Wie aus einer 30 Jahre alten und eher braven Honda CB Sevenfifty ein cooler und sauberer Cafe Racer wurde, zeigt uns dieser Privatumbau

Silvio schraubt neben seinem Job bei einem Ducati-Vertragshändler auch gern in der eigenen Werkstatt, und über Jahre liefert er für einen Kumpel den technischen Support an dessen Honda. Der Freund orientiert sich allerdings irgendwann um und ist nun mit einer Suzuki GSX 1400 glücklich. Nach dem Wechsel steht die Honda in der Ecke.

Eigentlich war ein Low-Budget-Umbau geplant

Niemand will sie haben. Dafür läuft Silvio ständig daran vorbei und irgendwann kommt ihm die Idee, die Kiste umzubauen. Geplant ist zunächst ein relativ kostengünstiger Umbau, aber ihr wisst ja wie das mit Plänen so ist …

Schönwetterbike: Unter dem Höckersitz geht es ausgesprochen luftig zu, ein Innenschutzblech existiert nicht

Dem Schrauber schwebt ein klassischer Look vor, alles Unnötige soll verschwinden, um eine klare Linie zu erzielen. Übrig bleiben nach der Totaldemontage nur der Rahmen und der Motor. Letzterer wird mittels Lack optisch aufgefrischt. Das reicht – die Technik hat immerhin über Jahre mit Zuverlässigkeit überzeugt, kein Grund zur Änderung vorhanden.

Schwinge von der Bol d’Or

Im Original trägt die Honda eine Kastenschwinge. Aus optischen Gründen tauscht Silvo diese aber gegen die Schwinge einer 900er Bol d’Or aus. Deren Rundmaterial passt seiner Meinung nach besser zum modifizierten Rahmen. Beide Bauteile werden gecleant, gestrahlt und gepulvert.

Hand aufs Herz: Wer würde nicht gerne mal auf diesem dünnen Polster Platz nehmen?

Als Ducati-Schrauber kommt der Sachse günstig an die USD-Gabel einer Monster 1100 und klemmt diese an die Front an. Bremsarmaturen und -sättel kommen gleich mit, was den Umbau der Kupplung auf hydraulische Betätigung nach sich zieht. Schließlich soll die Optik an den Stummellenkern symmetrisch aussehen.

Honda CB mit Ducati-Parts

Dort sitzen auch die Taster, mit denen die abgespeckte Elektrik angesteuert wird. Als nächste Maßnahme steht der Umbau der Räder an. Die originalen Gussfelgen passen nicht zum anvisierten Stil. Daher verbindet Silvio Ducati-Speichennaben mit 17-zölligen Supermoto-Felgen. Nebenbei erleichtert diese Wahl die Montage der ebenfalls von Ducati übernommenen Bremskomponenten.

Die Brembo-Stopper stammen von einer Ducati Monster

Kaum steht das Gefährt auf den Rädern, beginnt die Suche nach der optimalen Tank-Sitzbank-Linie. Den Kraftstoffbehälter aus Fiberglas fertigt die britische Firma Vonzeti nach den Angaben, die sie aus Sachsen erhält. Die Sitzbank, ein Ricambi-Nachbau einer alten Norton, wird dem geänderten Rahmenheck angepasst.

Startnummer eines Idols

Neu bezogen trägt sie nun die Ziffer 58 »Ich bin Fan des 2011 auf einer Honda tödlich verunglückten Marco Simoncelli. Das war seine Startnummer«, erklärt Silvio. Der verbaute Scheinwerfer stammt von Silvios altem Simsonmoped S50 und hat ihm früher den Weg in die Berufsschule erleuchtet, »nicht teuer, aber von großem ideellen Wert«, grinst Silvio.

So ein motogadget-Multifunktionsgerät ersetzt problemlos das riesige Cockpit aus dem vergangenen Jahrtausend

Zimi, ein Freund, der sich professionell um Fahrzeuglackierungen kümmert, übernimmt die Farbgebung des fertigen Racers, finished. Durch den Umbau hat die biedere Sevenfifty ihren Look komplett geändert, doch Silvio hat schon neue Projekte im Kopf, deshalb soll die Honda weichen. Ein Käufer für den rassigen Umbau sollte leicht zu finden sein. 8.500 Euro sind aufgerufen, faire Sache.

 

Jens Müller