Schon vor zehn Jahren drückte Thunderbike mit der Harley TB-RR seine Umbauten noch mehr in Richtung radikal

Was waren wir nervös damals vor zehn Jahren. Bis zur Abgabe unserer Druckunterlagen waren es nur noch wenige Stunden. Die Ausgabe war fertig gestellt, alles ist im Kasten, betextet, layoutet. Alles? Nein, eine einzige Story fehlte noch. In unserem Korrekturordner klaffte ein sechs Seiten großes Loch. Wie konnte das passieren, so eine gefühlte Ewigkeit nach Redaktionsschluss?

Harley TB-RR – Teile von der Stange

Nun, Thunderbike hatte 2014 angekündigt, ihr neuestes Werk bis kurz vor unserem Drucktermin fertigzustellen und umgehend zu fotografieren. Und das, was uns da angekündigt wurde, rechtfertigte locker jedes nervöse Kaffeetassennesteln. Selbstverständlich würden wir warten. Zur Not eine Nachtschicht einlegen. Der neue Production-Racer »TB-R Production-R«, kurz Doppel-R, war jeden Stress wert, denn es war damals eines der radikalsten Bikes, das in Deutschland gebaut worden war.

Thunderbike hat das erfolgreiche Design der TB-R 2.0 auf die Doppel R mit eigenem Rahmen adaptiert

Aufgrund der knappen Zeit mussten wir uns über die Fotos mit dem Motorrad vertraut machen. Live konnten wir die Harley TB-R erst später bewunderen. Die Infos der Thunderbiker gaben uns zudem Hilfestellung bei offenen Fragen. Radikal war das, was mit den Parts der Hamminkelner technisch machbar war und bis heute ist.

Harley TB-RR – Der Motor

Kaum zu glauben, aber hier wurden keine Spezialteile und Einzelanfertigungen verbaut, sondern ausschließlich zu Katalogzubehör der Hamminkelner Customprofis gegriffen. Unfassbar, diese Unbreakable-Gabel, die Einarmschwinge, das 26 Zoll-Hinterrad und auch sämtliche Anbauteile wie Scheinwerfer, Sitz oder Tank gibt es quasi zum Mitnehmen. »Ich nehme dann noch einen TB-R-Tank, besser gleich zwei«, oder so ähnlich. Davon hätten unsere Vorfahren feuchte Träume gehabt.

Kühlrippen finden sich an vielen Stellen des Motorrads, etwa Luftfilter oder Öltank

Nach dem ersten Erfolg der TB-R 2.0, einer mit ausgesuchten Thunderbike-Parts veredelten 2014er Harley-Davidson Breakout – hatten die Niederrheiner diesmal das Design der Räder und Gabel einfach auf die extremere Doppel R mit eigenem Rahmen adaptiert. Ganz so einfach wird es wohl nicht gewesen sein. Aber das Ergebnis war wirklich überzeugend. Betrachten wir die Details.

Optische Wuchtbrumme

Das Airride vorne und hinten ermöglicht cooles Parken bei großer Schräglagenfreiheit, einfach hoch- oder runterfahren. Thunderbike verspricht zudem eine ausgewogene Fahrwerksgeometrie und ein tadelloses Fahrverhalten. Wir kramen in unseren Hirnen nach Fahrerlebnissen mit extremen Thunderbike-Umbauten, erinnern uns an ausschließlich große Momente und glauben dieses Statement daher ohne Abstriche.

Detailarbeit: Gut verstecktes Rücklicht

Angetrieben wir das Bike von einem Motor aus Harley-Davidson-Produktion. Allerdings nicht von irgendeinem TwinCam, sondern dem großen 110 cui-V2, der damals die edlen CVO-Modelle aus Milwaukee anfeuerte. Dieses 1800er ist mit einem Sechsganggetriebe kombiniert, leistet 100 PS und drückt stolze 160 Newtonmeter auf den Asphalt.
Rund wird die Sache durch die sagenhafte Lackierung von Custompainter Ingo Kruse und Details wie die schwungvolle Vance&Hines-Auspuffanlage.Wer nur ein kleines bisschen auf radikale New-Age-Custombikes steht, der dürfte sich über sowas freuen. Vor allem darüber, dass solch krasse Motorräder allen Unkenrufen zum Trotz bis heute gebaut werden.

Info |  thunderbike.de

 

Dirk Mangartz