Etabliert hat sich die Born Free Show längst, für nicht wenige ist es gar die beste Bikeshow der Welt. Die 15. Ausgabe steigt im Juni 2024
Ich erinnere mich, als wir das zum ersten Mal im Silverado Canyon südlich von Los Angeles aufschlugen, um als erstes europäisches Magazin direkt von der Born Free-Show zu berichten. Es hatte etwas gedauert, bis zu uns vorgedrungen war, das die Born Free etwas Besonderes sein musste, so anders, als alles, was wir bisher gesehen hatten. Fünf Deutsche hatten sich damals in die flirrende Hitze der Show begeben: Unser Fotograf, ein Tourist, zwei Mitarbeiter von W&W aus Würzburg und meine Wenigkeit. Wir waren alle mehr als begeistert, die Born Free hatte uns sofort gepackt. Endlos viele gute Motorräder, coole Typen, lässiges Abhängen. Es war einfach neu, anders, einzigartig.
Born Free Show – Harley ist omnipresent
So viel vorweg: Die Born Free ist noch immer eine grandiose Show, die Qualität der Motorräder zum Teil wahrlich beeindruckend und die Atmosphäre chillig. Trotzdem strömen nicht mehr ganz so viele Leute in den Canyon wie noch vor zehn Jahren. Es mag daran liegen, dass veranstaltungstechnisch extrem viel passiert ist. Gerade in den USA erfinden sich die Veranstalter quasi ständig neue, der Erfolg der Bron Free zog coole Events wie »The One Show« oder »Mama Tried« nach sich. Und auch die Born Free Show selbst hat mittlerweile einen Ableger, der im Oktober in Texas stattfindet. Aber das vorletzte Wochenende im Juni – dieses Jahr der 22. und 23.6.2024 – ist weiterhin reserviert für die Mutter aller Oldschool-Bikeshows.
In Europa sieht es nicht anders aus, kleine Veranstaltungen wurden auch hier in kürzester Zeit zu großen Nummern, wie zum Beispiel das »Wheels and Waves« oder seinerzeit der »Chopperbash«, der allerdings mittlerweile schon wieder Geschichte ist. Dazu ist Born Free zwar mit ihrem großen Partner Harley-Davidson wirklich gesegnet, aber Motorräder anderer Marken treten dadurch automatisch in den Hintergrund. Besonders deutlich wird das beim Kräftemessen der »Invited Builder«, wo es zwar auch einen Pokal für »Best Japanese« gibt, der Sieger aber manchmal schon von vornherein fest stand, weil es nur ein japanisches Bike überhaupt auf dem Showground gab. Immerhin, auch einige Triumphs sehen wir hier regelmäßig, sie dürfen sich um »Best Britbike« balgen. Alles andere war fest in Harleyhand, so auch diverse Sondershows, allen voran die FXR-Coaststyle-Sause von San Diego Customs.
Die Bikeshow
Nur selten darf ein Europäer an der Bikeshow teilnehmen. Denn diese ist nicht jedermann zugänglich, sondern die entsprechenden Customizer werden eingeladen, sie sind »Invited Builders«. Der einzige Deutsche, dem diese Ehre je zuteil wurde, war einst Uwe Ehinger von Ehinger Kraftrad. Auf der Show selbst gewann Uwe mit seiner krassen Speedster allerdings leider keinen Blumentopf. Wir hatten damals trotzdem den leisen Verdacht, dass die Amis zum einen das konzeptionelle Bike »Speedster« einfach nicht verstanden haben und zum anderen halt doch extreme Patrioten sind. Wir durften nämlich exklusiv beim Abstimmungsprozedere zur Bikeshow dabei sein, das folgendermaßen abläuft.
Jeder der eingeladenen Bikebuilder bekommt drei Stimmen, die er auf seine drei Favoriten verteilt, das Ganze in einer geheimen Abstimmung. Dass dabei sehr oft ein kalifornischer Customizer gewinnt, mag logisch sein, wenn man bedenkt, dass der große Teil der eingeladenen Customizer aus dem Sonnenstaat stammt.
Born Free Show – Auch wir Deutschen kommen auf den Geschmack
Und die Deutschen bei der Born Free Show? Nun, die sind in den letzten Jahren einige mehr geworden. Ihren Reiz hat die kalifornische Sause eben noch nicht verloren, auch wenn der trip dahin nach Corona teurer geworden ist. Aber das schreckt nicht jeden ab. Wohl doch ziemlich beeindruckend, diese Born Free.
Info | bornfreeshow.com
Arbeitet seit 1996 für den Mannheimer Huber Verlag, gehört seit 2005 zum festen CUSTOMBIKE-Magazin-Team und steuert seit 2013 das ansonsten männerbevölkerte CUSTOMBIKE-Schiff als Chefredakteurin. Beruflich hat sie jeden großen und kleinen Customtrend der letzten zwanzig Jahre mitgemacht, glaubt aber letztlich an den Erfolg von Bodenständigkeit und Konstanz – auch die Maxime für die Arbeit an Deutschlands ältestetem Magazin für umgebaute Motorräder. Sie selbst pflegt beste Kontakte in die Umbau- und Schrauberszene, nicht nur in Deutschland, weiß meistens genau, wer gerade an was baut, und berichtet mit Vorliebe über die Geschichten hinter den Motorrädern und über echte Petrolheads, die das Customizing von ganzem Herzen leben. Fürs private Zweiradglück genügt ihr eine Honda CB 400 Four, mit Baujahr 1977 gerade mal ein Jahr älter als die Chefin. Aktuell steht die Honda allerdings auf der heimischen Hebebühne und soll bald in neuem Glanz erstrahlen – a bikers work is never done.