soll auch die veränderte Fahrwerksgeometrie sorgen. Der Lenkkopfwinkel beträgt jetzt 62,7 Grad (R 18/Classic: 57,3 Grad) und der Nachlauf 183,5 mm (R 18/Classic: 150 mm). Der Radstand verkürzte sich von 1731 mm auf jetzt 1695 mm. Gute Sache, das sollte dem Handling gut tun, denn 1,73 Meter Radstand sind doch schon sehr üppig und reichlich serpentinenfeindlich.

Von beiden Versionen sind auch Black Edition-Modelle erhältlich, die selbstredend mit sattem Schwarzauftrag punkten

Alle R 18-Bikes gemein ist natürlich der Antrieb: Der 1800er-Boxermotor verfügt über 91 PS bei 4750/min, das maximale Drehmoment von 158 Nm liegt bereits bei 3000/min an. Dabei sind von 2000 bis 4000 Touren jederzeit über 150 Nm abrufbar – und das ist wirklich fett. Angesichts der schieren Masse aber auch nötig: 427 Kilogramm bringt die Transcontinental auf die Waage, 398 Kilo wollen beim Bagger gehandelt werden. Wir hatten neulich das Vergnügen, den Big Boxer über knapp 3000 Kilometer herzudreschen und waren doch schon arg von der gummibandartigen Leistungsabgabe angetan (großer Fahrbericht in DREAM-MACHINES 05-21). Muss man mal gefahren sein …

Info | bmw-motorrad.de

 

 

Carsten Heil, hat die typische Zweiradkarriere der 80er-Jahre-Jugend durchgemacht: Kreidler Flory (5,3 PS), 80er-Yamaha DT und mit achtzehn dann die erste 250er Honda. Nach unzähligen Japanern über Moto Guzzi ist er dann schließlich bei Rohrrahmen-Buell gelandet. Seit 1992 mit Fotoapparat und Schreibgerät in Sachen Kradkultur unterwegs.