Honda CB 750 – Bob-Chop



Da fuhr uns doch neulich in Dänemark dieser hübsche Honda-CB-750-Chopper vor die Füße. Entscheidung klar: Kamera raus und abgedrückt.

Als junger Kerl einen amtlichen, selbstgebauten Chopper unterm Arsch. Man kann Wille Hämäläinen nur gern haben. Klar, ihm als Schweden ist das mit den Custombikes irgendwie in die Wiege gelegt, oder zweifelt irgendjemand daran, dass die besten Bikes der Gattung seit jeher aus Schweden kommen? Klar, vor allem die Langgabler kommen einem da als Erstes in den Sinn, aber geben sicher nicht das komplette Bild von schwedischer Customkultur wieder.

Wille ist zarte 13, als sein Vater die Honda CB 750 kauft

Die ist nämlich gerade in den letzten Jahren gerne auch mal knackig kurz, wie eben bei Willes Honda. Zarte 13 Jahre war der alt, als sein Vater den Vierzylinder mit nach Hause brachte. Klein Wille zerlegt schon damals mit Vorliebe Mopeds und baut sie neu zusammen. Dementsprechend groß waren die Augen, als der Vater die Honda anschleppte – um sie wieder zum Laufen zu bringen und damit zu fahren. Passiert ist das allerdings nicht, die CB gammelte in einer Ecke der Werkstatt vor sich rum, auf Jahre unberührt.

Durchaus reizvoll: Im krassen Gegensatz zur schmalen Silhouette steht der breit bauende Honda-CB-750-Vierzylindermotor

Als Wille 18 ist, bittet er den Vater, ihm das Bike zu überlassen. Der erlaubt es und endlich kann der junge Schwede die Honda ans Licht zerren. »Ich hatte keinen Plan, ob sie sich überhaupt starten lässt und laufen würden, mein Dad auch nicht. Aber irgendwie war mir das erstmal egal. Ich wollte sie umbauen, also zerlegte ich den Haufen Schrott in seine Einzelteile«, erinnert sich Wille. Er hat keine Ahnung, wie man ein ernsthaftes Motorrad baut, weiß auch nicht, wo man Teile bekommt, aber ist sich sicher, dass er einen Bobber bauen will, obwohl »ich eigentlich auch gar nicht genau wusste, was ein Bobber ist«, schmunzelt er im Rückblick.

Der Rahmen ist eine Kopie des Originals – nur eben ungefedert

Dass sein Bike starr werden muss, ist dagegen glasklar. Und weil Wille es nicht besser weiß, baut der Junge einfach selbst einen Rahmen, in den Abmessungen eine Eins-zu-eins-Kopie des Originals, nur eben ungefedert. Wille macht sich dabei keine Gedanken, ob später alles passt. So erklärt sich auch die etwas merkwürdige Position des Öltanks, ebenfalls ein Eigenbau von Wille, der nicht mehr unters Rahmendreieck passt. Stattdessen bekommt er Aussparungen, da wo die Rahmenrohre laufen.

Schmale T-Bars: Als Schwede muss man einfach auf Chopper stehen. Irgendwie

Der Sattel, den Wille auf einem Swapmeet gefunden hat, wird direkt und starr auf dem Öltank verschraubt. Der erste Testlauf des Motors offenbart Fantastisches. Er läuft, keine Öllecks, kein blauer Rauch. Wille fährt sein Bike so einen Sommer lang. Und entscheidet danach, es nochmal richtig anzugehen. Mittlerweile findet er außerdem Chopper richtig scharf, waschechter Schwede eben.

Der Four der Honda CB 750 wird reichlich verfeinert

Über den Winter baut Wille den Motor komplett auseinander, ersetzt viele Teile wie Nocken und Kolben durch besseres Material von den amerikanischen Honda-Spezialisten von CycleX und spendiert der Seventies-Lady eine moderne Zündanlage. Als der Motor wieder wie ein Kätzchen schnurrt, bekommt auch der Rest ein neues Design. Auf Swapmeets ersteht Wille Teile wie Griffe und den oben schon erwähnten Sattel, andere wie eben den Öltank oder den Lenker baut der talentierte Youngster selbst.

Wille machte sich keine Gedanken, ob später alles passt. So erklärt sich die merkwürdige Position des Öltanks

Und für wieder andere, wie kleine Instrumente von motogadget oder die coole gelbe Lampe, ebenfalls Marke CycleX. Den Paughco-Tank schmälert Wille selbst, arbeitet sich akribisch in die Umbaumaterie ein. Und er möchte, dem Oldschool verpflichtet, mit Handschaltung und Fußkupplung fahren. Kickerpedal und Schalthebel baut er ebenfalls selbst. Nur bei der Farbe geht er Kompromisse ein.

»Das Einzige, was ich noch ändern werde, ist die Auspuffanlage«

»Ich wollte das Bike unbedingt zum Castle Run in Dänemark fertig haben. Ein Freund bot an, mir eine schnelle Lackierung zu machen, wenn ich ihm im Gegenzug freie Hand lassen würde. Ich stimmte zu und finde, er hat einen geilen Job gemacht«, freut sich Wille, der sein Bike so pünktlich und auf Achse nach Dänemark fahren konnte. »Das Einzige, was ich noch ändern werde, ist die Auspuffanlage. Da werde ich eine selbst bauen«, erzählt uns der Schrauber, als wir sein Bike noch auf dem Treffen fotografieren, »aber abgesehen davon, ist das schon verdammt nahe an meinem persönlichen Traumchopper.«

 

Technische Daten
Modell Honda CB 750
Baujahr 1972

Motor
Typ Vierzylinder-Viertakt, ohc-Zweiventiler
Hubraum 736 ccm
Bohrung x Hub 61 x 63 mm
Kolben CycleX
Nocken CycleX Web Cam 41
Zündung Dyna S
Vergaser Keihin
Luftfilter K&N
Getriebe Fünfgang
Sekundärtrieb Kette
Leistung 67 PS bei 8000/min
Drehmoment 61 Nm bei 7000/min
Vmax 170 km/h
Fahrwerk
Rahmen Eigenbau-Doppelschleifen-Starrrahmen
Gabel Springer
Räder vo. 2.5 x 19“ mit 3.00-19, hi. 3 x 16“ mit 5.00-16
Reifen vo. und hi. Avon Safety Milage
Bremsen vo. Scheibe, hi. Trommel
Zubehör
Tank Paughco Mustang, geschmälert
Öltank Eigenbau
Lenker Eigenbau
Riser TC Bros 1“ shorty
Instrumente motogadget motoscope tiny
Scheinwerfer CycleX
Rücklicht Beebob
Fender Calles Chopperdealer, mod.
Lackierung Joel Ek
Metrie
Leergewicht 220 kg
Radstand 1450 mm

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Fotos: Benjamin Grna
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