Wer echtes Abenteuer sucht, der kann mit etwas Glück auf einer klassischen Harley-Davidson XLH 900 Himmel und Hölle erleben.
Schon mal davon gehört, dass Rallye-Piloten privat im Kia Carnival unterwegs sind? Oder Speed-Boat-Kapitäne mit dem Holland-Rad? Wohl kaum. Denn wer beruflich mit spannendem Gerät zu tun hat, der will oft auch in der Freizeit keine 08/15-Ware bewegen. So jedenfalls ging es Torsten.
Aufregend bitte
Als Flight Engineer bei der Bundeswehr sitzt er werktags im Hubschrauber, und nun suchte er nach einer fahrerischen Herausforderung fürs Wochenende und für die abendliche Runde. »Ich wollte halt auch auf dem Boden ein aufregendes Fortbewegungsmittel«, so der Niedersachse.

Als er dann von einer teilzerlegten Harley-Davidson Sportster 900 von 1968 hörte, griff er sofort zu. Aus dieser archaischen Rüttelplatte, die beinahe ausschließlich aus zwei Rädern und einem gusseisernen Motor besteht, müsste sich doch ein Zweirad-Abenteuer zusammenschrauben lassen, dachte sich der Helicopter-Mann.
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Der Vorbesitzer der 900er hatte das Bike einst aus Kanada geholt und mit der Restaurierung begonnen, diese aber nicht zu Ende geführt. »Er hat wohl ziemlich schnell die Lust am Schrauben verloren«, grinst Torsten, der nun noch einmal von vorn beginnen musste. Da er ohnehin einen traditionellen Old School-Bobber mit Starrrahmen bauen wollte, störte ihn diese Tatsache allerdings kaum – schließlich war die Sporty bezahlbar.

Er verbaute also ein geschraubtes starres Heckteil – »das gab‘s bei Custom Chrome für 250 Euro« – und klassische 5.00 x 16-Reifen auf pulverbeschichteten FLH-Rädern. Eingespeicht in Edelstahl und mit Industrielagern versehen, waren die Räder als wichtiges Stilelement nun also fertiggestellt. Eine Harley Springer-Gabel in originaler Länge und optimierte Trommelbremsen ergänzten den Umbau: »Ich habe vorne schon eine Duplex-Trommel genommen, aber richtig bremsen geht doch noch anders«, so der Techniker.
Harley-Davidson XLH
Anbauteile wie den Sattel, Öltank oder Kennzeichenhalter baute Torsten selbst, die an den XL-Rahmen angepassten Trittbretter waren ursprünglich für eine Roadking vorgesehen. Dem Sportster-Motor half Torsten mit einem S&S Super B-Vergaser auf die Sprünge, allerdings zeigen die Handschaltung und die manuelle Zündverstellung, dass es dem Hubschrauber-Techniker weniger auf Speed als vielmehr auf Old Style und das Bezwingen der Mechanik ankommt.

Auch wenn die 900er bei Ausfahrten mit seinen Evo- und TwinCam fahrenden Kumpels immer ein wenig zu langsam ist, hat die alte Dame ihr Soll vollends erfüllt: sie rappelt, strengt hölle an, kann nur von Könnern bewegt werden und verlangt ständig nach Werkzeug – für Torsten echte Entspannung.














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