Markus’ Harley Twin Cam gerne ist ein Hybrid aus modernem V2 und klassischem Rahmen und alles andere als ein Bobber
Es sollte ein Bobber werden«, erklärt Markus, »und alle nennen die Harley viele Freunde auch so.« Dabei kommt der Twin Cam schmalbereift und reduziert zum Fototermin ins Mannheimer Hafeneck. »Wie das halt beim Umbauen so ist, es kommt oft anders als man denkt«, Markus lacht. Der gelernte Schlosser und Kfz-Mechaniker weiß, was er tut. Das ist schon immer so.
An Harley schrauben, um sich selbst eine leisten zu können
Gebastelt hat der Mannheimer immer, er kommt aus bescheidenen Verhältnissen, selbst eine Kreidler war zu Jugendzeiten ein unerreichbarer Traum. Billigste Motorräder schusterte er sich deshalb selbst zusammen, nach einem Mopped-Unfall landete er für ein dreiviertel Jahr im Krankenhaus und nahm später erste Jobs in der Gastronomie an. »Ich hatte das Gefühl, auf der falschen Seite der Theke zu stehen«, schmunzelt Markus. An der Liebe zu Motorrädern änderte das alles aber nichts, an der zum Umbauen auch nicht. »Letztlich habe ich angefangen, an Harleys zu schrauben, damit ich mir selbst irgendwann eine leisten konnte«, sagt er. Heute ist sein »Werk Mannheim« einer der Dreh- und Angelpunkt der Harleyszene in Mannheim, dem Rhein-Neckar-Delta und darüber hinaus.
Für seinen geplanten Bobber hatte Markus einen Twin Cam-Motor vorgesehen, einen Starrrahmen Marke Santee hatte er außerdem noch rumliegen. Der Rahmen war lange Zeit regelmäßiger Gast auf der Werkbank, verschiedene Motoren hatte der Mannheimer reingebastelt. Letztlich entschied er sich aber, die endgültige Hochzeit zwischen dem Santee und eben jenem TwinCam zu feiern und mit dieser Kombination seinen Komplettumbau entstehen zu lassen.
Der Motor blieb original
Da er bei der Arbeit Wert auf eine wirklich gut fahrbare Maschine legte, blieb der Motor mit seinen knapp 1500 Kubik quasi original, wird allerdings mit dem Ultima-Sechsganggetriebe aufgewertet. Der BSL-Auspuff mit den knackig kurzen Rohren spuckt laut und bollernd. Der offene Belt, den Markus als Sekundärtrieb verbaute , fährt sich zwar deutlich ruppiger, aber auch irgendwie erdiger und mit besserer Kupplung und guter Gasannahme.
Die wird mittels original Speichenrädern, vorne mit 21, hinten mit 18 Zoll auf die Straßen übertragen. Bei der Bremsanlage setzte der Mannheimer auf moderne Scheiben, die Fahrbarkeit im Fokus. Für eine klassische Optik trotz aktuellem Aggregat sorgen die ausgewählten Teile, die im »Werk Mannheim«verbaut wurden. Eine Springergabel stand ganz oben auf der Wunschliste, durch den Bonanza-Lenker on top entstand ein Stil, der seit den »Sons of Anarchy« vor allem in den USA sehr beliebt und häufig zu sehen ist.
Harley mit cleanen Armaturen und Minimaltacho
Die cleanen Armaturen stammen von Ness, und um einen Minimaltacho zu verbauen, muss man nicht zwangsläufig auf motogadget zurückgreifen, Markus entschied sich fürs klassische Rundinstrument von Moto Detail. Hinten darf ein Sparto-Rücklicht auf dem handmade Fender thronen, die überarbeiteten Kellermänner sind ins Rücklichtgehäuse integriert.
»Und man muss keineswegs und auf Krampf alles verändern, um ein ordentliches Motorrad zu bauen«, ist sich Markus außerdem sicher. So blieb der Öltank nach langer Überlegung einfach so, wie er war, weil »er einfach perfekt passte und jede Veränderung ihn schlechter gemacht hätte«. Blieb noch die Farbgebung für den Bobber, der keiner ist. »Ich wollte ihn eigentlich komplett in Bare Metal lassen, aber mein Lackierer überzeugte mich vom Gegenteil«, erzählt Markus.
Gegensätze in den Lackfarben
Bei House of Colors entstand der braune Lacksatz, mit Pinstripes gekrönt. Und bietet so einen interessanten Gegensatz zum beigefarbenen Rahmen. Während wir noch über die TwinCam sprechen, plant der Mannheimer schon wieder neue Sachen: »Wir wollen ja nicht stehenbleiben, oder?«
Arbeitet seit 1996 für den Mannheimer Huber Verlag, gehört seit 2005 zum festen CUSTOMBIKE-Magazin-Team und steuert seit 2013 das ansonsten männerbevölkerte CUSTOMBIKE-Schiff als Chefredakteurin. Beruflich hat sie jeden großen und kleinen Customtrend der letzten zwanzig Jahre mitgemacht, glaubt aber letztlich an den Erfolg von Bodenständigkeit und Konstanz – auch die Maxime für die Arbeit an Deutschlands ältestetem Magazin für umgebaute Motorräder. Sie selbst pflegt beste Kontakte in die Umbau- und Schrauberszene, nicht nur in Deutschland, weiß meistens genau, wer gerade an was baut, und berichtet mit Vorliebe über die Geschichten hinter den Motorrädern und über echte Petrolheads, die das Customizing von ganzem Herzen leben. Fürs private Zweiradglück genügt ihr eine Honda CB 400 Four, mit Baujahr 1977 gerade mal ein Jahr älter als die Chefin. Aktuell steht die Honda allerdings auf der heimischen Hebebühne und soll bald in neuem Glanz erstrahlen – a bikers work is never done.
MARKUS- das Teil ist richtig grosses Kino, Chapeau!!!