Aus Teilen einer Harley-Davidson Model J, einer BSA und einer Royal-Enfield bastelte sich ein findiger Finne seinen anachronistischen Chopper
Wie oft habt ihr schon einen Harley-Davidson Model J-Chopper aus den Zwanzigern gesehen? Pekka Poramo aus Tampere in Finnland zuckt mit den Schultern: »Ich habe versucht, das Bike original aufzubauen. Aber dann passierte es einfach.« Original ist an seinem Bike nämlich nicht wirklich viel.

»Ich wurde zu stark beeinflusst von diesem Steam Punk-Ding, was sollte ich da machen?« winkt Pekka ab. Der Fabrikarbeiter interessierte sich bereits als Kind für antike Technik, auch das Hobby seines Vaters – klassische Dampflokomotiven – blieb nicht ohne Einfluss auf den jungen Finnen. Nach einigen konventionellen Russenbikes entdeckte Pekka zunächst Chopper für sich. »Die meisten waren mir aber zu langweilig. Ich wollte irgendwann ein Bike, dass keinen Regeln unterliegt, außer, dass es eben fahren muss.«
Für mich nur steinalt
Da er sich nun einmal vorrangig für alte Dinge interessiert, suchte er konsequent nach einem wirklich antiken Motor. Diesen fand er für 800 Euro in Schweden: Einen wechselgesteuerten Harley-Davidson Model J-V2 von 1920. Weil kein passender, originaler Rahmen aufzutreiben war, und es um ihn ja ohnehin bereits passiert war (siehe oben), machte Pekka einen BSA Frontrahmen und ein Royal Enfield-Heckteil bereit für die Paarung mit dem V2-Oldie.

Ein 1926er Dreigang-Getriebe aus dem Hause Harley-Davidson vervollständigte den Materialmix. Nun begann für den Finnen die Zeit der Handarbeit. Er fertigte die geschwungene Gabel in bester Steam Punk-Tradition, passte einen Fahrradsattel und große Trittbretter an, er drehte eine Radnabe fürs Vorderrad und verbaute einen Karbid-Scheinwerfer aus der Frühzeit der motorisierten Fortbewegung. »Im Dunkeln will ich eh nicht fahren. Den Scheinwerfer anzumachen ist eine mörder Arbeit«, zeigt sich Pekka kompromissbereit.
Harley-Davidson mit zwei Vergasern
Seiner eigenen bizarren Logik folgend, entschied er, dass ein V2 auch zwei Vergaser und zwei Zündmagnete haben müsse. Also bastelte er zwei Schebler-Gasfabriken und zwei Mars-Magnete aus finnischer Fertigung an sein Uralt-Triebwerk. »Ich musste dafür die Ölpumpe verlegen, aber was sollte ich tun? Es passierte halt einfach so …«

Pekka jedenfalls ist glücklich mit seinem Gerät: »Anders als mit den Motorrädern, die ich vorher hatte, wird es mir auf dem Steam Punk Chopper nicht langweilig. Niemals« Vielleicht ist auch nach finnischen Gesetzen nicht alles legal an der alten 1000er. Aber wer bitteschön kennt sich mit Bikes aus den Zwanziger Jahren aus, und wer würde ein solche skurriles Juwel von der Straße verbannen wollen?
