Michael zeigt uns seine Harley Shovel. Und wer einen solch sauberen Bobber baut, der hat unsere Aufmerksamkeit wahrlich verdient
»Es waren Freunde, die mir geraten hatten, sich an euch zu wenden. Sie sagten, ich solle es einfach mal versuchen«, erzählt uns Michael bei unserem Besuch. Für die Kumpels ist nun wohl ein Freibier fällig, denn ihr Drängen war Gold wert. Für Michaels sauberen Harley-Bobber gab es nämlich viele schöne Seiten im Magazin.
Harley Shovel mit sauberer Linie
Verwunderlich war unser Interesse nicht, wird Michaels Bike doch von einer wahnsinnig sauber getragenen Linie bestimmt und bringt die Bobber-Ideale quasi in Perfektion auf die Straße. Der Sozialarbeiter aus Bayern ist zurecht stolz darauf, einfach war der Weg zum Wunsch-Bobber freilich nicht.

Seit seiner Kindheit schraubte der Bayer hobbymäßig an Bikes. »Mofas, 50er, 80er, die übliche Karriere eben«, erklärt er ruhig, später versuchte er sich an XS 650 oder Enduros, mal »nur« restauriert, mal richtig umgebaut. 2007 landete schließlich die erste Harley in seiner Garage, die 78er FLH wurde zwar ebenfalls customized, der Wunsch nach einem Starrrahmen war trotzdem allgegenwärtig.
Rigid Frame, heiß ersehnt
2011 bekam Michael die Möglichkeit, die Shovel Baujahr 1978 eines Bekannten günstig zu kaufen. Er schlug zu, riss das Bike direkt komplett auseinander und verkaufte bis auf Motor und Getriebe sämtliche Teile. Vom Erlös leistete er sich endlich den ersehnten Rigid-Frame, einen original Harley-Wishbone-Rahmen aus dem Jahr 1948, und begann mit dem Aufbau seines Bobbers.

»Die Linie war von Beginn an klar, so flach wie möglich sollte sie werden«, erzählt der Selbstschrauber. Die Räder inklusive Bereifung hatte er noch in seinen Werkstattbeständen, die 16-Zoll-Felgen in gleicher Größe vorne und hinten passten ideal zum Wunsch nach einem flachen Umbau. Bei der Wahl der Gabel musste Michael da schon länger überlegen, entschied sich aber letztlich für die original Springergabel, »weil die einfach zu diesem Rahmen gehört«.
Scheiben statt antiker Trommeln
Anders die Entscheidung über die richtigen Bremsen. Da der Bobber zum Fahren taugen sollte, setzte unser Vizemeister auf moderne Scheibenbremsen anstatt antiker Trommeln, die passenden Adapterplatten entstanden in eigener Fertigung. Dazu waren Mid-Controls für ihn sehr wichtig, mit einer vorverlegten Fußrastenanlage hätte er sich nicht anfreunden können, wie er erzählt. Da passende Fußrasten nirgendwo zu finden waren, baute er sie kurzerhand aus Aluminium selbst.

Ähnlich die Auspuffanlage: »Ich wollte sie genau so haben, hochgelegt und parallel verlaufend.« Da der Markt auch hier nix exakt Passendes hergab, sind auch die Rohre komplett handmade. Ebenso nahm er sich der Elektrik komplett allein an, versah die Shovel der sauberen Linie wegen lediglich mit Minitastern. Alle Parts wie Rahmen, Gabel, Felgen und Kleinteile sind mattschwarz lackiert oder pulverbeschichtet, nichts soll die Optik stören.
Babyblau dank der Frau
Die babyblaue Lackierung mit den klassischen Scallops auf dem Tank ist da schon fast als bunt zu bezeichnen. »Meine Frau war der ausschlaggebende Punkt in diesem Fall. Ihr gefiel die Farbe so gut«, schmunzelt Michael. Und sie lag völlig richtig, denn immerhin hat der saubere Bobber am Ende auch uns überzeugt. Glückwunsch!

Arbeitet seit 1996 für den Mannheimer Huber Verlag, gehört seit 2005 zum festen CUSTOMBIKE-Magazin-Team und steuert seit 2013 das ansonsten männerbevölkerte CUSTOMBIKE-Schiff als Chefredakteurin. Beruflich hat sie jeden großen und kleinen Customtrend der letzten zwanzig Jahre mitgemacht, glaubt aber letztlich an den Erfolg von Bodenständigkeit und Konstanz – auch die Maxime für die Arbeit an Deutschlands ältestetem Magazin für umgebaute Motorräder. Sie selbst pflegt beste Kontakte in die Umbau- und Schrauberszene, nicht nur in Deutschland, weiß meistens genau, wer gerade an was baut, und berichtet mit Vorliebe über die Geschichten hinter den Motorrädern und über echte Petrolheads, die das Customizing von ganzem Herzen leben. Fürs private Zweiradglück genügt ihr eine Honda CB 400 Four, mit Baujahr 1977 gerade mal ein Jahr älter als die Chefin. Aktuell steht die Honda allerdings auf der heimischen Hebebühne und soll bald in neuem Glanz erstrahlen – a bikers work is never done.