Auf die BSA folgte eine JAP – Larry Houghton legte nach seinem Erfolgsbike »Son of a Gun« mit einer weiteren Kultmarke nach

JAP – diese drei Buchstaben stehen für John Alfred Prestwich. Der britische Ingenieur fertigte in seiner Firma Motoren in fast allen Hubraumklassen. Und immerhin, in den 20er- und 30er-Jahren des letzten Jahrhunderts war JAP einer der größten Lieferanten von Einbaumotoren in Europa. So waren die Aggregate von Mr. Prestwich in Bikes von Vincent, Martin, Matchless, Sunbeam und Brough Superior, aber auch in den Threewheelern von Morgan zu finden.

JAP dominierte lange Gras- und Sandbahnrennen

Die Blütezeit von JAP war schon 1933 vorüber. Es blieb der Markt der Spezialtriebwerke, zum Beispiel für Sand- und Grasbahnrennen. Noch bis in die 1960er dominierten die JAPS diese Sportarten. Das Unternehmen wurde jedoch schon 1945 vom Motorenhersteller Villiers aus Birmingham übernommen, ab 1957 baute JAP schließlich nur noch Industriemotoren.

Von wegen gekapselt: Der JAP JT ist eine Konstruktion aus den 20er-Jahren. Daher befindet sich der ohv-Ventiltrieb im Freien

Vor rund drei Jahren traf der Customizer Larry Houghton die aktuellen Besitzer der JAP-Markenrechte. Sie planten einen Neubeginn und hatten ein JAP-Zweizylinder-Aggregat in einem Harley-Rahmen platziert. Der Preis für den Motor war allerdings enorm hoch. Dies erklärten die Unternehmer von »J A Prestwich Industries LTD« mit den extremen Kosten für die Herstellung der Kurbelgehäuse aus Aluminium.

Dutzende Kurbelhäuse als Reserve

Diese müssten nach Fertigstellung und vor Einbau noch aufwendig bearbeitet werden. Aber genau hiermit kennt sich Larry aus. Seine Firma Lamb Engineering ist nämlich gerade auf außergewöhnliche Motoren spezialisiert, und so konnte er sich ein Dutzend der unbearbeiteten Kurbelgehäuse sichern, um sie nach seinen Vorstellungen zu komplettieren. Der Chef von Lamb Engineering wäre nicht er selbst, wenn er einen Standardmotor nutzen würde.

Ein Hauch von Moderne: Dem antiken V2 helfen eine Eigenbau-Ölpumpe mit Manometer sowie eine Crane-Elektronikzündung auf die Beine

Er entwickelte seine eigene Vorstellung von einem aktuellen JAP-Triebsatz. Gemeinsam mit seinem Kumpel Maf von Expressive Motorcycles, der die meisten Auspuffanlagen für Larrys Showwinner geformt hat, begann der Aufbau. Vieles wurde neu entwickelt und designt. Am Ende wurden nur das Kurbelgehäuse sowie Zylinder und die Köpfe mit den typischen »Dog Ears« übernommen.

Offener Ventiltrieb

Dieses Feature gehört einfach dazu. Wie viele der legendären JAP-Motoren, besitzen die neuen Engines keine Rockerboxen. Ihre Ventile arbeiten offen. Bei laufendem Motor darf den Kipphebeln bei der Arbeit zugesehen werden. Das Tickern der Stößelstangen gehört mit zum typischen Sound eines solchen Klassikers.

Wie der Horseshoe an einem Harley-Chopper nimmt der Öltank auch die Batterie auf

Durch den Einbau eigens entwickelter Komponenten besitzen die Lamb-Versionen geringere Toleranzen. Wobei einiges von S&S übernommen und den eigenen Erfordernissen angepasst wurde. Zwei Jahre hat allein die Entwicklung der Motoren gedauert. Inzwischen hat das Team eine Kleinserie von sechs Exemplaren hergestellt. Nun sollen aus ihnen Bikes nach Kundenwunsch entstehen. Ab 37.000 Britischen Pfund seid ihr dabei.

Springergabel von Zero Engineering

Als Erstes wurde die hier zu sehende »Spirit of Endeavour« fertig gestellt. Das ging, im Vergleich zum Antrieb, recht schnell. Der an die Erfordernisse des Motors angepasste Einschleifenrahmen bekam ein angeschraubtes Hardtail. Der Rest ist ein Mix aus Eigenbauten und für würdig gefundenem Fremdmaterial. So stammt die Springergabel von Zero Engineering und die Vierkolbensättel lieferte Harrison Billet.

Das Rücklicht stammt aus Vorkriegstagen

Den weit geschwungenen Lenker von Custom Chrome komplettieren Armaturen von Kustom Tech. Der Tank, von einem Bike der Birminghamer Marke New Hudson aus den 30er-Jahren, ist selbstverständlich restauriert. Für den Ölvorrat wurde ein ovaler Biltwell-Tank organisiert, der auch der Batterie ein Zuhause gibt. Trotz Zeitdruck ließ sich Larry nicht davon abhalten, den Kleinkram wie Kettenspanner, Fußrasten, Kennzeichenhalter, Fenderstruts oder das Schaltgestänge selbst anzufertigen. Recht hat er.

Info | lamb-engineering.com

 

Velthuis/Müller