Knapp zehn Jahre lang schraubte Ralf an seiner »Blechkistn«, dann stand die Kawasaki W 650 als edler Aluracer vor uns

Ich bin ein Mann der Praxis«, vielleicht hat es deshalb so lange gedauert. Hier noch was, da was anderes, immer ein bisschen was weiterentwickeln. Ralf Meiler ist den Mopeds schon lange verfallen, wie bei den meisten Hinterhofschraubern beginnt das Basteln früh. Über die Jahre eignet sich der gelernte Schreiner viel Wissen und noch mehr Fertigkeiten an. »Und wenn du einmal mit dem Moppedschrauben begonnen hast, dann bleibst du sowieso dabei.« Dabei konzentriert sich Ralf auf die optischen Arbeiten an seinen Bikes.

Rock ’n’ Roll für die Kawasaki W 650

Woher die Inspiration dafür kommt, ist unschwer erkennbar. »Ich bin hobbymäßiger Musiker, spiele in einer Band. Klar, dass der Rock’n’Roll mein Thema ist. Klar auch, dass deshalb die Cafe Racer meine große zweirädrige Leidenschaft darstellen«, erklärt er seine Vorliebe. Die Kawasaki W 650 trägt die Gene für derlei Umbauten von Haus aus in sich. Für manche ist sie gar die bessere Engländerin, »und sie lässt sich einfach gut schrauben«, ergänzt Ralf. Um sein Bike noch sportlicher zu designen, entwickelt und baut er die meisten Teile aus leichtem Aluminum.

Als Umbaubasis sind die »W«-Modelle von Kawasaki mehr als nur geeignet. Und auch das Feeling stimmt

Omegaracer-Verkleidung, Guzzi-Tank oder die aufwendige Sitzbank-Höcker-Kombination ­­– Ralf setzt auf beste Parts, die er entweder selbst baut oder für seine Zwecke modifiziert und anpasst. Wunderschöne Hochschulterfelgen vervollständigen das klassische Gesamtbild. Durch die konsequente Verwendung von Alu bringt die fertige Kawasaki W 650 später nur etwas über 170 Kilo leer auf die Waage.

Die konsequente Verwendung von Aluminium als Arbeitsmaterial macht die Kawa um einiges leichter. Es sind gerade mal noch knapp über 170 Kilo, die der Racer nach dem Umbau auf die Waage bringt

Schwinge und Gabel samt Doppelscheiben-Bremse entnimmt Ralf einer Zephyr und ersetzt so auch die einfache Scheibe der W. Ein bisschen besseres Bremsen macht beim Plan, das Bike auch gelegentlich ans Limit zu treiben, durchaus Sinn. Der Weg zum Sprinter ist geebnet. 

854 Kubik für den Zweizylinder

Beim zweiten Schritt auf den Strip holt er sich einen Experten ins Boot. Tuning-Spezialist Ulf Penner aus Bremen nimmt sich den Zweizylinder zur Brust. Der Motor, der nach dem Tuning exakt 854 ccm vorweist, glänzt mit aufgebohrten Zylindern, Mikuni-Flachschiebevergasern und scharfer Nockenwelle. Knapp 72 PS am Hinterrad, auf dem Prüfstand gemessen, drückt die Kawa nun auf den Asphalt.

Dank Tuning-Kit geht’s noch ein bisschen zügiger

Was tatsächlich in seinem fertigen Bike steckt, findet Ralf schließlich einst beim legendären Cafe-Racer-Sprint am Glemseck heraus. Für den Schrauber und die »Blechkistn«, wie Ralfs Frau die Kawa liebevoll bezeichnet, ist erst im Finale Schluss. Lediglich einer getunten Triumph Thruxton muss er sich dort geschlagen geben. Verschmerzbar.

 

Arbeitet seit 1996 für den Mannheimer Huber Verlag, gehört seit 2005 zum festen CUSTOMBIKE-Magazin-Team und steuert seit 2013 das ansonsten männerbevölkerte CUSTOMBIKE-Schiff als Chefredakteurin. Beruflich hat sie jeden großen und kleinen Customtrend der letzten zwanzig Jahre mitgemacht, glaubt aber letztlich an den Erfolg von Bodenständigkeit und Konstanz – auch die Maxime für die Arbeit an Deutschlands ältestetem Magazin für umgebaute Motorräder. Sie selbst pflegt beste Kontakte in die Umbau- und Schrauberszene, nicht nur in Deutschland, weiß meistens genau, wer gerade an was baut, und berichtet mit Vorliebe über die Geschichten hinter den Motorrädern und über echte Petrolheads, die das Customizing von ganzem Herzen leben. Fürs private Zweiradglück genügt ihr eine Honda CB 400 Four, mit Baujahr 1977 gerade mal ein Jahr älter als die Chefin. Aktuell steht die Honda allerdings auf der heimischen Hebebühne und soll bald in neuem Glanz erstrahlen – a bikers work is never done.