Der erste Aufbau wurde ihm unterm Hintern weggekauft. Frank sah sich gezwungen, einen neuen Cafe Racer zu bauen – auf Basis einer Honda CB 450.

Beständig halten wir die Augen auf, wenn es darum geht, euch kreativ umgesetzte Ideen im Bereich der Garagenschrauberei zu bieten. Ein Großteil des Inputs lässt sich dabei im Netz finden, in einer mittlerweile kaum mehr zu überschauenden Zahl an Foren, die von unzähligen Schraubern genutzt wird, um ihre Bikes der Öffentlichkeit zu präsentieren. Doch, wenn wir ehrlich sind, führen die Bilder dieser Motorräder immer seltener zu dem Wow-Effekt, wie man ihn auf der Straße bei der unerwarteten Sichtung eines wirklich gut gemachten Bikes erfährt.

Honda CB 450 mit glasklarer Linienführung

So geht es uns auch mit dieser Honda. Eigentlich sitzen wir wegen der Recherche zu einem anderen Bike in der Garage von Ruben Segers Firma »Wing Palace«, als wir die CB zwischen einigen Harleys entdecken. Sie beeindruckt durch glasklare Linienführung. Von Ruben erfahren wir, dass die Honda das Projekt eines Kunden ist und nur wegen Problemen mit der Elektrik in seiner Werkstatt steht. Jung soll der Erbauer sein und sehr talentiert, lässt uns Ruben noch wissen.

Mit ihren 43 PS ist die Honda eine eher zahme Fahrmaschine. Doch da Frank sein Bike trotz des sportlichen Auftritts gern im Cruiser-Modus bewegt und weitaus mehr Wert auf einen personifizierten Zuschnitt als auf einen fetten Motor legt, spielt die Leistungsfrage sowieso nur eine Nebenrolle

Zwei Wochen später sitzen wir an Frank Edens Küchentisch in Eindhoven, um über seine Honda zu sprechen. Sie ist sein zweites Bike in diesem Stil. Das erste, eine CB 550 F, hatte es nie über die Stadtgrenze Eindhovens hinaus geschafft. Bei der ersten Ausfahrt mit Franks erstem Umbau überhaupt stellt sich nämlich ein Typ in den Weg und will wissen, ob das Motorrad zu verkaufen sei.

Handwerk als Familientradition

Eigentlich will Frank nicht verkaufen, aber der Interessent lässt sich nicht abwimmeln und fragt immer wieder nach dem Preis. Schließlich nennt Frank eine absurde Summe, um seine Ruhe zu haben – und steht kurze Zeit später ohne Motorrad da. Immerhin, genug Geld für einen zweiten Aufbau ist damit da. »Und ich konnte dabei gleich die Schwächen, die der erste Umbau in meinen Augen hatte, ausmerzen«, freut er sich immer noch.

Der Paralleltwin der CB 450 ist eine gute Basis für Cafe-Racer-Umbauten. Linie bekommt das Bike vor allem durch den Tank einer 500 T und die flache, selbstgebaute Sitzplatte mit knappem Heckteil. Beide Teile müssen lange angepasst werden, bevor sie ins angestrebte Bild des Youngsters passen

Frank schraubt entgegen gängigen Vorstellungen von Hipster-Hinterhöfen in einer Doppelgarage hinter seinem gepflegten Reihenhaus. Am Handgelenk trägt er stolz die Uhr, die seinem Großvater für dessen langjährige Mitarbeit im Philips-Konzern überreicht wurde. Handwerk als Familientradition. Und weil Franks Zweiradwurzeln durch Vorbilder wie Valentino Rossi und Steve McQueen geprägt wurden, ist auch die Richtung hin zu renninspirierten Bikes klar.

Honda CB 450 – Klassisch angehauchte Fahrmaschine

Das erste Motorrad wird eine Ducati 748, die Frank aber nach einiger Zeit des Kurvenkratzens verkauft – zu gefährlich für die Gesundheit. Nun soll eine klassisch angehauchte Fahrmaschine in der Garage stehen. Nach der CB 550 F fand er im Paralleltwin der CB 450, den Honda in den 70er-Jahren ins Rennen um Marktanteile warf, eine Basis für sein zweites Projekt.

Der Tank einer Honda 500 T erfährt ebenso wie die Grundplatte des Sitzes diverse Anpassungsmaßnahmen, bevor sich beides ins angestrebte Bild fügt

Für den Umbau besorgt sich der gelernte Schreiner sinnvoll erscheinendes Werkzeug. Außerdem belegt er einen Schweißkurs, um entsprechende Arbeiten selbst erledigen zu können. Alles, was in Eigenregie auf der eigenen Werkbank erledigt werden kann, wird auch dort erledigt. Für alle weiteren Arbeiten gilt es, einen Fachmann zu finden, der diese Arbeiten in Franks Sinne zu erledigen weiß. Während der Motor bis auf eine optische Überarbeitung weitestgehend im Originalzustand belassen wird, muss der Rahmen gehörig Federn lassen.

Der Auspuffanlage schenkt Frank besondere Aufmerksamkeit

Alle überflüssigen Anbauteile, Seitendeckel und Halterungen befördert Frank mit Hilfe des Trennschleifers in die Alteisentonne. Der Heckbereich wird hinter der Federbeinaufnahme gekappt und komplett neu aufgebaut und in Form gebracht. Der Tank einer Honda 500 T erfährt ebenso wie die Grundplatte des Sitzes diverse Anpassungsmaßnahmen, bevor sich beides ins angestrebte Bild fügt. Der Auspuffanlage schenkt Frank seine besondere Aufmerksamkeit.

In Idolen wie Valentino Rossi und Steve McQueen findet Frank seine Vorbilder. So ist die Honda in der Konsequenz zwar ein klassisches Bike, aber mit klaren Rennambitionen geschmückt

Stunde um Stunde fügt er Rohrstücke aus Edelstahl zusammen, punktet an, gibt hier etwas Material zu und trennt dort etwas ab – so lange, bis der Rohrverlauf seiner Vorstellung entsprechend an Ort und Stelle sitzt. Danach wird alles ordentlich durchgeschweißt. Es spricht für die Qualität der Arbeit, dass er die Schweißnähte abschließend nicht glättet, sondern im Rohzustand belässt. Der Rahmen und diverse Kleinteile gehen nach der Überarbeitung durch die Hände eines Kunststoffbeschichters und erstrahlen nun in seidigem Schwarz.

Farbcode der alten Messerschmitt-Bf-109-Jagdflieger

Für den Tank und seine Beschriftung hat Frank im Gegensatz zur Beschichtung des Rahmens etwas Besonderes vorgesehen. Nach einiger Suche im Internet stößt er auf den Farbcode der alten Messerschmitt-Bf-109-Jagdflieger und kombiniert diese alte Farbe mit dem Schriftbild, in dem die frühen Porsches ihren Namen zur Schau stellten. Das Bike ist fertig, die Unruhe bleibt. Während Frank mit seinem Cafe Racer den Asphalt seiner Stadt unter die Räder nimmt, hält er bereits Ausschau nach einer geeigneten Basis für ein neues Projekt. Und Fragen nach dem Preis der Honda hat es wohl auch schon gegeben.

 

Gasolin Alley Garage