Diese Kawasaki ZX10R fühlt sich weder auf der Landstraße noch im Alltag zu Hause. Ihr Einsatzgebiet ist die Viertelmeile.

In den Vereinigten Staaten nennt man sie Super Street Bikes, jene auf japanischen Supersportlern basierenden Streetfighter, die, ausgestattet mit langen Schwingen und flach am Boden kauernd, geradezu nach dem Dragstrip oder dem nächsten Ampelduell schreien. Nur selten verirren sich Bikes dieser Spezies auf den alten Kontinent. Dieses Streetbike auf Basis einer Kawasaki ZX10R haben wir in Italien entdeckt.

Kawasaki und die Vorzüge japanischer Technik

Als bekannte Persönlichkeit der italienischen Rennszene und Pionier des Drag Racing war es nur ein logischer Schritt für Carlo Colombo von Asso Special Bike aus Erba, diese 10er aufzubauen. Normalerweise vergnügt er sich bei Viertelmeile-Rennen mit einem US-Twin, doch von Zeit zu Zeit geht er auch mit seiner Pro-Stocksuzuki an den Start. Schnell entdeckte er die Vorzüge japanischer Hochleistungstechnik.

Weil als Sitz des PSG1-Teams der Zwergenstaat San Marino dient, prangt dessen Flagge stolz am Brückenrahmen der ZX 10

Als dann das offizielle Kawasaki-PSG1-Team mit Sitz in San Marino bei Asso anfragte, ob diese nicht ein Markottchen für ihren Superbike-Weltmeisterschaftseinsatz unter den Piloten Laconì und Tamada anfertigen könnten, stand die Entscheidung für die ZX10 im Super-Street-Bike-Design schnell fest.

Alles oder nichts

Zunächst verbaute Carlo eine 120-Millimeter verlängerte Kastenschwinge mit stabilen Unterzügen, in die er eine fette, verchromte 10,5-Zoll-Felge mit 300/35-18er-Avon-Reifen stopfte. Damit sich diese Over-Sized-Formation mit dem Getriebe verbinden ließ, musste eine Zwischenwelle mit Ritzeln und zweiter Kette angefertigt werden. Weiter vorne verbaute der Italiener eine Upside-down-Telegabel mit selbstgefertigten Brücken und einer ebenfalls chromfarbenen Felge samt 130/70-17er-Reifen.

Dieses Dragbike wurde nicht zum Flanieren, sondern für den Sieg auf der Viertelmeile konstruiert. Kurz übersetzt und bissig am Gas liegt fast immer zu viel Leistung an. Weit vornüber gebeugt ist zahme Straßenfahrt fast nicht möglich. Hinzu kommt der 330er-Reifen im Heck, der es nun mal am liebsten geradeaus mag. Gerne auch mit Vollgas …

Die Richtung als reines Beschleunigungsmonster war also längst eingeschlagen. Passend dazu montierten die Dragster-Spezialisten Braking-Bremsscheiben, eine Drag Bar von Rizoma und weit nach hinten, rund 20 Zentimeter hinter den Schwingendrehpunkt verlegte Fußrasten. Für breite Schultern sorgt die Vollverschalung, die komplett in den Farben der Republik San Marino gehalten ist.

Keine großen Änderungen am Vierzylinder

Keine wesentlichen Veränderungen musste der mit Ram Air 184 PS starke Vierzylinder über sich ergehen lassen, der nun über eine Double-High-Auspuffanlage von Akrapovic ausatmet und über einen »Alles oder nichts«-Kurzhub-Gasgriff von Domino angesteuert wird. Wem das nicht genügt, der kann beim Ampelsprint dann immer noch die NOS-Lachgaseinspritzung aktivieren …

 

Dirk Mangartz