Customizing kann auch mit wenig Kohle gelingen. Diese Honda XBR 500 ist zum Beispiel zum milden Cafe Racer mutiert
Ich bin ein absoluter Einzylinder-Fan und was zum Basteln brauche ich auch, ein Mopped von der Stange geht gar nicht.« Ein klare Aussage, die Michael da macht und die absolut in unser Beuteschema passt. In sein Schönheitsideal fiel da genau eine Honda GB500 Clubman, aber seine Preisvorstellung kam mit diesem Modell absolut nicht zurecht, da es echt selten und damit entsprechend teuer ist. Über diese Suche stieß er auf die XBR500, die Ähnlichkeiten zur Clubman aufweist. Lediglich die Leichtmetall-Verbundräder passten so gar nicht ins Konzept und diese nachträglich zu ändern hätte die Kosten absolut in die Höhe getrieben.
Honda XBR 500, gab’s wahlweise auch mit Speichenrädern
Glücklicherweise ergab die weitere Recherche, dass das Bike ab 1986 wahlweise auch mit Speichenrädern auf dem deutschen Markt angeboten wurde. Über eBay konnte Michael das Objekt seiner Begierde im 450 Kilometer entfernten Stuttgart ersteigern. Der Verkäufer gab am Abholtermin noch ein paar Kartons mit Ersatzteilen dazu, die er selbst nun nicht mehr benötigte. Wie sich nachher herausstellte, war es außer Felgen und Rahmen ein komplettes Motorrad.
Die Höckersitzbank war die erste Änderung, die auf dem Plan stand. Anfangs taten sich bei der Suche aber nur Exemplare aus GfK auf, die nicht recht mit den Umbauvorstellungen harmonierten. Schließlich stieß Michael auf einen Hersteller, der alle möglichen Teile aus Alu anfertigt. »Dann schick mir mal deine Vorschläge«, war die spontane Ansage bei der ersten Kontaktaufnahme.
Weg mit überflüssigem Material
Kurz danach erreichten den Blechverformer eine Zeichnung mit allen Maßen und ein retuschiertes Foto zur Anschauung. Einige Mails später wurde der Kundenwunsch dann in die real existierende Form umgesetzt. Die nächste Aufgabe bestand darin, die Befestigung am Rahmen sicherzstellen. Dazu wurde erst einmal am Heck überflüssiges Metall entfernt. Die Sitzschale, die nur mit Klettband befestigt ist, entstand aus Thermoplast, das in jedem herkömmlichen Baumarkt erhältlich ist.
Gepolstert wurde der Sitz von dem Pulverer, der gelernter Sattlermeister ist und mal wieder Spaß hatte, in seinem alten Beruf zu praktizieren. Aber eigentlich war Michael dort vorstellig geworden, um seinen Rahmen und einige andere Kleinteile rot pulvern zu lassen. Auf diese Farbkonstellation war er durch eine Ducati Monster aufmerksam geworden. Und weil’s bei der so war, bekam auch der Tank der Honda einen schwarzen Überzug, diesmal kostengünstig aus der Sprühdose.
Schmirgelorgien an der Honda XBR 500
Sämtliche originalen mattsilbernen Alu-Parts wurden vom Klarlack befreit und anschließend in diversen Schmirgelorgien von Gussgraten befreit. Danach folgten die verschiedenen Polierprozeduren bis zum Hochglanzergebnis. Auf der Suche nach einem Auspuff stieß er auf Albert Schottmeier, einen ehemaligen Honda-Händler und alten Rennfahrer. Der hatte sich seiner Zeit der XBR angenommen und konnte so zumindest eine Edelstahlkrümmeranlage bereitstellen.
Den Endtopf lieferte die Firma Barracuda und baujahrbedingt war auch die legale Eintragung beim TÜV kein Problem. Und wer sich jetzt die Auspuffanlage ansieht wird bemerken, dass da zwei Krümmerrohre aus dem Zylinder kommen. Aber der augenscheinliche Zweizylinder ist wirklich nur ein Einzelgänger. Ansonsten hätte dieses Bike bei Michael auch keine Chance gehabt.
Lothar Steinmetz
Lothar Steinmetz ist bereits seit dem Jahr 2000 als freier Mitarbeiter für die CUSTOMBIKE tätig und kümmert sich vorrangig um Lowbudget-Umbauten. Darüber hinaus analysiert er Gesetzestexte und macht Technik für den Leser verständlich. Seit 1993 besitzt er eine gelbe Trude, die neben den anderen Mopeds der Familie immer wieder für Detailaufnahmen oder Reparaturanleitungen herhalten muss.