In der Regel wird der Power Cruiser sportlich umgebaut – und so wie hier, habt ihr eine Harley-Davidson V-Rod sicher noch nicht gesehen

So spektakulär wie die Optik der Harley-Davidson V-Rod, so interessant ist die Geschichte dahinter. Mats lebt in der Nähe von Malmö und fährt seit seinem siebenten Lebensjahr motorisierte Zweiräder. Angefangen beim Mofa, arbeitet er sich bis zu einer Kawasaki Z 900 hoch. Mit der legt er sich allerdings eines Tages auf die Nase. »Ich hatte vergessen den Seitenständer einzuklappen und in einer Kurve hat es mich ausgehebelt«, erzählt uns der Südschwede. »Ich verletzte mich und verlor meinen Gleichgewichtssinn. Es dauerte Jahre, bis ich wieder geheilt war.« 

Auf eine Savage folgt die V-Rod

Bei einem Familientreffen, zu dem einige Verwandte mit Bikes vorfahren, fragt Mats, ob er mal eine Proberunde drehen darf. Sofort hat er das Gefühl, als ob all die Jahre zwischendrin wie weggewischt wären. Er holt sich eine Suzuki Savage, die er aber nur wenige Kilometer fährt. Dem Angebot einer günstigen Night Rod kann er nicht widerstehen. Allerdings soll die nicht serienmäßig bleiben. Im Custom Shop Apes & Flames wird sie zum veritablen Cafe Racer umgebaut. Der sieht zwar gut aus, ist Mats aber noch nicht radikal genug. Er verkauft das Schmuckstück und holt sich eine V-Rod von 2002. Sie ist sein eigenes Geburtstagsgeschenk zum 50. und soll etwas ganz Besonderes werden.

Gut getarnt: Hinter dem abenteuerlichen Wüsten-Outfit mit Schlauchgewürm und Klappspaten versteckt sich eine 2002er Harley-Davidson V-Rod

Im Laufe der Jahre hat Mats einiges an altem Material angehäuft. Nun will er es für den Umbau des Bikes nutzen. Wieder soll Arvid, der Chef bei A&F, den Job übernehmen. Der wehrt sich zwar mit Händen und Füßen, gibt dann aber nach. An der technischen Grundlage muss – bis auf den kurzen Auspuff von Toxic Inc. – nicht viel verändert werden. Dafür aber an der Optik.

Auch die Blinker sind verkleidet

Nach der Demontage werden viele Originalteile arbeitslos. Lochblech und Parts aus Mats’ Sammlung nehmen ihren Platz ein. So stammt das Dashboard von einem alten Hubschrauber, der Klappspaten aus Armeebeständen. Der sandfarbene Lack tut ein Übriges. Eigentlich will Mats auch noch Stollenreifen verbauen, leider gibt es die nicht in 180er-Breite. Daher müssen es eben Straßenreifen tun.

Harley-Davidson V-Rod – Geheimer Prototyp?

So entsteht mit viel Liebe zum Detail ein Bike, das für Gesprächsstoff sorgt. Der witzige Mats stellt auf einer Bikeshow ein großes Schild neben seinen Wüstenrenner. Auf dem erklärt er, dass es sich um einen supergeheimen Prototyp aus der Zeit des 2. Weltkriegs handelt, mit dem die Amis den deutschen BMW R 75 Paroli geboten haben.

Weil Mats keine passenden Off-Road-Reifen auftreiben konnte, müssen es eben schnöde Straßenpneus tun

Angeblich ist er dann verschollen, wird 1953 in der ägyptischen Wüste bei El Alamein wiederentdeckt und steht jahrelang in Großbritannien in einer Scheune. Mats, der beim Fahren gern noch passende Khakikleidung trägt, feixt: »So mancher Normalobürger glaubt die wirre Geschichte.«

 

Müller/Charles