Bei einer Honda Gold Wing denken die meisten an massige Kofferfische, beladen mit allem, was der Biker (nicht) braucht. Doch es geht auch anders. Das zeigt uns der Niederländer Mark mit seinem Cafe Racer.
Bevor Hondas Gold Wing zum oft ausgelachten Zwei-Zimmer-Küche-Bad-Trumm wurde, war sie tatsächlich ein recht normales Nakedbike. 1974 hatte Honda die GL 1000 vorgestellt, erst ab 1980 wurden die Goldschwingen mit den Nachfolgemodellen immer fetter und ausladender, bis hin zum massiven Reisetourer GL 1800 mit Surround-Audio-System und CD-Player gegen Aufpreis. Doch um diese monströsen Auswüchse soll es hier gar nicht gehen, wir bleiben bei der GL 1000.
Honda Gold Wing als rustikaler Cafe Racer
Immerhin war sie die erste japanische Serienmaschine mit Kardanantrieb – bei BMW gab es den schon längst. Komplett neu war dagegen die Bremsanlage mit drei Scheibenbremsen. Und genau so einen Gold Wing-Youngtimer besorgte sich der junge Mark, direkt nachdem er seinen Motorradführerschein in der Tasche hatte. »Hat halt mehr Bumms als mein alter Toyota Starlet«, begründet der Youngster die Kaufentscheidung bei unserem Treffen.

Und da seine Wing in besonders gutem Zustand war, beließ er es zunächst auch bei kleinen Umbaumaßnahmen. Gekribbelt hat es in Sachen Komplettumbau dann aber trotzdem, sonst ständen wir ja nun nicht vor Marks erstem Custombike. Inspiriert von den im weltweiten Netz gefundenen Umbauten, wollte Mark nämlich irgendwann doch einen Cafe Racer auf die Speichenräder stellen.
Die Honda Gold Wing ist nicht leicht umzubauen
Dafür musste ein zweites Exemplar her, er fand es teilzerlegt in einer Werkstatt und griff sich den Rahmen mit Rädern und Motor für kleines Geld, »was ich nicht brauchen konnte, habe ich gar nicht erst mitgenommen«, erzählt er. Um die Karre vorn optisch tiefer zu bekommen, steckte er die Gabelrohre durch die Brücken und befestigte an dem überstehenden Bereich Clip-ons. Auch das Heck wurde etwas abgesenkt, so dass die Megaton-Auspuffe gern mal Funken schlagen, wenn Mark um die Kurve wetzt.

Allerdings ist der Umbau einer Gold Wing nicht so einfach. Der eigentliche Benzintank ist im Rahmendreieck unter dem Sitz platziert. Das, was beim Serienbike nach Tank aussieht, beherbergt – neben einem Ablagefach – den Luftfilter, den Tankstutzen und den Behälter für das Kühlwasser. Mark wollte aber an seinem Bike den Benzintank genau dahin haben, wo er normalerweise hingehört. Also konstruierte der Holländer einen speziellen Backbone, um seinen Eigenbautank vernünftig befestigen zu können.
Zwei offene Ansaugtrichter stoßen durch den Tank
Die dafür benutzten Lederriemen geben dem Bike einen oldschooligen Touch. Das von einem befreundeten Schweißer angebrachte Rahmenrohr ist extra für den Einsatz von zwei offenen Ansaugtrichtern, die durch den Tank stoßen, konstruiert worden. Im Falle eines »Backfire« vom Motor ist Solariumsbräune in wenigen Sekunden möglich. Um das gekürzte Heck ebenfalls optisch flach zu halten, wurde die Sitzplatte in den Rahmen platziert, statt darauf. Nur das Polster steht etwas nach oben ab, damit Mark nicht direkt auf den Rohren sitzen muss.

Die Gold Wing ist ein recht durstiges Motorrad, man könnte sie auch als Säufer bezeichnen. Passend dazu übernahm eine Jack-Daniels-Flasche den Job als Ausgleichsbehälter für die Kühlflüssigkeit. Für einen fetten Auftritt sorgen die gleich großen 17-Zoll-Räder. Dafür wurde vorn die Felge von einem Hinterrad eingespeicht. Aha, da haben wir auch noch Bobber-Einflüsse …
Cafe Racer, Rat Bike oder Steampunk-Bobber?
Mark war sich durchaus bewusst, dass er bei seinem ersten richtigen Umbau noch nicht perfekt sein würde. Daher plante er die GL 1000 als Rat Bike, ohne aber gleich alles mit mattschwarzer Farbe und irgendwelchen Gummitieren zu versauen. Die gewählte Stilrichtung – durchaus auch mit dezenten Steampunk-Einflüssen – hat was. Auch wenn sie sicher nicht jedermanns Geschmack treffen wird.

