Brandon Holstein baut Cafe Racer erster Güte, auch diese Harley-Davidson Sportster trimmte er famos auf sportlich
Alles kann verbessert werden. Dieser Gedanke ist der Grund, warum ich Motorräder baue. Von meinem ersten Bike an, einer 88er Sporty.« Der gebürtige Hawaiianer Brandon Holstein reflektiert klar, warum er tut, was er tut.
The Speed Merchant
Wir sitzen in dem kleinen Laden, den er zusammen mit seinem Freund Dan Begakis vor ein paar Jahren gründete. »The Speed Merchant«, die Geschwindigkeitshändler, nennen sie sich. Brandon baut alle Promobikes der kleinen Firma unter seinem Unterlabel »Brawny Built«. Dagegen entwickelt »Denver-Dan«, wie ihn alle nennen, Zubehörparts, die Harleys und Triumphs noch besser, noch schneller, noch tauglicher machen.
Brandon und Dan gehören außerdem den »Sinners SoCal« an, einer illustren Gemeinde aus coolen Typen. Und last not least wäre da noch relativ neu im Boot Mark Kawakami, der sich um Website, Fotos und Merchandise der kleinen Bude kümmert.
Sportstgeist für die Harley-Davidson Sportster
Ein teuflisches Trio, das es sich auf die Fahnen geschrieben hat, puren Sportsgeist zu bauen und unters Volk zu bringen. »Die sportlichen Bikes werden mehr«, sinniert Brandon. »Wir sind hier in LA in einem Moloch, den ich alltäglich mit dem Bike bezwinge. Dafür brauchst du keinen Open-Road-Chopper, sondern taugliches Gerät. Potent, schnell, jeder Situation gewachsen.
Mein Umfeld bestimmt, was für Moppeds ich baue. Und mein Umfeld ist LA. Aber ich beobachte auch in anderen Städten, dass die Sportbikes immer mehr kommen. Da wächst etwas, ich bin mir sicher.« Mit seinem aktuellen Umbau »The Mako« legte Brandon einen Performance-Ritt deluxe hin. Entgegen seiner Gewohnheiten – alle Motoren in seinen Umbauten sind heftig modifiziert – gab er zunächst das Sportster-Aggregat in fremde Hände.
Power für den V2
Bei den Spezialisten von »Mach Modified« in New York wurde der V2 einer Komplettkur unterzogen. Big-Bore-Kit, bearbeitete Zylinderköpfe, neue Ventile, einstellbare Stößel, Flat-Top-Kolben und vieles mehr wanderten in den V2, der nebenbei auch ein wenig Gewicht verlor. Alle Einstellungen wurden per Hand vorgenommen, mehrfach wurde auf dem Leistungsprüfstand getestet, bis ein perfekt getunter Motor zurück nach Los Angeles ging.
Den optischen Part übernahm nun wieder Brandon, der das Bike in vier Monaten und vielen langen Nächten zur Vollendung trieb. Um dem Sportsgeist früherer Tage gerecht zu werden, entschied er sich, der Front eine Lampenverkleidung zu zimmern. Das wohl auffälligste Detail fertigt er aus leichtem Fiberglas, versenkte einen winzigen LED-Scheinwerfer darin, alle Kabel laufen von außen unsichtbar hinter der Fairing.
Harley-Davidson Sportster mit jeder Menge Eigenbau
Doch wer darin den schwierigsten Brocken vermutet, der irrt. Denn Brandon baute auch alle anderen Teile wie den Tank mit den typischen Knieeinschlüssen, Sitz-Heck-Kombi, Schwinge, Hilfsrahmen, Auspuffanlage und vieles mehr selbst. Lediglich Teile wie Fußrasten, Lenkergriffe und Armaturen konnte er aus dem eigenen »Speed Merchant«-Fundus nehmen.
Dazu versah er Aufnahmeplatten, Verkleidung und Spoiler mit einzelnen Lochbohrungen, »Hey, das ist ein Speedbike.« Akribisch arbeitete er seine To-do-Liste ab, die Zeit wurde trotzdem zum Problem. Das Bike musste pünktlich zur im Juni stattfindenden Born Free Show und zur anschließenden »Ton Up«-Ausstellung des Fotografen Michael Lichter fertig werden. »Verdammt, es war ein brutales Stück Arbeit und ich sollte jetzt eigentlich mal Urlaub machen«, stöhnt Brandon, der alles rechtzeitig finishen konnte.
Ach, einmal nach Deutschland
Aber das mit dem Urlaub wird schwierig, schließlich stehen die neuen Projekte schon bereit. Eine Harley-Davidson Sportster mit Monofederung will er bauen und eine T100-Triumph plant er auch gerade in seinem Kopf. Und nebenbei muss ja auch noch Geld verdient werden. »Und hey, ich würde auch gerne mal nach Deutschland kommen«, erzählt er. Wir hätten nichts dagegen, denn solche Bikes, die funktionieren überall auf dieser Welt.
Info | thespeedmerchant.net
Arbeitet seit 1996 für den Mannheimer Huber Verlag, gehört seit 2005 zum festen CUSTOMBIKE-Magazin-Team und steuert seit 2013 das ansonsten männerbevölkerte CUSTOMBIKE-Schiff als Chefredakteurin. Beruflich hat sie jeden großen und kleinen Customtrend der letzten zwanzig Jahre mitgemacht, glaubt aber letztlich an den Erfolg von Bodenständigkeit und Konstanz – auch die Maxime für die Arbeit an Deutschlands ältestetem Magazin für umgebaute Motorräder. Sie selbst pflegt beste Kontakte in die Umbau- und Schrauberszene, nicht nur in Deutschland, weiß meistens genau, wer gerade an was baut, und berichtet mit Vorliebe über die Geschichten hinter den Motorrädern und über echte Petrolheads, die das Customizing von ganzem Herzen leben. Fürs private Zweiradglück genügt ihr eine Honda CB 400 Four, mit Baujahr 1977 gerade mal ein Jahr älter als die Chefin. Aktuell steht die Honda allerdings auf der heimischen Hebebühne und soll bald in neuem Glanz erstrahlen – a bikers work is never done.
Erinnert mich an die Egli Vincent, endlich baut jemand Motorräder ohne Wulfstreifen für Affen auf Schleifsteinen.
Toll, evtl kommt auch bald eine Touren Maschine ohne überflüssige Accessoires.
Danke